(USA 2016) Regie: Keith Maitland Darsteller: Violett Beane, Louie Arnette, Blair Jackson
Monday, Monday, so good to me „Monday, Monday“ –The Mamas and the Papas, 1966
Damals aber stand der Sniper im Vordergund und der eigentliche Kern des Filmes war eine versteckte Kritik am Hollywood-System, dass dem Helden des Killers, dem Horrorstar Orlock (Boris Karloff, in seiner letzten großen Rolle) keine interessanten Rollen mehr geben wollte, und ihn deshalb ausklinken liess. Sicherlich, ein böser kleiner Film, der auch heute noch überzeugt, aber denoch eine „Verniedlichung“ des Originalfalles, der ungemein grausamer und kaltblütiger war. Um eine genauere Darstellung der Ereignisse bemühte man sich im Jahr 1975 in dem TV-Film "The Deadly Tower" (Turm des Schreckens), in dem Kurt Russel den Sniper spielte. Hier hielt man sich erstaunlich detailgetreu an die Ereignisse des Tages, versuchte aber dem Täter eine entschuldigende Geisteskrankheit zu diagnostizieren.
Bereits bei der oben angesprochenen Einleitungsszene bewegt sich mitten zwischen den schwarz-weissen über den Campus schlendernden Studenten ein deutlich in plastischen Farben gehaltenes Pärchen – ein gezeichnetes Pärchen um genau zu sein. Maitland hat nach den Erzählungen der Interviewpartner ihre Erlebnisse, mehr oder weniger im Hinterhof seines Hauses mit unbekannten Schauspielern nachgedreht, „rotoskopiert“ also nachträglich überzeichnet und so zu einer stringenten Handlung zusammengeschnitten.
Dank der Animation komplett befreit vom Korsett eines „normalen“ Filmes nutzt der Regisseur hier alle Tricks und setzt den Zuschauer mitten hinein in das Chaos, die Angst und den Schmerz. Der Amokläufer selbst bleibt bei alledem unsichtbar, eine latente und immer vorhandene Gefahr, die jederzeit ohne Sinn, Verstand oder Überlegung wieder zuschlagen kann. Gerade dadurch aber, dass der Schrecken weder ein Gesicht noch eine Geschichte hat, bleibt das Grauen unmittelbarer und trifft den Zuschauer dort, wo es wirklich weh tut.
Denn bei allen optischen und erzähltechnischen Finessen geht es Maitland deutlich darum, den wirklichen Schrecken einer solche Extremsituation zu vermitteln, der sich normalerweise hinter all den Schlagzeilen und der heutzutage üblichen Überbebilderung verbirgt und den Rezipienten nicht wirklich erreicht. Dies mittels nahezu komplett künstlichen Bilder zu versuchen ist ein Wagnis, dass sich nach dem Sehen des Filmes als komplett gelungen bezeichnen lässt.
„Tower“ ist ein kleines aber feines Meisterwerk bei dem man wieder einmal mehr NETFLIX dankbar sein kann, dass es durch die Verbreitung auf der Streamingplatform ein größeres Publikum erreicht. Angucken... Dia
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