(USA 1978) Förbannelsen / Predskazanje II / La maledizione di Damien
Regie: Don Taylor, Mike Hodges Drehbuch: Harvey Bernhard, David Seltzer, Stanley Mann Musik: Jerry Goldsmith Darsteller: William Holden, Lee Grant, Jonathan Scott-Taylor, Robert Foxworth, Lance Henriksen Wie nach jedem kommerziell erfolgreichen Film musste auch nach Richard Donners „The Omen“ schnell eine Fortsetzung her. Diese bot sich allerdings geradezu an, denn in der Schlußeinstellung des ersten Teils steht der kleine Damien zwar bereits neben dem Präsidenten, aber trotzdem erst am Anfang seiner Karriere als Antichrist – bis zum Armageddon konnte der Satansbraten also noch eine Menge Unheil stiften. Allerdings: die politischen Vorzeichen hatten sich mit dem Amtsantritt des Demokraten Jimmy Carter ein wenig geändert, weshalb man das personifizierte Böse nicht mehr im Weißen Haus beheimaten wollte. Die Geschichte um Damien wurde deshalb dahingehend modifiziert, dass man ihn nun bei Robert Thorns Bruder Richard (William Holden) bzw. auf einer Militärschule unterbrachte. Und wie bereits der Filmtitel andeutet, rückte man den inzwischen zum Teenager herangereiften jungen Mann nun stärker in den Fokus. Wo Damien im ersten Teil noch eine eher im Hintergrund agierende Bedrohung war, ein harmlos scheinendes Kind, das eben keine rechte Lust auf den Besuch der Kirche hatte (welcher Fünfjährige hat die schon?), macht Regisseur Don Taylor das Sequel – sofern man den übernatürlichen Teil einmal ausblendet – zu einem klassischen Adoleszenzdrama, zu einem Film über jemanden, der in seine vorbestimmte Rolle hineinwachsen muss und dabei auf Unterstützer und Gegner trifft. Nur mit dem Unterschied, dass gewissermaßen alles unter vertauschten Vorzeichen stattfindet: in einer herkömmlichen Geschichte würden sich weise alte Männer um den Helden scharen und von Ringen, Schicksalsbergen oder der Verantwortung faseln, die besondere Gaben so mit sich bringen („Spider-Man“ von Sam Raimi gesehen?), und die Schurken wären eben irgendwelche größenwahnsinnigen Kotzbrocken, die die im Helden latent vorhandenen negativen Charakterzüge widerspiegeln, damit er sich ihnen stellen kann. Bei Damien (Jonathan Scott-Taylor, der seit den 80er Jahren schauspielerisch in der bodenlosen Grube verschwunden ist) hingegen wird schon bei seinem ersten Auftritt klar, dass er selbst dieser „Schatten“ im jungschen Sinne ist, denn er läuft auf die Kamera zu, was durch die Flammen eines kleinen Feuerchens (der Gärtner verbrennt gerade etwas Laub) gefilmt wird, wodurch die Assoziationskette Damien-Feuer-Teufel-Hölle innerhalb weniger Sekunden etabliert ist. Den Gegenpart hingegen nimmt erneut sein Ersatzvater ein, ein aufgeklärter, integrer aber wie bereits Gregory Peck viel zu lange ungläubig bleibender Geschäftsmann, der nach und nach die schreckliche Wahrheit entdecken muss. Rein von der Konzeption her muss man darum feststellen, dass „Damien: Omen II“ wesentlich ausgewogener ist als der erste Film, der ein wenig zu lange um die Enthüllung von Wahrheiten kreiste, die zumindest für den Zuschauer bereits offenkundig waren. Sehr schön ist es auch, dass Damien in diesem Rahmen tatsächlich eine echte Charakterentwicklung zugestanden wird. Er weiß zunächst selbst nicht, wer oder was er eigentlich ist, und erst seine Mentoren (Lance Henriksen als Ausbilder an der Militärschule und ein skrupelloser Emporkömmling im Thorn-Konzern) stoßen ihn mit der Nase auf die Bibel und hier insbesondere auf die Passagen, in denen von drei Sechsen, Tieren aus dem Meer und anderen Nettigkeiten berichtet wird. Doch obwohl der Film mehrfach um das Motiv der „Hure Babylon“ kreist und die „dunklen Kräfte“ unzweifelhaft auch mit der sexuellen Entwicklung zu tun haben, klammert Don Taylor das Thema Sex so deutlich aus, dass es schon wieder auffallend ist. Der Antichrist der „Omen“-Reihe steht dadurch explizit nicht für Ausschweifung und Perversion, sondern bleibt der eher abstrakten Extase der absoluten (aber mit nietzscheanischer Einsamkeit verbundenen) Macht verhaftet, der am Jüngsten Tag alle zum Opfer fallen sollen. Eine egoistische, kalte Freudlosigkeit, die als Antithese zur christlichen Gemeinschaft mit ihrer Nächstenliebe und ihrem Altruismus durchaus passend gewählt wurde. In jedem anderen Pubertätsdrama hätte die Hauptfigur daher irgendwann gegen die Uniform rebelliert oder Probleme mit einem sadistischen Ausbilder bekommen, um am Ende nach großen Bewährungsproben zu einer Synthese zwischen Individualismus und gesellschaftlicher Konvention zu finden, Damiens Widersacher hingegen sind gerade jene Figuren, die für Humanismus, Ethik und die tradierten Werte des Christentums stehen. Gewissermaßen wird er also durch die Möglichkeit, dass es für ihn auch einen moralisch vertretbaren Lebenswandel geben könnte ähnlich wie einst Jesus in Versuchung geführt, dem seinerzeit in der Wüste die Verlockungen von Macht und Reichtum vor die Nase gehalten wurden. Wo im ersten Teil noch Kommissar Zufall dafür sorgte, dass alles zu Gunsten von Damiens Aufstieg gefügt wurde, steht daher nun eine bewusste Entscheidung für die „Dunkle Seite der Macht“ an zentraler Stelle, die im Mord an Damiens Stiefbruder kulminiert. Ab diesem Moment sind alle Selbstzweifel und emotionalen Anwandlungen ausgeschaltet, an die Stelle der moralischen Ambivalenz tritt die blanke Rücksichtslosigkeit des „Übermenschen“ (der aufgrund seiner Schakal-DNA als Atavismus gekennzeichnet bleibt). Eingebettet ist diese interessante Entwicklungsgeschichte, die viel mit der Prequel-Trilogie der „Star Wars“-Reihe und hier vor allem mit „Revenge of the Sith“ gemeinsam hat, in die bereits aus dem ersten Teil bekannte Dramaturgie des Wechselspiels zwischen ruhigen Passagen und schockierenden Unfällen, die selbstverständlich keine sind, denn erneut trifft es all jene, die Damiens Aufstieg gefährden könnten. Hierbei wurde die doch beträchtliche Härte des Vorgängers sogar noch teilweise überboten, was andererseits aber auch wieder zu etwas unschönen Abschweifungen vom Plot führt. Beispielsweise kommt ein Arzt nur deshalb auf die genetischen Ungereimtheiten mit der Schakal-DNA, um kurz darauf von einem Aufzugskabel halbiert zu werden. So spektakulär die Szene auch sein mag bleibt angesichts ihrer eher unmotivierten Einbettung ins Gesamtbild der Beigeschmack einer gewissen Selbstzweckhaftigkeit, andererseits musste aber natürlich die Erwartungshaltung des Publikums bedient werden und insgesamt bekommt „Damien: Omen II“ diesen Spagat zwischen stilistischer Wiederholung und inhaltlicher Weiterführung des ersten Teils dann doch recht ordentlich über die Bühne. Dieser Ansatz einer Fortentwicklung innerhalb eines festgesetzten Rahmens spiegelt sich sogar in der erneut von Jerry Goldsmith komponierten Musik wieder, die das „Ave Satanis“-Thema in Metrum und Melodie soweit modifiziert, dass auf der Grundlage von bereits Bekanntem neue Wege beschritten werden – rechnet man „The Final Conflict“ noch hinzu ergibt sich somit innerhalb der „Omen“-Reihe eine gewisse formale Geschlossenheit, die nicht jede Filmserie für sich reklamieren kann. Und außerdem: wer einen Horrorfilm ansieht um sich an Gewaltszenen zu delektieren – die in der „Omen“-Reihe ja strenggenommen gar keine sind, da es sich um überinszenierte Unfälle handelt, die lediglich durch die Montage und den Musikeinsatz als „Morde“ rezipiert werden können, ansonsten aber eher die „Final Destination“-Tode vorwegnehmen – hat kurz und einfach nicht verstanden, dass das Genre in seinem Kern eine „Generalprobe des eigenen Todes“ (Stephen King) darstellt und die um diese als Gewaltpornographie verpönten splatterigen Höhepunkte gesponnenen Garne nicht mehr sind als die Sammelmappe, die diese Sequenzen zusammenklammert. Im Rahmen eines düsteren Pubertätsdramas um keinen geringeren als den Leibhaftigen sind daher von Raben ausgehackte Augen, zwischen Eisenbahnwaggons zerquetschte Menschen oder der endlose Todeskampf im eisigen Wasser unter einem zugefrorenen See keineswegs störend – und außer einem ausgemachten Volltrottel käme wohl auch niemand auf die Idee, beispielsweise die Langweiligkeit einer um sämtliche Pointen gekürzten Komödie als Beleg dafür zu nehmen, wie schlecht der Film doch sei.[1] Zumal „Damien: Omen II“ auch mit Blick auf die schwelenden Konflikte seiner Entstehungszeit gar nicht so dämlich ist. Zwar wurde die politische Komponente ein wenig entschärft weil Carter nun mal kein Nixon war, doch die Ölkrise, die Wirtschaftsrezession sowie der sich langsam abzeichnende Strukturwandel in der amerikanischen Landwirtschaft schweben wie ein schwarzer Engel über dem ganzen Film. Der Thorn-Konzern ist nämlich nicht nur in der Solartechnik führend, sondern strebt auch in der Nahrungsmittelproduktion eine Vormachtstellung an. Der reichlich zynische Emporkömmling Buher (Robert Foxworth) will zu diesem Zwecke in großem Umfang Landankäufe tätigen um gewissermaßen als Revanche für die steigenden Ölpreise die Nahrungsmittelproduktion zu monopolisieren und die hungernden Drittweltstaaten so in die Knie zu zwingen. Mit Blick auf die Gegenwart (alternative Energien und Nestlé lassen grüßen) liegt die finstere Prognose des Films darum gar nicht so sehr daneben, der Denkfehler liegt lediglich in der Verklärung der älteren Unternehmergeneration, die ja Schmierlappen wie Buher erst in die Vorstandsetagen beförderte – weil sie selbst nicht weniger kompromisslos, dafür aber vielleicht ein wenig heuchlerischer war. Aber Horrorfilme sind eben im Kern trotz aller Exzesse wertkonservativ, weshalb Buher und Lance Henriksen in „Damien: Omen II“ auf der apokalyptischen Ebene zu zwei der insgesamt vier Reiter werden, die dem Antichristen vorauseilen: Hunger und Krieg. Wie schon Teil 1 lief „Damien: Omen II“ ungekürzt ab 16 Jahren im Kino und erschien auch mit dieser Freigabe auf Video. Im Rahmen der Gewaltvideodebatte verschwand der Film auf dem Index, doch weil nichts und niemand den Satan stoppen kann dürfen wir uns heute nicht nur über Solar- und Windenergie bzw. höchst umstrittene Lebensmittelerzeuger freuen, sondern auch über einen inzwischen wieder ab 16 Jahren erhältlichen Damien.
Alexander
[1] Merkt man, dass ich die Argumentationen diverser Jugendschützer, Diplompsychologen und Sozialpädagogen für hanebüchen halte?
|
- Hauptkategorie: Film