Der böse Khan (Ricardo Montalban), der vom ollen Kirk 15 Jahre zuvor in der TOS-Episode „Space Seed“ mit seiner Crew auf einem öden Planeten ausgesetzt wurde, befreit sich und seine Gang von Schlagetots, indem er Chekov, der mittlerweile auf dem Raumschiff „Reliant“ angeheuert hat, und dessen Captain mittels eines Ohrwurms gefügig macht und das Schiff entführt, um damit auf die Jagd nach Kirk zu gehen. Selbiger hat allerdings momentan andere Probleme, da er mit der Enterprise auf einen Notruf einer wissenschaftlichen Station reagieren muss, auf der eine seiner diversen Ex-Liebschaften am sogenannten GENESIS-Projekt arbeitet, dass eine Art sekundenschnelles Terraforming ermöglicht. Ach ja, und am Ende stirbt Spock...
Der eher philosophische und gewaltvermeidende Ansatz von TMP ist komplett vergessen, die Konflikte und leichten Veränderungen der Hauptcharaktere werden zugunsten einer „Wir machen jetzt alles wie in der Serie“-Einstellung fallengelassen. Sicherlich gibt es einige kleine Veränderungen. So wurden die Uniformen ein weiteres Mal komplett (und zu ihrem Vorteil) überarbeitet und das neue Design der Brücke ist eine recht gelungene Mischung aus der klassischen TV-Serie und dem TMP-Kommandozentrum, aber die gesamte Erzählstruktur und das Verhältnis der Figuren zueinander ist deutlich von einer Art TV-Dramaturgie geprägt. Wie gesagt, es fehlt der Mut etwas wirklich Neues und Entscheidendes zu wagen, die Angst vor einem weiteren Fan-Aufstand ist deutlich spürbar.
Auch Kirks Ex-Liebchen Carol (Bibi Besch) die den Frauenhelden 20 Jahre lang nicht gesehen hat und ihr - zufällig auch 20-jähriger - blondgelockter Sohn David (Merritt Butrick) sind eher Fernsehgestalten, deren verwandschaftliches Verhältnis zum Übercaptain erschreckend Soap-Opera-mässig rüberkommt. Speziell Kirks Überraschung darüber, dass es sich bei David um seinen Sohn handelt, wirkt ziemlich überzogen, speziell, weil das dem Zuschauer zu diesem Zeitpunkt bereits einen halben Film lang klar war. Die schlimmste Figur des Filmes ist allerdings der Charakter von Khan, der sich als einer der eindimensionalsten Bösewichte der Filmgeschichte herausstellt (und in der gesamten Filmhandlung nicht einmal mit Kirk zusammentrifft). 15 Jahre mit seiner kompletten Crew in einem Container eingesperrt zu sein hat in ihm scheinbar nichts bewirkt, sein einziger Charakterzug ist tatsächlich ein Hass auf Kirk, der einzige Grund dafür der Tod seiner Frau 15 Jahre zuvor. Nicht dass ich dieses traumatische Ereignis klein reden möchte, aber nach eineinhalb Dekaden mit 70 Leuten auf – nach der Optik des Sets zu urteilen – 30 Quadratmetern, sollte man vermuten, dass seine Prioritäten nach seiner „Rettung“ etwas anders lägen.
Das ist um so schlimmer, da die Figur in der Serie durchaus interessant und vielschichtig war, handelte es sich doch um einen 300 Jahre lang im Hyperschlaf gefangenen genetisch modifizierten Tyrannen, der seine damaligen Welteroberungspläne überwiegend ohne menschliche Verluste umsetzen wollte und dementsprechend sogar in der Episode von McCoy und Kirk offen dafür bewundert wurde. Der Tod seiner Frau, die in dieser Folge tatsächlich in ihrer Schlafkammer starb (woran niemand der Enterprise-Besatzung beteiligt war), ging dem guten Khan damals zumindest nur so lange nahe, bis er sich auf der Enterprise ein neues Weibchen ausgeguckt und sie mittels Manipulation verführt hatte. Auch das Khan nun im Film direkt von Chekov erkannt wird (und umgekehrt) weist nicht gerade auf ein durchdachtes Drehbuch hin, war der junge Russe doch zu Zeiten der TV-Episode noch gar nicht Crewmitglied der Enterprise. Doch egal, im Endeffekt dient Khan ja auch nur als roter Faden der die Geschichte zum düsteren Finale bringt – denn düster war Hip im Jahr 1982, in dem die Science Fiction Welt gerade erst zu verstehen begann, wie großartig und perfekt der zwei Jahre zuvor gestartete „The Empire strikes back“ war. So ist der Film schon von der Beleuchtung her erheblich dunkler gehalten, als sein Vorgänger, so dass man sich manches Mal wünscht, dass irgendwer auf der Brücke der Enterprise mal ein paar Lämpchen installiert.
Eine weitere Änderung ist auch bei den zahlreichen Spezialeffekten erkennbar.
Alles in allem kann ich die übermäßige Liebe der Star Trek Fans zu diesem Film nicht so recht nachvollziehen.
Der Film wirkt heute gesehen wie ein Zusammenschnitt einiger TV-Episoden, krankt unter einem unglaubwürdigen Bösewicht und unter einer wackeligen Dramaturgie. Damals hatte ich – nach dem grandiosen Werk von Robert Wise – erheblich mehr erwartet, bei der heutigen Sichtung (nach ungefähr 25 Jahren) durch den unglaublichen Fanhype ebenso. Beide Male bin ich entäuscht worden. Da bin ich wirklich mal gespannt, wie mir „The search for Spock“ zusagt, den ich bis zum Release von „Nemesis“ immer für den schlechtesten aller Star Trek Filme gehalten habe. Dia
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