Teil 7 Episode I
Im November 1998 wurde das Internet erstmals einer wirklichen Belastungsprobe unterzogen. Die Veröffentlichung des Trailers zu „Star Wars Episode I – The Phantom Menace“ ließ die Datenleitungen glühen und sorgte kurzfristig sogar zur kompletten Unerreichbarkeit von Starwars.com. 15 lange Jahre nach „Return of the Jedi“ hatten die Fans endlich wieder die Möglichkeit erste neue Bilder aus dem Star Wars Universum zu sehen, kein Wunder also, das eigentlich so gut wie jeder diese kurze Vorschau sehen wollte. „Every Saga has a beginning“ - diese einfach auf schwarzem Grund eingeblendeten Worte verursachten nicht nur bei mir Gänsehaut und die wenigen fertigen Szenen, die man in den folgenden 1 ½ Minuten sehen konnte, wirkten sehr überzeugend. Auch wenn außer dem Planeten Tatooine, einem erheblich jüngeren Yoda und den Namen Obi Wan Kenobi und Anakin Skywalker nichts wirklich an Star Wars erinnerte, hatte man doch Hoffnung in George Lucas und seine Kreativität. Auch die nächsten Trailer machten genau das wozu sie gedacht waren und puschten die Erwartungen. Als am 19. Mai 1999 der Film endlich in den USA startete hatten die Presse und die Fans ihn mittlerweile schon zum Jahrtausenderereignis hochgelobt. Wochenlang hatten große Fangruppen vor den Premierentheatern campiert und von Presse und Fernsehen umlagert, kostenlos die Werbetrommel gerührt. Was für uns deutsche Fans besonders schlimm war, der Starttermin in diesem unserem Lande war auf den 19. August gelegt worden, ganze drei Monate lang galt es nun sich von Internet und internationalen Zeitungen fernzuhalten, um nicht schon vorab zu viel zu erfahren. Trotzdem rutschte natürlich durch, das der Film dem Vorabhype nicht standhalten könne, aber wer hatte das auch ernsthaft erwartet. Also schraubten wir unsere Erwartungen so weit es ging hinunter und besorgten uns Karten für die Mitternachtspremiere. Nach vier Stunden interessantem Vorprogramm mit Laserschwertduellen, Kostümprämierungen und einem Star Wars-Quiz (bei allem hatte mein damals 11-jähriger Sohn als Anakin natürlich die Nase vorn:)) ging es ins Kino. Sekunden bevor das Licht ausging fühlte ich mich wie nach einem Marathonlauf, das Herz pumpte wie wild, die Finger zitterten – ich war wie gefesselt, auf die nächsten zwei Stunden hatte ich schließlich jahrelang gewartet. Und dann... Wir alle waren sehr leise, als wir das Kino verließen – selbst mein Sohn fühlte sich nicht mehr ganz so wohl in seiner Wüstenkleidung. Sicher - „Phantom Menace“ hatte durchaus seine Star Wars-Momente. Das Podrace war einzigartig, das Laserschwertduell zwischen den beiden Jedis und Darth Maul war noch besser als das zwischen Darth Vader und Luke in „The Empire strikes back“. Und dann die Musik – John Williams hatte ein weiteres Meisterwerk geschaffen, das dramatische „Duell of the Fates“ schaffte es sogar in die nationalen und internationalen Charts. Auch die (leider zu seltenen) Raumschlachten waren nicht von schlechten Eltern, da kam wieder richtig das alte Feeling auf. Leider aber war all das nur Stückwerk und schlecht verpackt. Die Story erwies sich als absolut hanebüchen und strotzte nur so vor handwerklichen Fehlern. Neben furchtbaren Dialogen („Bist du ein Engel?“) wurde auch vieles über den Haufen geworfen, was uns aus Episode IV – VI bekannt war. So waren die Jedi-Fähigkeiten – ehemals eher religiös untermauert – nur mehr eine Art durch einen lebenden Virus verursachte Mutation und ließen sich per Blutprobe analysieren und auswerten. „Tut mir leid ich kann heute nicht arbeiten kommen – ich habe Jedi!“ Nebenher gab es endlose Diskussionen über die als Aufhänger dienende Handelsblockade, die nun wirklich niemanden interessierte und ein Superheldenkid namens Anakin, der das gefährlichste Rennen des Universums locker gewann, sich aus Schrottteilen einen Roboter zusammenbaute und dann auch noch durch Zufall das Kontrollschiff der bösen Franzosen (ups, ich meinte Handelsblockierer) zerstörte. „Yahoooo!“ Auch die Entscheidung der Jedi zwar Anakin mitzunehmen, aber seine Mutter weiterhin ihr Sklavendasein fristen zu lassen, war – sagen wir mal – fragwürdig. Und von der Figur des Jar-Jar fange ich besser gar nicht erst an. ;) Am Ende fragte man sich, auch mit Erinnerung an die über weite Teile unsäglichen Special Editions, ob George Lucas vielleicht vergessen hatte, was Star Wars eigentlich ausmachte. „Phantom Menace“ wirkt wie das Werk eines verrückten Malers, der einfach wild irgendwelche Farbbeutel auf die Leinwand wirft und hofft, das zufällig irgend etwas gutes dabei herauskommt und nicht wie die Vision eines Künstlers. Das konnte ja eigentlich nur noch besser werden, doch erst einmal standen uns wieder drei Jahre des Wartens bevor.
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