(USA/CANADA 1991 – TV-Film) Omen IV - Das Erwachen / A Profecia IV: O Despertar Regie: Jorge Montesi, Dominique Othenin-Girard Drehbuch: Brian Taggert, Harvey Bernhard Musik: Jonathan Sheffer (Omen III and Omen-Themes by Jerry Goldsmith) Darsteller: Faye Grant, Michael Woods, Michael Lerner, Asia Vieira
Die Geschichte der Wiedergeburt des Teufels als unschuldiges Kind ist eine Geschichte voller Mißverständnisse. Zwar hatte der gefallene Engel schon früher seine Schergen ausgeschickt um Kinder zu übernehmen und sie zu gymnastischen Großleistungen und kreativer Sprache zu verführen (The Exorcist – 1973, Abby – 1974, Magdalena vom Teufel besessen – 1974), aber erst mit „The Omen“ (1976) kam er erstmals auf die Idee sein eigenes Kind auf die Welt zu schicken. Trotzdem die Kritiker ihn als bloße Nummernrevue mit einer Abfolge von absurden Toden ansahen, war Richard Donners Film, nicht zuletzt auch dank der guten Besetzung, ein Überraschungserfolg. Für die unausweichliche Fortsetzung besann man sich dann auf die Kritiken und präsentierte „Damien: Omen II“ (1978) tatsächlich als eine Art Nummernrevue und da immer noch genug Gold in den Geldspeicher floss wurde die Trilogie dann auch mit „The final conflict“ (1981), zwar nicht sonderlich unterhaltsam, aber doch logisch, abgeschlossen. Am Ende musste Damien (mittlerweile von Sam Neill verkörpert) dann zur Hölle fahren, da die Gegenseite halt doch mehr Erfahrung mit dem Thema „Sohn auf die Erde schicken“ hatte. Kein Wunder, dass der Film mit einem solch negativen Ende dann auch nicht sonderlich erfolgreich war. Das zusätzlich im Originaltitel noch nicht einmal ein Hinweis auf die Zugehörigkeit zur Serie zu finden war, half dahingehend auch nicht. Aber warum nun diese überlange Einleitung? Nunja, zuerst einmal möchte ich es so lang wie möglich hinziehen mich über „Omen IV“ zu äußern und dann möchte ich auch absolut klar machen, dass es keinerlei wirklichen Grund gab, über eine Fortsetzung der Serie (oder gar einen Re-Boot, aber sowas gab es damals ja auch weniger häufig) nachzudenken. Das Franchise (damals natürlich nicht so genannt) war tot, die teuflische Leinwandpräsenz lockte in den frühen 80ern niemanden mehr in die Kinos, die kreativen Tode waren in einer Zeit, in der Fulci Augäpfel mit Rasierklingen in Widescreen zerteilte, auch kein Grund mehr sich vom Videorecorder zu entfernen.
10 Jahre später...
...beschloss irgendein, wahrscheinlich vom Bösen besessener, Manager bei FOX-TV dass es nun an der Zeit sei für eine Wiedergeburt der Wiedergeburt des Teufels. Aus der Portokasse kratzte man ein Minimalbudget zusammen und verpflichtete mit Brian Taggert einen Drehbuchautoren, der in den achtzigern einen recht guten Lauf im SciFi und Horrorgenre hatte und beauftragte ihn das Thema zu aktualisieren. Herausgekommen ist ein wirres Gemisch aus Motiven der Vorgängerfilme, dessen originellste Idee es ist, dass Damien jetzt Delia heisst und tatsächlich weiblich ist. Sie wird zu Anfang des Filmes von einem aufstrebenden jungen Politiker und seiner Frau (Überraschung) adoptiert. Während das niedliche Mädchen heranwächst geschehen in ihrer Umgebung fürchterbare „Unfälle“. So stürzt zum Beispiel ein Kindermädchen aus einem Fenster (Wow, wo hab ich das schon mal gesehen) und ein gerade erst eingeführter Charakter wird nach zwei Sätzen durch eine Glasscheibe einen Kopf kürzer gemacht (hmmh, kommt mir bekannt vor). Irgendwann wird das Kind auch von einem großen Hund vor einer engen Beziehung mit der Motorhaube eines Trucks gerettet und der Hund dafür von der Familie aufgenommen (Ach nee). Sicherlich gibt es einige kleinere Abweichungen, so wird in der ersten halben Stunde eine Gruppe von Esotherikern eingeführt und die Boshaftigkeit von Delia von einem Kirlian-Photographen[1] festgestellt. Dieser Seitenstrang wird aber eine Werbepause später vergessen und durch einen Gastauftritt des großartigen Michael Lerner ersetzt, der als mürrischer Privatdetektiv mit einer Vorliebe für Katzen, den Film mal plötzlich für die nächsten 30 Minuten an sich reißt, bevor ihn eine Abrissbirne trifft und wir – mit einem Schnitt auf ein in die Pfanne spritzendes Ei - wieder in der Haupthandlung landen. Im letzten Drittel des Filmes wird Delias Adoptivmutter dann plötzlich doch noch schwanger, ein Brüderchen kommt zur Welt und der Film beginnt sozusagen ein weiteres Mal, bevor er dann dürftig endet.
Wattenscheiß!
„Omen IV: The Awakening“ verspricht zuerst einmal das Falsche, denn tatsächlich hatte ich größe Mühe wach zu bleiben und musste ihn auf drei Abende verteilen. Mit (filmischer) Scheiße ist das halt wie mit Schokoladenpudding – man kann nur eine gewisse Menge davon zu sich nehmen ohne dass sich eine gewisse Übersättigung einstellt. Sicherlich muss man bei einem TV-Film einige Abstriche machen. Omen IV sieht halt aus wie ein typisches Fernsehprodukt aus den 90ern. Vieles, was sich als ein Setpiece geeignet hätte wird halt nur durch Dialoge vermittelt, die Kulissen sind simpel aber effektiv genug und die Darsteller sind durchschnittlich. Besonders deutlich wird letzteres leider bei der Kinderdarstellerin Asia Vieira, die in keiner einzigen Einstellung wirklich bedrohlich oder gar unheimlich wirkt und bei dem Auftritt von Charakterdarsteller Michael Lerner, der – wie bereits erwähnt – den Film für 30 Minuten an sich reißt und alleine durch seine Präsenz die Schwächen des ihn umgebenden Ensembles aufzeigt. Ebenfalls auf seine TV-Wurzeln zurückzuführen ist natürlich der geringe Härtegrad des Filmes. So konnte man hier offensichtlich nicht darauf verzichten, die Highlights des Originalfilmes zu zitieren, konnte aber natürlich nicht einen David Warner Kopf in Zeitlupe durchs Bild rollen lassen. So nutzte man den, schon seit den 30er Jahren eingesetzten, „überraschenden Schnitt“ auf ein ähnliches Objekt, diesmal einen Plastikball. Zugeben muss man aber, dass man in einigen wenigen Szenen tatsächlich die Handschrift von Regisseur Dominique Othenin-Girard erkennt, der ja damals mit „Halloween 5“ einen – zugegeben überflüssigen, aber doch – recht ansehnlichen Genrebeitrag geliefert hat. Der Aufbau einiger Sequenzen ist durchaus interessant und atmosphärisch, die Auflösung allerdings zumeist eher fernsehmässig. Zusätzlich wird nun aber auch noch ein gewisser Jorge Montesi mit als Regisseur genannt. Nun ist es recht schwer etwas darüber herauszufinden, was hinter den Kulissen der Produktion stattfand, aber es ist schon recht deutlich, dass hier nicht zwei Leute mit- sondern gegeneinander gearbeitet haben, so daß es teilweise sogar mitten in Szenen, die in einem einzelnen Raum spielen zu Stilbrüchen kommt. Schwer zu beschreiben, aber leicht zu sehen. Allerdings verfügt der Film tatsächlich über ein großes Highlight und somit zumindest einen Grund, die Scheibe mal für ein paar Minuten in den Player zu werfen. Wie aus den Credits ersichtlich stammt die Filmmusik ja von Jonathan Sheffer. Seine Arbeit kann man als Bilduntermalung sehen und es bleibt auch wenig davon hängen, denn, wie ebenfalls in den Credits vermerkt, nutzt der Film ja auch die Originalmusiken aus Omen und Omen III von Altmeister Jerry Goldsmith – und zwar zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Eine davon ist der Moment, in dem Michael Lerners Privatdetektiv – ungefähr bei 1:10:00 - von Visionen gepeinigt durch Torontos Straßenschluchten läuft. In einer dunklen Ecke wird er von einer Horde „Zombies“ gestellt, die Goldsmiths „Ave Satani“ per Halbplayback singen und sich benehmen, als wäre sie im Thriller Video. Das muss man einfach gesehen haben, den Rest des Filmes eher weniger.
dia
[1] War in den 70ern recht beliebt in Aluhutkreisen. Hier wird das Photo allerdings, im Gegensatz zur üblichen und aufwendigen Technik, in einer Kirmenbude in einem Sekundenbruchteil geschossen und kommt sofort entwickelt aus der Kamera – nicht schlecht...
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