(USA 1981) Barbaras Baby - Omen III / A Profecia III - O Conflito Final / De sju knivarna - Omen III / Tegnet III: De Syv Knive
Regie: Graham Baker Drehbuch: Andrew Birkin, David Seltzer Musik: Jerry Goldsmith Darsteller: Sam Neill, Rossano Brazzi, Don Gordon
Nachdem in den vorangegangenen Teilen sämtliche Hindernisse beseitigt wurden, steht Damien Thorn im dritten Eintrag zur „The Omen“-Reihe nun endlich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Er ist Chef des Thorn-Konzerns, knetet mühelos den amerikanischen Präsidenten zurecht um eine Stelle als US-Botschafter in Großbritannien sowie als Kinderbeauftragter der UNO zu bekommen und verfügt über eine stetig wachsende Schar von Anhängern und Helfershelfern, die mit ihm auf die Herrschaft des Bösen und das Ende der Welt hinarbeitet. Durch diese Ausgangssituation hätte „The Final Conflict“ [1] durchaus das Potential zu einem geradezu shakespearschen Königsdrama, denn vergleichbar mit beispielsweise „King Richard III.“ steht diesmal endgültig der Schurke voll im Mittelpunkt, wohingegen seine Widersacher noch blasser bleiben als William Holden im zweiten Teil. Doch hiermit kommen wir gleich zu Beginn zur größten Schwachstelle des Films: wo es Shakespeare oder auch Friedrich Schiller in seinem Stück „Die Räuber“ gelingt, ihre titanischen Frevler gegen jedes Gesetz zumindest für die Dauer eines Theaterstücks zum Sympathieträger zu machen, so dass man als Zuschauer seine moralischen Skrupel vergisst und ihnen insgeheim die Daumen drückt, bleibt der diesmal von Sam Neill in seiner ersten größeren Rolle gespielte Satansbraten Damien zu abstrakt und unnahbar, um Sympathie oder wenigstens Anteilnahme zu wecken. Zwar verkörpert er als Sohn des Teufels noch mal ein ganz anderes Kaliber an Unmenschlichkeit als die zahlreichen intriganten Strippenzieher, die im Globe Theatre auf- und abtreten durften, doch es gelingt dem Film nicht – möglicherweise schreckten die Macher aber auch einfach davor zurück – Damiens Fähigkeiten in der Manipulation der Massen adäquat zu vermitteln. Tatsächlich fragt man sich in der Szene, in der er sich immerhin direkt an seine Jünger wendet sogar, wie man mit dieser Grimassenschneiderei auch nur eine Handvoll Leute begeistern kann, da jede drittklassige Hitler-Persiflage überzeugender ausfällt. Selbst die den diversen Schriften von Friedrich Nietzsche entlehnte Hauruck-Polemik gegen das Christentum, die Damien in einem langen Monolog einer Christusfigur an den Kopf wirft lässt jeglichen seduktiven Charakter vermissen – anstatt durch eine blasphemische Verklärung des Bösen das Publikum gewissermaßen zum Komplizen zu machen und dadurch zur Reflektion über die gängige Moral zu zwingen bleibt man lieber strukturkonservativ auf sicherem Terrain und verschenkt die Chance eines zumindest zeitweiligen Perspektivwechsels. Um ein wenig bei Nietzsche zu bleiben: wenn wir einfach mal annehmen, dass Jesus die „Schwäche“ des Mitleids (als aktives Mitleiden) verkörperte, also jemanden, der so empfindsam war, dass er alles Leid der Welt auf sich nahm um es zu überwinden und dadurch endgültig abzuschaffen, dann ist Damien als Antithese dazu gewissermaßen der ewig an sich und für sich selbst Leidende, der damit die die ganze Welt anzustecken gedenkt. Nur funktioniert diese Ansteckung nicht ohne Charisma und Pathos, weshalb Nietzsche bei seinem Versuch der Umwertung der Werte schlau genug war, Leid, Grausamkeit und den Willen zur Macht in ein positives Licht zu rücken („Was mich nicht umbringt macht mich stärker“, amor fati, usw.), kurz: das „Böse“ als das eigentlich Gute zu deuten, das von den Schwachen und Zukurzgekommenen, denen es an der Power für derlei mangelte, entwertet wurde.[2] Ziel der Übung war es aber nicht, einfach nur in der Gegenposition zu verharren, sondern eine Philosophie und Ethik „Jenseits von Gut und Böse“ zu entwickeln, die ohne durch christliche Moral kontaminierte Wertzuschreibungen auskommen sollte. Damien hingegen bleibt einfach nur der Gegensatz. Der Anti-Christ, der ohne Christus gar keine Existenzberechtigung hätte, jemand, der ohne den Bezug auf das von ihm attackierte und ins Gegenteil verkehrte Prinzip ad absurdum geführt wäre weil er aus sich selbst heraus nichts entwickeln oder gar erschaffen kann. Und ironischerweise gleichzeitig eine Figur, die als destruktive Bedrohung und Verkörperung alles Unerwünschten dem Christentum erst seine Legitimation verleiht. Auch wenn Regisseur Graham Baker, der sich im Wesentlichen darauf beschränkt, erneut im formalen Rahmen der Serie eine solide Mischung aus religiöser Mystik und drastischen Schocksequenzen zuzubereiten, darüber vermutlich nicht im Klaren war, entlarvt „The Final Conflict“ damit letztlich den Satan als genau den Butzemann, der die Macht des Christentums gerade dadurch bestätigt, dass er sie angreift. Weil er als Anti-Christ von vorneherein auf verlorenem Posten kämpft und obendrein auch noch begleitet von spektakulären astronomischen Phänomenen ein neuer Messias das Licht der Welt erblickt. Durch diese erneute Umkehrung der Verhältnisse, die Damien schließlich in die Situation seiner Ersatzväter versetzen, werden das „reine“ Böse ebenso wie das absolut Gute als zwei Seiten der selben Medaille erkennbar, als Begriffe, die wenn man sie absolut denkt beide gleichermaßen der menschlichen Natur nicht angemessen sind weil diese sich in den 50 Shades of Grey dazwischen bewegt. Doch ähnlich wie der Joker aus den „Batman“-Filmen und –Comics, bei dem es sich ebenfalls um eine Figur handelt, die aufgrund ihres Masochismus unbewusst immer nur auf die eigene Niederlage hinarbeitet, hat Damien keine Lust darauf, dem neuen Heiland kampflos das Feld zu überlassen. Stattdessen befielt er wie einst Herodes (der in der ernsthaften Geschichtswissenschaft bedeutend besser weg kommt als im Neuen Testament) den Mord an allen Neugeborenen, womit der bereits in den ersten beiden Teilen thematisierte Generationenkonflikt eine weitere Drehung erfährt. An die Stelle der guten Väter, deren Fehler es war, zu lange in aufgeklärter Ungläubigkeit zu verharren, tritt nun das zum Vater gewordene böse Kind, das den Fehler macht, das ganze apokalyptische Geschwurbel von der anbrechenden Endzeit zu ernst zu nehmen. Zwar hat Damien keine leiblichen Nachkommen, doch für den Jungen Peter übernimmt er (vermutlich in der Absicht, auf diesen Fels seine Kirche zu bauen) die Vaterrolle und „tauft“ ihn nach einer Parforcejagd, bei der es zu einigen „Omen“-typischen Garstigkeiten gekommen ist, mit dem Blut eines seiner Opfer. Obendrein nimmt er sogar ausdrücklich die Nachfolge von Robert Thorn ein indem er wie dieser zum Botschafter in London berufen wird – so gesehen ist es eine logische Konsequenz, dass die von Damien verkörperte sündhafte Generation ebenso vor einem konservativen Rückfall erzittert wie der konservative Thorn vor der Aussicht, den Sohn des Leibhaftigen großzuziehen. Zusätzlich verkompliziert wird die Lage schließlich noch durch sieben Mönche, die hinter den sieben Bergen an die sieben Dolche von Megiddo gekommen sind um mit diesen einige stümperhafte Anschläge auf Damien zu verüben. Und als wäre das nicht genug gönnt der Film Damien schließlich sogar noch eine düstere Affäre mit einer Reporterin, was in Summe zu einer heillosen motivlichen Überfrachtung führt, der auch mit einem zugänglicher konzipierten Antihelden als Hauptfigur nur schwer beizukommen gewesen wäre. Stattdessen wird vieles nur angerissen oder angedeutet, wodurch „The Final Conflict“ letztlich so kryptisch wirkt wie die Johannes-Offenbarung selbst. Beispielsweise die lediglich in einigen Dialogen erwähnte Sache mit dem gesprengten Assuan-Staudamm.[3] Oder einige medienkritische Reflektionen darüber, dass sich negative Meldungen in den Nachrichten besser verkaufen als positive, weil die Menschen insgeheim eine Affinität zum Bösen haben. Oder Damiens merkwürdige Einstellung zur Erotik, die in einer Vergewaltigung der Reporterin gipfelt. Um all dies sinnvoll in einem Film unterzubringen hätte man sich vermutlich zu sehr von der durch Richard Donner geprägten Dramaturgie entfernen müssen. So wie „The Final Conflict“ aber letztlich ist, zerfällt er in seine einzelnen Bestandteile mit teils drastischen (der Kopfschuss zu Beginn), teils aber auch zögerlichen bis lustlosen Schocksequenzen zur Auflockerung. Der Gipfel der Einfallslosigkeit ist dann schließlich das Ende des Films (Spoilerwarnung!): Damien bekommt von der Reporterin einen der Dolche in den Rücken, Jesus schaut kurz vorbei und das war’s! Nachdem in drei Filmen die absolute Unbesiegbarkeit des Antichristen entfaltet wurde und jede scheinbare Zufälligkeit als Teil eines wie ein Uhrwerk ablaufenden unheimlichen Plans inszeniert war, ist dieses Ende so dermaßen banal und unspektakulär, dass man nur noch stumm das Haupt schütteln kann. Zwar passt es strenggenommen zur angestrebten Entmystifizierung Damiens und auch zur konservativen Sexualmoral, dass er durch die Vergewaltigung der Reporterin seinen endgültigen Untergang einleitet, aber irgendwie hätte man ihm dann doch eher einen Abgang wie beispielsweise Tony Montana gewünscht. Statt des erwarteten großen Finales verläuft „The Final Conflict“, der die härteste Szene an den Beginn setzt, daher eher wie ein langsames Ausbluten, was auf der inhaltlichen Ebene damit erklärt wird, dass Damien nach der Geburt des neuen Erlösers langsam die Kräfte schwinden. Für eine Indizierung hat es allerdings auch bei diesem dritten und lange Zeit letzten Teil der Reihe gereicht. Und auch in diesem Fall hatte man inzwischen ein Einsehen und den Film wieder ungekürzt auf die ursprüngliche Freigabe ab 16 Jahren zurückgestuft. Doch weil Horrorfiguren immer nur kurzzeitig entkräftet sind gab es 1991 (zehn Jahre nach „The Final Conflict“) einen teuflisch schlechten fürs Fernsehen produzierten Nachschlag sowie zum 30. Geburtstag des ersten Teils ein nicht ganz makelloses Remake von Teil 1. Abschließend kann man jedenfalls festhalten, dass auch wenn „The Final Conflict“ für sich alleine betrachtet ein wenig abschwächelt, die „Omen“-Trilogie insgesamt gesehen eine überdurchschnittliche (Teil 1) bis unterhaltsame Reihe über den Aufstieg und Fall des Antichristen bildet und zum Filmkanon eines jeden Horrorfans gehören sollte. Und auch wenn spätestens nach dem Ausbleiben des Weltuntergangs zur Jahrtausendwende und „El dia de la bestia“ jedem klar sein sollte, dass man sich selbst dem Teufel und dem Beelzebub nur noch mit Humor annähern kann – Donald Trump sitzt in Washington… (diabolical laugh)
Alexander [1] Der Originaltitel verzichtet auf den Hinweis, dass es sich um den dritten Teil der „Omen“-Reihe handelt; mit dem deutschen Titel „Barbara’s Baby“ (der unpassender nicht sein kann) wollte man sich vermutlich in die Tradition von Roman Polanski einreihen. [2] Ob ich „Ecce Homo“, die „Genealogie der Moral“ und den „Antichristen“ damit richtig verstanden habe darf gerne in der Kommentarfunktion erörtert werden. [3] Ich habe jetzt keine Belege dafür, aber in Bibelcode-Kreisen scheint man tatsächlich auf ein solches Ereignis zu warten, weil damit die Endzeit anbrechen wird.
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