(USA 2018) Arbeitstitel: Suicide Solution Regie: Julian Richards Drehbuch: Timothy Hill, Sean Hogan Kamera: Dimitrije Jokovic Darsteller: Jemma Dallender, Costas Mandylor, Costas Mandylor „You’re still in shock, but after a while, Manchmal ist mein Job ein Traum. Filme gucken, drüber schreiben, sich über ein paar Leser freuen, eventuell Kommentare beantworten und auf zum nächsten – mehr oder weniger – Meisterwerk. Aber dann gibt es da Filme wie „Daddy‘s Girl“, bei denen man nach dem Sehen nicht so recht weiß, ob man sie lieben oder hassen soll. Andererseits ist das auch ein untrügliches Zeichen dafür, dass es sich dabei nicht um „08/15-Wegguck-Ware“ handelt, sondern um einen Film, der durchaus beim Zuschauer Emotionen hervorruft. Überlegen wir also mal, was diesen Film so zwiespältig erscheinen lässt. Grundsätzlich haben wir es mit einem Film zu tun, in dem ein Serienkiller zusammen mit seiner Gehilfin seinem außergewöhnlichen Hobby nachgeht. Das ist nun nicht wirklich schockierend und auch schon das ein oder andere Mal in Drehbüchern verwurstet worden. Allerdings ist der böse Killer mit dem originellen Namen John Stone (Costas Mandylor) ein grobschlächtiger 2 x 2 Meter großer Kerl und seine Gehilfin seine etwa halb so alte Tochter Cloe (Jemma Dallender), die er ganz besonders lieb hat, wie uns der Film bereits vor dem Vorspann mittels einer Bettszene deutlich macht. Nachdem Cloe dann ihre Kleidung gerichtet und den Müll rausgebracht hat, machen sich die beiden auf den Weg in eine entlegene Kneipe, um weibliche Spielwaren für Johns Hobbykeller zu besorgen. Das zumindest fällt ihnen – auch im weiteren Verlauf des Filmes - nicht wirklich schwer, denn scheinbar sitzen in US-Bars abends immer eine Menge junger hübscher alleinstehender Frauen rum, die auf einen flotten Dreier mit einem alten Redneck und einem hübschen Mädchen Lust haben. Vielleicht bin ich da etwas prüde oder altersmässig zu weit weg, aber mir erscheint das ein wenig fragwürdig. Sei es wie es sei, natürlich kommt es nicht zu einer weiteren Sexszene. Stattdessen landet das Opfer gefesselt auf einem metallenen Bettrahmen und wird – wie damals Colonel Trautmann in Rambo 2 oder 3 – über mehrere Tage mittels Elektroschocks gefoltert und ab und an von John vergewaltigt (was dem guten Trautmann glücklicherweise erspart geblieben war). Kleinere Auflehnungsversuche von Cloe werden mit Strafarbeiten – zersägen der Leiche mittels Kettensäge – geahndet, was allerdings nciht wirklich erklärt, warum sie nicht einfach abhaut oder sich an den netten Dorfpolizisten Scott (Jesse Moss) wendet, der den beiden langsam aber unermüdlich auf die Pelle rückt. Zumindest haben wir im Film mal wieder einen Vertreter der Ordnungskräfte, der seinen Job ernst nimmt, selbst wenn er sich, was die Auflösung des Filmes betrifft als recht unwichtig entpuppt. Ab der Mitte nimmt der Film dann einige recht originelle Kurven und endet mit einer Coda, die eine interessantere Story andeutet, als alles, was wir bis dahin gesehen haben. Irgendwie also verständlich, dass man sich über den ganzen Filmverlauf ein wenig schmuddelig fühlt, aber auf der anderen Seite finden sich dann auch wieder kleine Drehbuchkniffe, bei denen man mit ein wenig polieren etwas richtig gutes hätte zaubern können. So finde ich die Idee dem Killer als Auslöser seiner Killing-Spree, die er selbst übrigens mit pseudoreligiösem Gequatsche motiviert, ein Kriegstrauma anzudichten und dazu den Irakkrieg – und hier speziell „Desert Storm“ und seine Mittäterschaft beim Skandal in Abu Grahib – als Grundlage zu nehmen, nicht wirklich schlecht. Allerdings ist das leider nur völlig unmotiviert ins Buch hineingeschludert und wird dem Zuschauer nur mit einem der schlechtesten Photoshop-Jobs, die ich je in einem Film gesehen hab verdeutlicht. Auch das Verhältnis zwischen John und seiner – ist sie oder ist sie nicht – Tochter, das den Film wie ein roter Mystery-Faden durchzieht, bleibt komplett wage und macht deshalb den Eindruck nur rein wegen der Schockwirkung (und wegen des Titels) überhaupt im Film zu sein. Auf der anderen Seite sieht „Daddy’s Girl“ einfach gut aus. Kameramann Dimitrije Jokovic gibt dem Film einen „realen“ Look und verhindert nahezu vollkommen die Digitaloptik, an die wir uns im B-Movie-Bereich – und hier befinden wir uns natürlich – mittlerweile gewöhnt haben. Auch die wenigen deftigen Splattereffekte sind gut inszeniert und verfehlen ihre Schockwirkung nicht, was natürlich der Grund dafür ist, dass „Pierrot le fou“ den Film in ihrer „uncut“-Mediabook-Serie auf den Markt bringt. Ebenso gibt es schauspielerisch wenig auszusetzen. Jemma Dallender gibt sich reichlich Mühe aus ihrem leider sehr flach geschriebenen Charakter etwas herauszuholen und Costas Mandylor wirkt schon alleine aufgrund seiner viereckigen Körper- und Gesichtsform wie ein gnadenloser Killer. Das Problem ist natürlich das beide Figuren sich kaum als positive Identifikationsfiguren eignen – selbst wenn Cloe ab und an zumindest mangelndes Verständnis für die lang andauernden Folterungen zeigt. Dafür gibt es dann halt Jesse Moss als den erwähnten Dorfpolizisten und dessen Suche nach Hinweisen, die allerdings – logischerweise – eher wie eine B-Story wirkt, da sie sich abseits von Inzest und Folterkeller abspielt/abspielen muss. Zumindest spielt Moss die Rolle mit einem Hauch von Augenzwinkern und sorgt in einigen wenigen Momenten dafür, dass der Zuschauer nicht komplett in Depressionen versinkt. Kommen wir jetzt zum Abschluß also mal zum Versuch, zu beantworten, ob ich den Film liebe oder hasse. Anwort: Es bleibt schwierig. Auf der einen Seite haben wir es mit einem sehr düsteren Serienkiller-Film zu tun, der durchaus einiges an Schockwirkung zu bieten hat. Durch die straffe Inszenierung, die überragende Optik und die durchweg düstere Atmosphäre kommt auch tatsächlich keine Langeweile auf. Auch kleine Schwächen im Drehbuch verzeihe ich da gerne, aber... ...und das ist ein sehr großes ABER... sämtliche weiblichen Opfer im Film sind entweder strunzdoof und/oder sexgeil und haben dementsprechend – analog des Slasher-Regelbuchs – einen grausamen Tod verdient. Leider haben wir es hier aber nicht mit einem lustigen „Jason dezimiert ein Sommercamp“ oder „Freddy sorgt für schlechte Träume“-Filmchen zu tun, bei dem es um eine lustige Nummernrevue geht, sondern mit einem „realistischen“ und sich selbst komplett ernst nehmenden Film über einen Serienkiller. Deshalb – und natürlich wegen des - wie ein Damoklesschwert über dem Film schwebenden - Inzest-Themas bleibt am Ende halt ein fieser Nachgeschmack beim Zuschauer hängen. Ich vermute stark, dass diese Ambivalenz in irgendeiner Weise auch vom Regisseur gewünscht war, aber höchstwahrscheinlich nicht in dieser – für den Zuschauer – unangenehmen Form. Dazu kann ich aber erst etwas sagen, wenn ich das Mediabook in den Händen halte und das werde ich mir trotz der erwähnten Schwächen – wie auch alle anderen VÖs aus der „Uncut“-Serie - zulegen, da dort die Extras immer außergewöhnlich sind und ich die Preispolitik und Auswahl von „Pierrot le fou“ gerne unterstütze. dia Die Screenshots stammen aus der uns freundlicherweise von „Pierrot le Fou“ zur Verfügung gestellten Vorabkopie des Filmes. Deshalb liessen sich Firmenlogo und Untertitel nicht gänzlich verhindern. Unsere aktuellen Podcasts: |
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