littleevilquer

littleevilquer

kleinquer 009 kleinquer 002 kleinquer 006
kleinquer 007 kleinquer 008 kleinquer 005

 

(USA 2017)

Regie/Drehbuch: Eli Craig

Darsteller: Evangeline Lilly, Owen Atlas, Adam Scott, Bridget Everett, Clancy Brown, Tyler Labine, Sally Field


Jetzt auf Netflix

 

 

little evil 013Manchmal gibt es Filme, die einfach etwas zu spät gedreht werden. Nicht nur, dass wir auf das neueste Werk von Regisseur und Drehbuchautor Eli Craig, der 2010 mit seinem Erstling „Tucker & Dale vs. Evil“ eine prima Splatterkomödie hingelegt hat, ganze sieben Jahre warten mussten, zusätzlich entpuppt sich „Little Evil“ auch noch als ein Film, der ziemlich genau 35 Jahre zu spät kommt. Denn zumindest die erste Hälfte dürfte Filmfans allgemein und EDdies im Besonderen doch sehr bekannt vorkommen.

In Kürze geht es um einen kleinen Jungen namens Lucas (Owen Atlas), der am 6.6. geboren wurde und dessen 6. Geburtstag kurz bevorsteht. Erzählt wird das Ganze aus der Sicht seines „brandneuen“ Stiefvaters Gary (Adam Scott), dessen kürzliche Hochzeit mit Lucas Mutter (Evangeline Lilly) - sagen wir mal – ein wenig aus dem Ruder gelaufen ist. Seine Versuche ein gutes Verhältnis zu dem störrischen – und meist mit einer Art Baskenmütze bekleideten – Jungen aufzubauen scheitern schon daran, dass dieser seltenst und wenn dann nur durch seine Ziegenbock-Handpuppe Reeroy mit ihm redet. Außerdem hat Sohnemann die Eigenschaft Leute in die Hölle zu wünschen, was dazu führt, dass diese schröckliche Tode erleiden.

little evil 009Während Gary, mit der Hilfe eines Transgender Freundes namens Al (großartig Bridget Everett) aus der „Stiefväter“-Selbsthilfegruppe, dem Geheimnis langsam auf die Spur kommt, tun sich seltsame Begebenheiten geschehen[1].

Da gibt es zum Beispiel einen seltsamen Priester (Clancy Brown), der die Apokalypse am 6. Juni erwartet und einen Videografen (Tyler Labine, dessen Bart langsam ergraut), der auf den Hochzeitvideos der seltsamen Festivität unheimliche Dinge entdeckt hat.

Recht schnell stellt sich heraus (ACHTUNG MEGA-SPOILER), dass es sich bei Lucas um den Antichristen handelt und sich das Problem nur auf die genreübliche Weise erledigen lässt.

Wir haben es hier also offensichtlich mit einer „The Omen“-Parodie zu tun. Nicht ganz ZAZ-mässig, aber durchgehend mit einem offensichtlichen Augenzwinkern in Richtung seiner Vorlage – und einigen anderen Filmen aus den 80ern wie Poltergeist – inszeniert. Genau also das, was „Tucker & Dale vs. Evil“ mit dem Backwoods Untergenre gemacht hat und von der Art des Humors auch genau so stark. Allerdings verzichtet Craig diesmal auf die absurden Splattereinlagen (und nackte Brüste), was nicht jedem Fan seines Erstlings gefallen dürfte.

little evil 005Dafür hat er aber mit Adam Scott und Bridget Everett wieder ein Duo in den beiden Hauptrollen, dass man sofort lieb gewinnt und denen man gerne folgt, wenn sie von einem Unglück ins nächste stolpern. Die Dialoge sind geschliffen, die Pointen scharf und auf den Punkt und ab und an kommt richtig Gruselatmosphäre auf, die dann auch genau zum richtigen Zeitpunkt in einen weiteren Gag mündet.

Zusätzlich sieht der kleine Owen Atlas seinem Vorbild aus Richard Donners Klassiker recht ähnlich und bringt die schönsten Damien Blicke seit....naja, tatsächlich seit 1976.

Ab dem zweiten Akt verlässt der Film dann die Nähe zum Vorbild glücklicherweise und entwickelt einige eigene storymässige Kniffe, die den Zuschauer bei Laune halten. Und schließlich, in der letzten halben Stunde, landen wir auch noch in einem Genre, dass man so nicht erwartet hätte.

little evil 001Eli Craig hat sich Zeit gelassen und das war gut so. Sicher hat er zwischenzeitlich den Pilotfilm zur nie gestarteten „Zombieland“ TV-Serie inszeniert, aber das war offensichtlich eine Auftragsarbeit und liess wenig von seinem Talent durchschimmern. „Little Evil“ fühlt sich nun aber wie ein „richtiger“ Craig-Film an und hat all die Elemente, die dafür gesorgt haben, dass „Tucker & Dale...“ in den letzten Jahren vom Geheimtipp zum Kultfilm geworden ist. Trotzdem aber geht er auch eigene Wege und scheut sich nicht davor einen großen Teil seines potentiellen Publikums zu verscheuchen, in dem er nahezu komplett auf extreme Splatterszenen verzichtet.

Das hat nun nichts mit Anbiederung an ein größeres Publikum zu tun, die Zielgruppe für eine Parodie eines 40 Jahre alten Horrorfilmes dürfte doch eher klein sein, sondern ist eine klare künstlerische Entscheidung und in dieser Form ein weiterer vesteckter Gag. Denn ebenso wie „Tucker & Dale...“ den Splatterfaktor seiner hauptsächlichen Inspiration „Texas Chainsaw Massacre“ hochschraubte, so dreht „Little Evil“ den Bluthahn im Gegensatz zu seiner Vorlage, die ja, nicht ganz weit hergeholt, immer noch als Nummernrevue kritisiert wird, ein wenig zu.

little evil 003Da kann man nur mal wieder nen hübschen Bückling machen und Netflix dafür danken, dass sie – zusammen mit anderen Streamingdiensten – im Zeitalter der dreistelligen Millionen-Budgets und gefühlt wöchentlichen Blockbustern mit den immer gleichen Geschmacksverstärkern, dem Nachfolger des klassischen B-Kinos eine Chance geben. Im Gegensatz zum „Direkt zu DVD/BluRay“-Markt, der zumeist den Bodensatz internationaler Billigproduktionen abschöpft, fördern die Streaming-Anbieter momentan echte Talente.

Für „Litte Evil“ gibt es von mir zwei dicke fette Daumen nach oben und einen dritten dazu, weil der Film es schafft, die Rolle eines Kleinwüchsigen mal NICHT mit Peter Dinklage zu besetzen.

GUCKBEFEHL.

 dia

[1] Dieses Satzende und das zuvor erfolgte „schröcklich“ sollten nur ein Hinweis darauf sein, dass wir lange keine Werbung mehr für unsere Schwestersite „DOC EVIL“ gemacht haben


Sprössquer  eyespecials 
      ofdb logo      IMDb logo

LEposter

NETFLIX