Nach dem, bisher erfolgreichsten (weil auch für ein Mainstream-Publikum geeigneten), Teil der Serie, musste man jetzt also richtig auffahren. Die Erwartungen waren hoch und als dann die ersten Gerüchte über eine Geschichte, in der die Trek-Crew Gott sucht – und eventuell findet – auftauchten, wuchs die Spannung schier ins Unermeßliche. Das klang nach einem Stoff, der zuerst einmal versprach, dass sich die Enterprise mal wieder in unendliche Weiten aufmachte, was ja konzeptuell bei einem Star Trek-Film nicht die schlechteste Idee ist. Zusätzlich bot die Addition des Themas Religion ja auch die Möglichkeiten, verschiedene Gottesvorstellung unterschiedlicher Rassen des Universums einfliessen zu lassen und der gewaltfreie Rahmen ist ja durch die Geschichte bereits vorgegeben und muss nur noch gefüllt werden. Die, zugegeben etwas gewagte, Grundidee stammte übrigens von Captain Kirk selbst und auch das wurde ziemlich offensiv publiziert. Shatners Originalidee wich aber ein wenig von dem letztendlich verfilmten Drehbuch ab und sollte unter anderem ein Finale haben, in dem sich heraus stellt, dass es sich bei dem vermeintlichen Gott in Wirklichkeit um Satan handelt, was gleichzeitig dann ja auch ein Gottbeweis gewesen wäre. Solch ein definitives Ende hätte sicherlich zu einigen Skandalen geführt und dessen war sich Paramount als produzierendes Studio auch bewusst. Auf der anderen Seite hatten sie aber Shatner auch noch die Regie des Filmes zugesagt, da er sonst bereits zu Star Trek IV nicht mehr zur Verfügung gestanden hätte. Also erhöhten sie schon Mal in weiser Vorraussicht das Budget nochmal um ein fünftel und begannen an anderen Stellen zu sparen – leider an den falschen. Denn statt den sicheren Weg zu gehen und wieder die Spezialeffekte bei ILM erstellen zu lassen, entschied man sich für eine recht neue Company, die dann auch komplett unter der Menge der geforderten Shots zusammenbrachen. Somit wirkten sämtliche Weltraumeffekte, trotz der wirklich überzeugenden und detaillierten Modellarbeit, irgendwie unfertig. Die Bewegungen der Raumschiffe wirken „unecht“ , die Barriere zum „Mittelpunkt des Universums“ ist eine Wolkentank-Aufnahme, die in der Anfangszeit dieser Technik, als sie mehr als zehn Jahre zuvor in „Close encounters of the third kind“ erstmals auf der Leinwand zu sehen war, sicherlich verworfen worden wäre. Die mit der Kreation der Felsmenschen, die im Finale des Filmes auftauchen sollten, beauftragte Firma versagte sogar vollkommen und lieferte ein Kostüm ab, dessen Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist. Also strich man diese geplanten Szenen schon einmal komplett aus dem Drehbuch und weil man schon Mal dabei war gleich auch das ganze Finale. Natürlich war uns das Alles nicht bewusst, als wir uns den Film damals im Kino ansahen. Sicherlich hatten wir von US-Fans, die ja bereits ein halbes Jahr vorher in den „Genuss“ dieser Nahe-Gott-Erfahrung gekommen waren, bereits gehört, dass es sich nicht um die Offenbarung, sondern eher um eine Art Buch Mormon handeln würde, aber tief im Innersten hatte man ja immer noch die Hoffnung, dass die naiven Amis einfach nur zu doof waren, die Genialität des Filmes zu erkennen. Dementsprechend kann man nicht gerade sagen, dass wir richtig begeistert waren, als wir damals das Kino verliessen. Für mich war sofort klar, dass mein Leben nie so langweilig werden würde, dass ich mir diese Gurke von Film nochmals ansehen würde. Aber, wie das so mit den meisten Versprechen ist, die man sich selbst in jungen Jahren gibt, natürlich habe ich – mit der Ausrede dieser Serie versehen – „The final frontier“ (was man auf deutsch scheinbar mit „Am Rande des Universums“ übersetzt) am letzten Wochenende dann doch nochmals geguckt.
Drücken wir also den Hebel langsam nach vorne und – schade nur, dass ich kein Modegeschäft
Ich habe es bereits mehrfach im Laufe dieser Artikelserie erwähnt, aber so langsam glaube ich selbst daran altersmilde geworden zu sein. Natürlich hat „Star Trek V – the final frontier“ seine erheblichen Schwächen und manche von ihnen fallen dem geschulten Auge des mehr als 50-jährigen Filmfreak natürlich heute noch mehr ins Auge als vor fast 30 Jahren. Auf der anderen Seite aber gelingt es mir heute viel besser dies auszublenden und die durchaus vorhandenen Qualitäten des Filmes zu erkennen. So ist zum Beispiel die Eröffnungssequenz auf Nimbus III,dem „Planeten des ewigen Friedens“, auf dem Romulaner, Vulkanier, Klingonen und Menschen ein gemeinsames diplomatisches Projekt angegangen sind, um den Wüstenplaneten urbar zu machen, voller Atmosphäre. In düsteren Orangetönen gehalten und on location gedreht, erweist sich die Vorstellung des „Bösewichts“ Sybok (Laurence Luckinbill), eines Vulkaniers, der menschliche Emotionen liebt und in der Lage ist Leuten mittels Geisteskraft mit ihren verborgensten Ängsten zu konfrontieren, als wirklich gelungen und gibt dem Film direkt einmal einen Hauch von Mystik mit auf den Weg. Das liegt zum großen Teil natürlich auch an der Arbeit von Kameramann Legende Andrew Laszlo, der in den achtzigern zusammen mit dem anderen ungarischen Kameramann László Kovács eine ganz eigene Bildästhetik in das US-amerikanische Kino gebracht hat, die sich speziell in den großartigen Außenaufnahmen im Yosemite Park und in einigen Wüstenregionen Kaliforniens bemerkbar macht. Womit wir einen schönen Schwenk auf die Enterprise-Besatzung gemacht haben, denn diese treffen wir erstmals bei Kirks – mittlerweile schon zum Witz gewordenen – Free–climbing Abenteuer. Tatsächlich ist die gesamte Sequenz (inclusive des Lagerfeuers) wirklich recht furchtbar anzusehen, aber das bezieht sich in keinster Weise auf die Optik. Speziell die direkt auf Film belichteten Shots eines offensichtlich tatsächlich unbefestigt in einer Felswand hängenden William Shatner sind recht beeindruckend getrickst und sehen teilweise erheblich besser aus, als die auf gleiche Art entstandenen Szenen in „Cliffhanger“, was natürlich auch daran liegen mag, dass in „The final frontier“ keine bemalten Leinentücher, sondern ein echtes Gebirge den Hintergrund bietet. Trotzdem ist diese gesamte Einführung der Hauptfiguren natürlich absoluter Müll, inclusive des sich verirrenden Navigator Sulu und den zarten Banden zwischen Uhura und Scotty. Auch die Idee die versuchte Befreiung der interplanetaren Diplomaten, von denen einer übrigens ein komplett unterforderter David Warner ist, als eine Art Schwarzeneggerisches Action-Spektakel zu inszenieren und es mit einer der peinlichsten Szenen der Flmgeschichte einzuleiten (Sorry Miss Nichols), erweist sich als schlechte Entscheidung. Besser – und teilweise interessant wird der Film erst wieder, wenn Syvak, den Laurence Luckinbill wirklich brillant spielt, die Main Crew unter seine Kontrolle zu bringen versucht und wir somit viel aus dem Leben der Figuren erfahren, das bis dato noch unbekannt war. Diese Momente sind wirklich toll und man wünschte sich der Film hätte öfter den Mut gehabt auf Charaktere anstatt auf Bumm Bumm zu setzen. Ist aber nicht so, denn nachdem die Enterprise die undurchdringliche Barriere im Welt all durch- statt umflogen hat, finden sie sich auf dem Planeten Gottes wieder, der sich als eine Lichterscheinung eines bärtigen alten Mannes enpuppt. Nachdem Kirk kurzerhand festgestellt hat, dass es sich wohl um einen Gefangenen handelt wird auch schnell eine Lösung gefunden und einfach alles in die Luft gesprengt. Mystizismus hin oder her, es gibt keine Probleme, die man mit ein paar gezielten Detonationen und Phaserschüßen nicht lösen könnte. Am Ende bleibt auch beim Wiederbesuch des Filmes eine gewisse Ratlosigkeit. Die Geschichte hätte sicherlich Potential gehabt und in einigen Momenten blitzt das auch durch. Hätten bessere Effekte oder die Verfilmung des Originalskripts hier geholfen? Ich weiss es wirklich nicht. Sicher hätte es einige der Effektszenen erträglicher gemacht, wenn man sie eher „geglaubt“ hätte, aber auch Shatners Ansatz die Geschichte aufzulösen klingt nicht nach einer intelligenteren Lösung, sondern hätte nur – nach der Sprengung von „Gott“ – noch für einige Actionszenen mehr gesorgt auch wenn vorher erwähnt worden wäre, dass es sich um Satan handelt. Aber hätte all das wirklich dafür gesorgt, das größte Problem des Filmes zu verhindert? „Star Trek V – the final frontier“ ist nämlich – schlicht und einfach – stinklangweilig. Die eigentliche Story kommt erst nach fast einer Stunde wirklich in Gang und erfordert dann auch noch etliche Erklärungen und das Ende ist, speziell nachdem man „Gott“ dann in seiner ganzen Herrlichkeit bewundern darf, einfach nur grausam anzusehen. Nee, das war nix und da ändert auch die Rückkehr von Jerry Goldsmith für die Filmmusik nichts. Aber das ist ja ein ganz anderes Thema, dessen sich der Frank im Anhang dieser Artikelserie noch einmal extra animmt. Ich freue mich jetzt auf alle Fälle auf einen – in meiner Erinnerung guten – Film zur Abwechslung. Vorhang auf für „Star Trek VI – the undiscovered country“ Demnächst in diesem Theater Dia
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