(GB 1964)
„The professor thinks these are cells of men advanced a million years.“ „That's possible. But we are apes advanced a million years. From what i've seen, we need protection against men advanced a million years. Either we control them or they control us, and that's the law of evolution, Tom. Ask any ape.“
Bei einem Test unter Schülern aus ganz England schneidet der junge Paul Looran außergewöhnlich gut, nämlich nahezu perfekt, ab. Das erregt die Aufmerksamkeit des Psychologen Dr. Tom Llewellin und des Genetikers Dr. David Neville, die im Auftrag der UNESCO diese Tests in England überwachen, und sie statten Paul und seiner alleinerziehenden Mutter Diana einen Besuch ab. Während sie sich mit der jungen Mutter, die ein wenig durch den Wind scheint, unterhalten, beäugt sie Paul argwöhnisch. Als das Gespräch auf den Vater kommt, blockt Diana ab und bittet die beiden zu gehen. Kurz darauf tritt sie einen Spaziergang in den regen Verkehr eines Autobahntunnels an und endet schwer verletzt im Krankenhaus, Pauls Tante Susan kümmert sich nun um das verschlossene Kind. Der Botaniker Prof. Gruber nimmt an, dass es sich um eine genetische Mutation handelt, doch dann erreichen die UNESCO-Wissenschaftler Botschaften aus verschiedenen Teilen der Erde, wo fünf andere Kinder exakt das gleiche Ergebnis wie Paul erzielt haben und auf den Weg in ihre jeweiligen Botschaften in London sind. Sie können daraufhin in der indischen Botschaft mit der Mutter des kleinen Harib sprechen, die auf die Frage nach dem Vater des Kindes ähnlich reagiert wie vormals Diana. In der russischen Botschaft werden sie abgewiesen, ihnen wird erzählt, dass sich das Kind bereits wieder auf dem Rückweg nach Russland befindet, obwohl die kleine Nina, die der Botschafter als seine eigene Tochter ausgibt, sehr wohl noch im Hause ist. Am Abend erreicht sie ein Anruf von Susan, die sie bittet sofort zu ihr zu kommen. Sie ist von Paul beeinflusst und weiß von dem Anruf nichts mehr, als Llewelin und Neville bei ihr eintreffen. Vor Ort ist auch Geheimdienstler Collin Webster mit zwei seiner Helfershelfer, der den Auftrag hat, den Jungen in Gewahrsam zu nehmen. Doch der nutzt die Anwesenheit der beiden Wissenschaftler, etwas Verwirrung zu stiften, um sich dem Zugriff der Agenten zu entziehen. Er sammelt nun die anderen fünf Kinder aus ihren Botschaften ein und sie suchen Zuflucht in einer leerstehenden Kirchen-Ruine. Durch seine Gedankenkraft lotst Paul seine Tante Susan zu ihnen, da sie sich nicht alleine versorgen können. Doch schon bald fährt der britische Militär-Apparat vor der Kirche auf, um die vermeintliche Bedrohung durch die telepathisch begabten Kinder, die durch ihre Verbindung zueinander auch den diplomatischen Frieden der untereinander konkurrierenden Nationen bedrohen... Der zweite, auf dem Buch von John Wyndham basierende Film von Anton Leader ist weniger ein Sequel zu DAS DORF DER VERDAMMTEN/VILLAGE OF THE DAMNED (1960), der hier komplett ignoriert wird, sondern eine Aufbereitung verschiedener Motive des Romans, die im Vorgänger nicht berücksichtigt wurden, wie die Konfrontation der Kinder mit dem Militär, oder dort in einem anderen Kontext gesetzt worden waren. Ihm gelingt es dabei durchaus eigene Akzente zu setzen, auch wenn man den Horror außen vor läßt und nun ganz klar in den Bereich der Science-Fiction fällt. Kurz nach der Kubakrise war sich die Welt bewusst wie nie, wie nah man die ganze Zeit am Rande einer neuen globalen Auseinandersetzung entlangschipperte, was sich nachhaltig auf das Drehbuch von John Briley, der später mit DER SCHRECKEN DER MEDUSA/THE MEDUSA TOUCH (1978) noch einmal ähnliches Terrain beackern sollte, niederschlug. Die Gruppe der hochbegabten Kinder um den schweigsamen Paul tritt hier abermals nicht als Aggressor auf, sondern in ihrer Internationalität als ein Abbild zukünftigen Friedens auf der Erde. Sie scheinen nicht nur in ihrer genetischen Entwicklung ihrer Zeit weit voraus, sondern treten auch als Gruppe unisono auf. Paul erscheint anfangs etwas wie ein Alphatier unter ihnen, seine grausame Tat seiner Mutter gegenüber entspringt aber nicht irgendeiner Bösartigkeit, vielmehr scheint es im nachhinein als ein emanzipatorischer Akt. Hingegen zu den anderen Kindern unterlag er nie einer staatlichen Kontrolle, er ergreift die Initiative und wird so zum Sprachrohr, nicht aber zum Anführer, des Kollektivs. Interessant ist, dass sie nach einem fatalen Versuch des Geheimdienstlers Webster, sie mit seinen Handlangern in der Kirche zu stellen, dazu übergehen, sich zunächst mit nicht lethalen Mitteln, nämlich den durch Gedankenkraft verstärkten Lärm einer alten Kirchenorgel verteidigen. Allgemein scheinen sie mit dem Gewaltbegriff der Menschen intellektuell nicht viel anfangen zu können. Sie versuchen nur, zusammen einen Platz in dieser Welt, die nicht mit ihnen umzugehen weiß, zu finden, und sie weisen ihre verschiedenen Herkunftsländer explizit darauf hin, dass es für ihre Vertreter keinen Sinn hätte, sie zu trennen, damit einjeder die Fähigkeiten der Kinder für sich auszunutzen kann, da sie mental immer verbunden sind. Und ohne diesen Nutzen schwindet auch ihre Daseinsberechtigung in den Augen der Machthabenden. Interessant ist diesbezüglich die Entwicklung der beiden Hauptcharaktere Llewelin und Neville, die sich anfangs einig sind, dass die Kinder vor Geheimdienst und Militär geschützt werden müssen. Als es aber erste Todesopfer gibt und die Lage sich zuspitzt, kommt im Genetiker Neville der eiskalte Darwinist durch, der die menschliche Spezies, wie sie sich derzeitig darstellt, durch die genetisch überlegenen Kinder gefährdet sieht, während der Psychologe immer noch den humanistischen Ansatz der Eingliederung verfolgt und weiter für die Kinder kämpft. Der Film macht es sich hier etwas einfach, da er sich auf diese beiden Auslegungen beschränkt und beispielsweise die Religion vollkommen außen vor lässt, was durch den Unterschlupf der Kinder, des zerfallenen Gotteshauses etwas plakativ symbolisiert wird. Man könnte es sogar dahingehend interpretieren, dass die Menschen, die vor den Toren der Kirche stehen, vom Glauben abgefallen sind, da sie sich weigern, diese Geschöpfe Gottes aufzunehmen, sie nicht vielleicht sogar als Geschenk des Herren anzuerkennen. Und der Film bemüht im letzten Drittel tatsächlich ein wenig Symbolismus, der das bevorstehende Martyrium der als gefährlich empfundenen, aber an sich unschuldigen Kinder ankündigt. Auch das Ende überlässt die Entscheidung über das Schicksal der Kinder weder der pragmatischen, aber destruktiven noch der humanistisch-progressiven Seite, der Paukenschlag, der dort folgt, wirkt wie ein Zeichen Gottes, der sich als simpler, aber folgenschwerer Unfall darstellt. Und damit macht es sich der Film letztendlich doch etwas einfach (siehe auch das eingangs verwendete Zitat dazu). Regisseur Anton Leader kam vom Radio, wo er Krimi- wie auch Mystery-Programme betreute, er wusste also, wie man subtil Spannung erzeugt. In dem Film verzichtet er fast gänzlich auf Schockeffekte, derer eigentlich nur einer zu verzeichnen ist. Da die Marschrichtung weniger auf Horror getrimmt ist, erzielt der Film vor allem seine Spannung aus dem Schicksal von Paul und der anderen Kinder und der sich ergebenden Belagerungssituation in der Kirche. Und wieder einmal konnte man die entscheidende Kinderrolle des Paul passend besetzen, Clive Powell heißt der junge Mann, und über ihn ist neben seiner Mitwirkung in diesem Film rein gar nichts bekannt. Die sich gegensätzlich entwickelnden Heldenrollen sind gut besetzt, Charakterdarsteller Alan Badel gibt sich als Genetiker Llewelin zum Ende hin vielleicht etwas zu enthusiastisch, aber dafür kann Ian Hendry, der in der ersten Staffel der Kultserie MIT SCHIRM, CHARME & MELONE (1961) noch an der Seite von Patrick Mcnee kämpfte und vielen bestimmt auch aus Roman Polanskys EKEL (1965) bekannt sein dürfte, in seiner Rolle als der humane Psychiater Neville mühelos die Symphatien der Zuschauer auf seine Seite ziehen. Insgesamt gesehen ist DIE KINDER DER VERDAMMTEN/CHILDREN OF THE DAMNED nicht so stark wie sein Vorgänger, er ist dafür aber eigenständig genug, um für sich zu stehend unterhaltsam zu sein und bietet reichlich Projektionsfläche für Diskussionen. Er greift dabei einige Aspekte des Romans auf, die vorher, auch aus Budget-Überlegungen, fallen gelassen wurden, und tut gut daran, gar keine Fortsetzung sein zu wollen. Der Ansatz ist schon ein gänzlich anderer, anstelle des chilligen Horrors von DAS DORF DER VERDAMMTEN/VILLAGE OF THE DAMNED tritt hier ein eher kopflastiges Sci-Fi-Drama, an dem sich der Film in seiner doch recht gradlinigen Erzählung teils etwas überhebt, gerade weil er eben wie ein klassischer Sci-Fi-Horrorfilm strukturiert ist. Trotzdem, oder gerade deshalb, bietet der Film gute Unterhaltung, obwohl er gerner etwas tiefer in die Materie hätte eindringen dürfen. Unter dem Gesichtspunkt von guter Science-Fiction-Unterhaltung kann ich den Film auf jeden Fall bedenkenlos empfehlen. Wer allerdings subtilen Horror, wie ihn der Vorgänger bot, erwartet, der wird unweigerlich enttäuscht werden. Horny
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