Welch ein Jahr... Durch die Aufstockung meiner Arbeitszeit im „realen Leben“ wurde es mir erstmals nahezu komplett unmöglich gemacht, mal ins Kino zu kommen. War es früher nach meinem Nachtdienst zumindest noch möglich alle Pressevorführungen mitzunehmen fiel dies nun auch weg.
Ja, ich weiß, der Film ist manchmal albern und Comicfans hätten sicher lieber den düsteren Grundton der Vorlage auf der Leinwand gesehen, aber mich zumindest hat er komplett überzeugt. Nach der hinreissend klischeehaften „Indy überlebt im Kühlschrank“-Szene, die hier „Thor befreit sich aus seiner Gefangenschaft und reißt dabei alberne Sprüche“ heissen müsste, wusste ich genau, was mich erwarten würde und das liefert der Film haufenweise.
Das mag jetzt vielleicht einige verwundern, aber obwohl ich – bis auf einige wenige Momente – wirklich überzeugt vom neuesten Eintrag in das Star Wars Universum bin, konnte er mich emotional nicht so sehr packen, wie meine Nummer 1. Das wird sich eventuell noch ändern, wenn man ab der dritten oder vierten Vorführung nicht mehr ganz so erschlagen von all dem Eyecandy ist, aber das sollte nicht nötig sein bei einer Episode, in der es ja vorrangig um eine sehr emotionale Geschichte geht.
Hier stimmt einfach alles. Beginnend mit der grandiosen Titel-Sequenz, in der Regisseur James Gunn alle filmischen Konventionen über Bord wirft und eine grandiose Actionszene einfach komplett unscharf in den Hintergrund verlagert, über die generelle Ideenschwemme und Detailverliebheit, die in die Ausstattung dieses Universums geflossen sind, bis zu dem Punkt, an dem man plötzlich merkt, dass sich hinter all den bunten und „lauten“ Bildern ein richtig gutes und tiefsinniges Drama versteckt. Diesen Punkt erreicht man – im Gegensatz zu „The last Jedi“ – bereits wenn man den Film erstmals sieht. Taschentücher bereit halten... Noch großartiger wird der Film aber dadurch, dass er einer der wenigen in diesem Jahr ist, bei dem man durch eine Vorführung in 3D (oder den Kauf der 3D-BluRay) einen echten Mehrwert geboten bekommt, aber da gehe ich später nochmal in einem detaillierten Review in unserer 3D-Serie drauf ein.
2. Bester Horrorfilm des Jahres
Na das hätte M. Night Shyamalan (Name aus der IMDB kopiert) wirklich niemand mehr zugetraut. Ein wirklich schöner psychologischer Horrorfilm mit etlichen Überraschungen, einer tollen Leistung von James McAvoy und einem Ende, dass mich wirklich gefreut hat. Klasse.
„Get out“ ist ein zweischneidiges Schwert. Vordergründig handelt es sich natürlich um einen geschickt inszenierten Grusler mit Rassismus-Thematik, schaut man aber etwas genauer hin, dann bemerkt man, dass es sich um nichts anderes handelt, als um ein weiteres Remake von „The Stepford wifes“, in dem die einzige wirkliche Änderung die ist, dass es sich jetzt um die „Stepford Blacks“ handelt. Trotzdem ist der Film natürlich erheblich besser als all die restliche Annabelle und Conjuring Grütze, die uns sonst um die Ohren und Augen gehauen wird.
Man hat es kaum für möglich gehalten, aber man kann auch heutzutage noch einen R-rated Horrorfilm in die Kinos bringen, der erfolgreich ist. Diese Neuinterpretation des King-Klassikers vermeidet all die Stolperstricke der TV-Verfilmung und überrollt den Zuschauer als Non-Stop-Erschreckmaschine mit der ein oder anderen deftigen Szene. Sicherlich hat der Film in vielerlei Hinsicht „Stranger Things“ und der 80er Jahre Retrowelle seinen Erfolg zu danken, aber er kann auch durchaus auf eigenen Beinen stehen – oder besser auf bisher nur einem, denn Teil 2 steht uns ja erst nächstes Jahr ins Haus.
Noch eine King-Verfilmung, diesmal zu einem „unverfilmbaren“ Buch und als Netflix-Eigenproduktion. Mike Flanagan und sein großartiges Schauspieler Ensemble schaffen es die Atmosphäre des Buches nahezu 1:1 auf den TV-Schirm zu bringen und die „Handschuh“-Szene ist wahrscheinlich der ekligste und schockierenste Splatter-Effekt der letzten Jahre. Gerade aber die buchmässige Erzählweise hat den Kevins und Chantalles nicht wirklich zugesagt, weshalb der Film in dieser Rubrik hier gelandet ist.
Ich mag ja eigentlich keine Western, aber das ist „Brimstone“ ja auch nur von seiner Verpackung her. Unkonventionell erzählt, gefüllt mit einer düsteren fast fühlbaren Atmosphäre und mit dem vielleicht fiesesten Bösewicht des Filmjahres garniert erwartet den Zuschauer hier ein Werk, dass ganz tief im Unterbewusstsein funktioniert und noch Tage nach dem Kinobesuch nachwirkt. Genaueres findet ihr unter oben verlinktem Review.
Hauptdarsteller Colin Farrel, dessen Gesicht hier hinter einem buschigen Vollbart versteckt ist, bezeichnete den Film in einem Interview als den „Feel-bad-Movie of the year“. Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Offensichtlich, dank seiner eher langsamen Erzählweise und der sehr erwachsenen Story, nichts für die Popcorn- oder Taco-fresser und mit dem Handy-Spieler unter den Kinogängern, wer aber bei einem Horrorfilm auch mal an schmerzhaften Stellen berührt werden möchte ist hier komplett richtig.
Ganz knapp an der Top 3 Hürde gescheitert sind leider „The Harvest“, „Night of the Virgin“ und „The Wailing“, aber irgendwo muss man ja eine Grenze ziehen. 3. Bester Science Fiction Film des Jahres
Obwohl die Vermarktung und die Kritik es sich einfach machten und den Film als Alien-Klon verkaufen wollten, hat er doch viel mehr zu bieten als – deutliche – Hommagen an Ridley Scotts Klassiker. Das Alien aus LIFE hat einen interessanten Lebenszyklus und ist grundsätzlich erheblich durchdachter, als das Meiste was wir in dieser Art bisher auf der Leinwand sehen konnten. Im Gegensatz zum Vorbild wird hier auch versucht mit dem „Eindringling“ zu kommunizieren und seine Beweggründe zu verstehen. Sehr gutes Futter auch fürs Hirn.
Denis Villeneuve ist – obwohl ich „Blade Runner 2049“ noch nicht gesehen habe – zur Zeit der beste Mann, wenn es darum geht neue Science Fiction Visionen auf die Leinwand zu bannen. In „Arrival“ erscheinen 12 außerirdische Flugkörper an verschiedenen Stellen der Erde und sämtliche Regierungen der Welt arbeiten zusammen um eine Kommunikation mit den Ankömmlingen in Gang zu bringen. Neben diesem, verblüffend pazifistischen Ansatz, ist generell die Art und Weise wie es zum Dialog mit den Außerirdischen kommt, die sich nur mittels Zeichen verständigen, überragend umgesetzt. Großartig, sowohl visuell als auch inhaltlich.
Was beginnt wie eine fast schon Disney-mässige Geschichte um ein kleines Mädchen und ihr genetisch erzeugtes Haustier, wechselt spätestens ab der Mitte des Filmes zu einem extrem düsteren Drama, dass selbst vor einer offensichtlichen KZ-Analogie nicht zurückschreckt und dabei niemals selbstzweckhaft wird. Eine gut durchdachte Science-Fiction-Geschichte mit Momenten, die unvergeßlich bleiben. Man weint vor Freude und vor Trauer, dieser Film ist wie eine emotionale Achterbahnfahrt. Ein weiterer Beweis dafür, dass Streaming Anbieter wie Netflix oder Amazon auch Gutes für den Filmmarkt tun.
Wie erwähnt habe ich „Blade Runner 2049“ noch nicht sehen können - da wird es wohl auf leider eine BluRay-Premiere hinauslaufen -, aber, nach allem was ich so spoilerfrei gelesen habe, bin ich mir sicher, dass er in meiner Top 3 aufgetaucht wäre. Gesehen und vergessen habe ich aber bereits „Alien Convinient“, den Film, in dem sich Michael Fassbinder die Flötentöne beibringt. Was für ein aufgeblasenes Nichts dieser Film doch ist – schade. Positiv erwähnenswert sind noch „Space between us“, „Otherlife“ und der großartige „Your Name“, die alle drei auch Top3-Material waren, aber die ich ja bereits intensiv besprochen habe.
4. TV-Serien Anstatt einer Top3 hier nur ein paar Tipps, da es sehr schwer ist sich bei dem derzeitigen Überangebot festzulegen. Westworld – haben wir ja bereits lang und breit besprochen. Wenn die Serie auch in Staffel 2 diese Qualität behält und nicht „Walking Dead“-mässig versandet, könnte daraus etwas ganz großes werden. Stranger Things – die Qualität der ersten Staffel erreicht die Serie zwar in ihrem zweiten Jahr nicht mehr, aber sie ist immer noch weit über dem Durchschnitt anzusiedeln. Langsam nutzen sich aber sowohl Nostalgiefaktor, als auch die diversen ähnlichen Plots bereits ab. Dark – ist erstaunlich, erstickt aber fast an deutscher Humorlosigkeit. Glücklicherweise weist das Ende der ersten Staffel darauf hin, dass im zweiten Jahr der Spaß zumindest etwas mehr in den Vordergrund rücken könnte. Better Call Saul – hier bin ich gerade erst in der Mitte von Staffel 3 angekommen, bin aber immer noch total begeistert. Langsam nähert sich die Serie dem Moment in dem Saul Goodman das erste Mal auftreten wird. Rick and Morty – setzen auch in Staffel 3 neue Massstäbe was die Auslotung absurder Momente, überzogener Gewaltdarstellung und surrealer Animationen betrifft, schneiden sich aber zusätzlich noch eine Scheibe vom Pferdemenschen Bojack ab und scheuen sich nicht, ihre episodenübergreifende Rahmenhandlung mit betont düsteren und „menschlichen“ Momenten zu versehen. Zusätzlich gibt es in der Staffel auch noch zumindest vier Folgen mit sehr interessanten Science Fiction Konzepten, die gut ausgelotet werden. The Exorcist – bin gerade heute (23.12.2017) erst am Ende der dritten Folge angekommen und bin komplett hin und weg. Friedkins Klassiker ist für mich immer noch der beste Horrorfilm, den ich jemals sehen durfte und funktioniert immer noch wie eine gut geölte Angstmaschine. Die Serie ist sich dieser schweren Last durchaus bewusst, schafft es aber genug Elemente aus der Roman-/Filmhandlung zu integrieren und auszuspinnen, dass man sich gleich zu Hause fühlt. Die Schock- und Gruselszenen funktionieren großartig, das Sounddesign ist gekonnt und arbeitet ähnlich wie bei Friedkin in jeder Szene mit und zusätzlich gibt es auch noch die ein oder andere saftige Splatterszene. Wie gesagt, ich bin erst zwei Folge drin. Ich liebe nahezu alle Figuren und Handlungsstränge schon jetzt und Folge 2 bot mir dazu noch einen Cliffhanger, der wohl dafür sorgen wird, dass ich jede freie Sekunde der Weihnachtstage gegen Pazuzu kämpfen werde.
5. Überraschungen des Jahres
Ihr habt doch nicht ernsthaft gedacht, ich hätte den vergessen, oder? Ich hatte mir vieles von dem Film erhofft und er hat all meine Erwartungen übertroffen. Ein düsteres Drama gemixt mit einem Roadmovie und keine städtezerstörenden Aliens weit und breit.
Tolles Zombie-Drama mit einem überraschenden Ansatz und einem tollen Ende, dass nicht jedem gefallen hat. Leider aber mit einer störenden Farbdramaturgie und CGI-Blut.
Nicht nur, dass dieser Klassiker jetzt mittlerweile als Schlefaz gewürdigt wurde, er ist auch in einer limitierten Auflage als Mediabook in der "Edition Deutsche Vita" erschienen. Dabei ist alles, was das Fan-Herz begehrt, inklusive des Soundtracks auf CD (bisher hatte ich nur die Single), einer verkleinerten Version des Originalfotosatzes, einer ganzen Menge Extras und Interviews, unter anderem natürlich mit Christian Anders persönlich und „van Bullock, dem grausamen Schuft“ und – festhalten – einer 12 Minuten längeren Fassung, die noch dazu in feinstem HD glänzt. Endlich kann man wirklich jeden einzelnen Muskel von Christians Körper und jede einzelne angeklebte Wimper im Gesicht von Dunja Rajters Gesicht erkennen. Das ist auch der Film, der mir jetzt den Abend versüßen wird.
Euch allen ein schönes und ruhiges Weihnachtsfest dia
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