(Deutschland 2018) Geschichte, Drehbuch und Regie: Tilman Singer Kamera: Paul Faltz Musik: Simon Waskow Darsteller: Luana Velis, Johannes Benecke, Jan Bluthardt Ein riesiger Wartesaal eines verlassenen Polizeireviers. Vorne ein in sich gekehrter emsig beschäftigter Pförtner. Eine recht desorientiert scheinende Frau kommt herein, zieht sich ein Getränk aus dem Automaten und schreit den Pförtner auf Spanisch an. Untertitel erklären: „Willst Du so Dein Leben verbringen?“ - Antwort auf Deutsch: „Ja“. Schnitt – Opening Credits
Die Frau und der Arzt trinken fleißig im Akkord und pushen sich zusätzlich mit anderen Dingen bis er vollkommen bedröhnt ist. Sie nutzt die Gelegenheit und lockt ihn in die Örtlichkeiten der Bar. Das schnelle Stelldichein bringt aber nur bedingt Befriedigung, denn die Dame entpuppt sich als von einem Dämon besessen, der seinerseits Gelegenheit nutzt und in den Arzt wechselt.
Atmosphärisch ist LUZ der Wahnsinn. Die statischen, grau wirkenden Bilder, der langsame Erzählfluss sowie die betont distanziert agierenden Figuren schaffen eine klaustrophobische Atmosphäre, die durch langatmige Total-Einstellungen in ironischer Weise noch verstärkt wird. Ein hypnotischer Soundtrack und klasse Schauspieler geben dem Ganzen einen passenden Rahmen.
Bei der Produktion kann darum auch nicht ständig ausprobiert und nachgebessert werden, sondern man muss vorher exakt wissen was man will und es dann auf den Punkt genau umsetzen. Dies führt zu einer ganz anderen Spannung am Set und nicht zuletzt deshalb wird das Drehen auf diesem Medium gerne als die Krönung des Filmschaffens bezeichnet. Tilman Singer ist zumindest dem verfallen seit er damit zum ersten Mal arbeiten durfte.
LUZ erzählt. - Aber eigentlich gar keine Geschichte, sondern bricht permanent mit den Sehgewohnheiten des Zuschauers, der zwischen mehreren Ebenen und vielen Rückblenden hin und her geworfen wird. Dabei folgt die Dramaturgie im Prinzip eigentlich ganz konventionellen Regeln, stiftet aber durch die ungewöhnliche Erzählweise eine geradezu rauschartige Verwirrung. Großartig zeigt sich dabei Jan Bluthardt als Arzt und Protagonist. Sehr wandelbar wechselt in kürzester Zeit sein an sich stoischer Charakter in jeglichen Gemütszustand zwischen betrunken und besessen. Aber auch die anderen Schauspieler wissen definitiv in diesem Kammerspiel zu gefallen, es waren offensichtlich alle zu hundert Prozent mit dabei.
LUZ fasziniert eben mehr, als dass er unterhält, aber es ist schon wirklich beeindruckend wie lange und wie elegant er seine Spannung aufrechterhält. Siebzig Minuten sind diesbezüglich schon eine echte Hausnummer! Auf der anderen Seite bleibt er mit dieser Laufzeit auch angenehm kurz, so dass es nicht wirklich schwer fallen sollte dem Film eine Chance zu geben.
Sören
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