In Vitro - Angriff der Mutanten / Teratogenesi (USA/Rumänien 1997) Regie: Charles Band Drehbuch: Neal Marshall Stevens Musik: Richard Band Make-up-FX: Mark Rappaport Darsteller: Michael Citriniti, Mel Johnson Jr., Jacqueline Lovell, Rhonda Griffin, Jerry O'Donnell "And what are you doing walking around like that, with no top on?" "I'm free, I'm proud, I'm woman!" In den 80ern war der Name Charles Band (und seine Produktionen unter den Labels Empire und Full Moon) ein Zeichen für zumindest unterhaltsame Genreware für den späteren Teil der wochenendlichen Videoabende. Irgendwann jedoch hatte ich mich weiter entwickelt, wurde mir doch langsam die Zeit zu kurz um mir Filme anzusehen, von denen nichts wirklich bei mir hängen blieb. Ob das nun eine richtige oder falsche Entscheidung war lässt sich nur schwer beurteilen, Fakt ist, dass – und das wird mir gerade von Tag zu Tag deutlich klarer, wo ich mich gerade durch viele Bandsche Produktionen „quäle“ – es nicht viele Meisterwerke aus dem Haus von Charlie nach seinen ersten Erfolgen mit „Re-Animator“ und den darauf folgenden Stuart Gordon-Filmen gab. Was mich allerdings bei der Stange hält sind dann solche Entdeckungen, wie das vorliegende Werk, denn „Hideous!“ ist in mehrerer Hinsicht einfach nur großartig. Grundsätzlich erzählt der Film die Geschichte zweier Sammler von „Freaks of Nature“, also irgendwelcher Mutationen menschlicher oder tierischer Art, die sie in schicken Einmachgläsern auf ihren Regalen präsentieren. Diese beiden Bekloppten, Napoleon Lazar (Mel Johnson Jr.) und Dr. Lorca (Michael Citriniti) beziehen ihre Sammelobjekte bei der geldgierigen Geschäftsfrau Belinda (Tracie May-Wagner), die die beiden – was auch sonst – gegeneinander ausspielt. Als Lorca Lazar, durch die Hilfe seiner, von einer Kleiderallergie gequälten, Assistentin Sheila (Jacqueline Lovell) ein wichtiges Objekt entwendet, macht dieser sich, zusammen mit einem schmierigen Privatdetektiv (Jerry O'Donnell) und Belindas strunzdummer Sekretärin Elvina (Rhonda Griffin), zum Schloss des Doktors auf, um diesen zu stellen. In der Zwischenzeit hat sich dessen Neuerwerbung als ziemlich lebendig und intelligent erwiesen und noch drei andere deformierte Wesen erweckt. Diese „hideous creatures“ versuchen nun zu entkommen, und ihre Freiheit wieder zu erlangen. Das klingt absurd und total an den Haaren herbeigezogen und hat mit Logik oder Spannung so gut wie nichts zu tun, aber was Band hier – mit kleinstem Budget – geschaffen hat, ist eine der besten Horrorkomödien, die mir in den letzten 20 Jahren untergekommen ist. Die sechs Hauptfiguren sind hervorragend geschrieben und durchweg lebendig und liebenswert dargestellt, die Dialoge sind geschliffen und die Pointen sitzen genau auf dem Punkt, so dass nahezu jeder Wortwechsel zumindest für ein wohliges Kichern sorgt. Speziell der Privatdetektiv (der das Ganze sozusagen mit der zynischen Sicht des Zuschauers betrachtet), die nahezu ständig oben ohne herumlaufende Sheila (die abgesehen davon eine verdammt starke Frauenfigur ist) und das herrliche Dummchen Elvina (von der die meisten Runnings-Gags ausgehen) spielen sich sofort ins Herz des Genrefans. Da fällt es kaum auf, dass es nahezu eine Stunde dauert, bis die titelgebenden Creatures erstmals wirklich aktiv werden oder dass nahezu der ganze Film in genau vier Räumen spielt. Bands erste Regiearbeit in den Räumen seines rumänischen Studios ist somit tatsächlich ein Zeichen seiner Liebe zum Genrefilm und hebt sich erfreulich vom üblichen Durchschnitt seiner sonstigen Produktionen ab. Daran ist nicht zuletzt auch die Musik schuld, die endlich mal wieder von seinem Bruder Richard Band stammt. Mit seiner seit „Re-Animator“ bekannten Mischung aus ernsten und komischen Cues untermalt er das Geschehen immer treffend und gibt dem kleinen Film ein wenig Größe. Wenn am Ende des Filmes zwei der witzigsten Figuren UND alle Kreaturen überleben und sozusagen in den Sonnenuntergang fahren, dann freut man sich als Zuschauer tatsächlich auf eine eventuelle Fortsetzung und das ist mehr als man zu den meisten Band-Produktionen sagen kann. ZUM RELEASE VON WICKED „Hideous!“ ist der achte Teil der Full Moon Classics Collection und dementsprechend gestaltet. Wie üblich gibt es neben dem Collection-Cover glücklicher Weise auch die Möglichkeit selbiges zu wenden und so das ganze Plakat zu sehen. Wo es allerdings sonst immer an der Qualität der Filme nichts zu meckern gibt, muss man hier einige Abstriche machen. Zwar entschuldigt sich Wicked bereits vor dem Vorspann dafür, dass einige Szenen nicht mehr zu restaurieren waren, aber das bezieht sich offensichtlich nur auf drei Rollenwechsel, die überdeutlich sichbar sind und – speziell bei der letzten Rolle – tatsächlich auffallen. Nicht entschuldigt hat sich der Vertrieb aber dafür, dass der Film mit unerträglichen Helligkeitswerten daher kommt, was dazu führt, dass man die Kreaturen und ihre Tätigkeiten zu meist nur erahnen kann und auch bei einigen Sequenzen in dunkleren Teilen des Schlossen der „kämpfende Afroamerikaner im Tunnel“-Effekt einsetzt. Das ist eine Krankheit, die man sonst nur von VHS kennt und dass dies in keinster Weise vom Film selbst herrührt, merkt man spätestens beim Ansehen der Extras. Denn hier findet sich eine weitere Folge von Bands „Videozone“-Serie, die sich mit dem Making of des Filmes beschäftigt und hier sind dann alle Filmausschnitte (und nicht nur das Behind the scenes-Material) zwar VHS-mässig unscharf, aber zumindest so hell, dass man etwas erkennen kann. Das ist äußerst ärgerlich, denn selbst wenn es im Film – wie erwähnt - nicht wirklich auf die Creatures ankommt, wäre es zumindest interessant gewesen, sie zu sehen und zu erkennen. Dass es sich bei einer davon um eine Art Stachelschwein handelt, konnte ich nur dadurch erkennen, dass an irgendeinem Zeitpunkt des Filmes jemand einem anderen diverse Stacheln aus dem Po entfernt. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich hier nur wenige Screenies der Kreaturen beigefügt habe – es ist einfach nicht anders möglich. Der untenstehende Vergleich zwischen der Film und Making of-Version dient hier nur als Untermalung. Des Weiteren gibt es neben den Trailern auch noch einen launigen Audiokommentar der beiden Sammlerdarsteller aus dem deutlich hervor geht, dass auch denen bewusst ist, an einer besonderen Band-Produktion mitgewirkt zu haben und dass es am Set ähnlich komisch war wie im eigentlichen Film. So bleibt bei aller Klasse des Filmes am Ende halt ein fader Beigeschmack und die Hoffnung, dass wir irgendwann eine tatsächlich restaurierte Fassung des Filmes zu Gesicht bekommen werden, in der man auch die durchaus vorhandenen Schauwerte abseits von Frau Lovvels Brüsten mal zu Gesicht bekommt. dia
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