Teil 4 Episode V 1/2
Bis zum Start von „Revenge of the Jedi“ hieß es nun erst einmal wieder drei Jahre warten. Aber „glücklicherweise“ hatte George Lucas einige Ideen um uns die Wartezeit zu verkürzen. |
Teil 4 Episode V 1/2 Bis zum Start von „Revenge of the Jedi“ hieß es nun erst einmal wieder drei Jahre warten. Aber „glücklicherweise“ hatte George Lucas einige Ideen um uns die Wartezeit zu verkürzen. Wie bereits erwähnt boomte das Star Wars Fandom nach dem Start von „The Empire strikes back“ wie nie zuvor – und wenn man es genau nimmt sollte es auch nie wieder so sein. Jeder – und wirklich jeder – der auch nur im Entferntesten eine Beziehung zu der Serie – die man nun ja schon als Saga bezeichnen konnte – hatte, war mehr als nur zufrieden mit Teil V. In den deutschen Fanzines der beiden Clubs versammelten sich nun mittlerweile Künstler und Autoren aus der ganzen Welt, Stories und Artikel wurden schnellstmöglich übersetzt – zu Breaking News aus den USA gab es auch mal den ein oder anderen Newsletter. Eine Kurzgeschichte allerdings sollte hohe Wellen schlagen. Es handelte sich um die Mitte 1980 von Barbara Wenk verfasste (und erstmals im US Fanzine „Guardian“ veröffentlichte) Story „Slow boat to bespin“ die eine zeitliche Lücke in der Handlung von „The Empire strikes back“ füllte. Wir erinnern uns gerne daran wie Han Solo die Falcon nach der Flucht vor der Asteroidenschnecke an das Heck eines Sternzerstörers klemmt und somit sozusagen als „blinder Passagier“ Richtung Wolkenstadt reist. Nach einem kurzen Intermezzo, in dem wir Lukes Training auf Dagobah weiter verfolgen, kommt dann auch bereits die Einstellung in der sich der „Haufen Schrott“ zusammen mit dem anderen Müll vom imperialen Taxischiff löst und – verfolgt von Boba Fetts Slave1 – Richtung Bespin abdreht. Diese Sequenz, dieser krasse Zeitschnitt, fällt dem „normalen“ Kinogänger vielleicht nicht besonders auf, Fans hingegen, die jedes Detail durch eine gänzlich andere Brille sehen, ist recht klar, dass diese Reise mehr als nur ein paar Minuten gedauert haben muss. Ja, dank defektem „Hyperdrive-Motivator“ und den bekanntlich recht großen Entfernungen im Universum, kann man davon ausgehen, das Leia, Han, Chewie und die beiden Droiden recht viel Zeit auf engem Raum miteinander verbringen mussten. In diesem Zeitraum spielt nun auch die von Mrs. Wenk erdachte kleine Geschichte, in der sich Han und Leia eben aufgrund dieser nutzlosen Zeit auch körperlich ein wenig näher kommen. Nun sollte man hier aber keine Pornographie erwarten, die erotischen Momente in „Slow Boat to Bespin“ beschränken sich in ihrer textlichen Darstellung auf Beschreibungen, die man schärfer in den damals gerade populären „Gaslicht“-Heftromänchen finden konnte. Hier wurde sozusagen abgeblendet bevor irgendwelche „schlimmen“ Körperteile auch nur erwähnt wurden und erst zur „danach-Zigarette“ wieder zur verfänglichen Situation zurückgekehrt. Diese Story also erschien dann auch in übersetzter Version im Chorellian Chronicle Nr. 5 vom Dezember 1980, also direkt zum Deutschlandstart von „The Empire strikes back“. Erstaunlicher Weise gab es auch in unseren Kreisen bereits vor der Veröffentlichung interessante Diskussionen darüber, ob man solch „höchst erotisches“ Material überhaupt drucken sollte, da doch im Club durchaus auch jüngere Mitglieder waren. Was heutzutage fast lächerlich klingt, war damals tatsächlich ein wichtiger Punkt. Man sollte nicht vergessen, dass wir uns in den frühen 80er Jahren befanden, in denen es ein Skandal war, wenn in einem Fernseh-Werbespot („Fa“) mal weibliche Brüste zu erahnen waren. Unglücklicherweise entschieden wir uns gegen eine selbst durchgeführte Vorzensur und das rief dann die Firma Lucasfilm auf den Plan. Natürlich hatten wir – wie üblich – ein Exemplar unseres Zines an die deutsche „Fox“ und den Lucasfilm-Ableger geschickt und schon bald erreichte uns ein langer Brief von höchstoffizieller Stelle, in dem uns, auf Beruf des geistigen Eigentums von Herrn Lucas, in der Folge untersagt wurde solch bösen Dinge mit den Charakteren anzustellen, die wir leihweise natürlich gerne weiter, aber in Zukunft nur nach vorheriger Absprache mit Lucasfilm nutzen dürften. Ebenso verhielt es sich natürlich auch mit Bildmaterial. Selbst Gabriele Berndts bekannte Gemälde, auf denen z.B. ein Han Solo mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd reitend dargestellt wurden, fielen unter die Beanstandungsliste. Generell machte der Brief deutlich klar, dass Lucas nun langsam die Daumenschrauben anziehen und ALLES, was mit dem Thema Star Wars zu tun hatte kontrollieren wollte. Von diesem Punkt an drohte der Spaß an der Veröffentlichung eines Fan-Magazines in eine höchst gefährliche Arbeit abzudriften, vergleichbar mit einem Hindernislauf in einem Minenfeld. War es nun erlaubt sich als Pseudonym z.B. Hans Vader zu nehmen und sich als Backstory als ein in irgendeiner Form mit Anakin verwandter Geselle darzustellen? Sollten wird die Story, in der Solo nach einem Einsatz für die Rebellen mit zwei blauhäutigen Damen einen Drink zu sich nimmt wirklich veröffentlichen? Und was war mit dem gezeichneten Witz, in dem die Falcon auf die Enterprise trifft? Die Schere im Kopf begann zu klappern und schon begann man darüber zu diskutieren, ob überhaupt noch Sinn darin bestand weiter zu machen. Alternativ gab es natürlich auch noch die Möglichkeit LUCASFILM einfach zu ignorieren und ihnen keine Magazine zuzuschicken, aber dann hätte man natürlich auch keinerlei offizielle Infos mehr über Projekte wie „Raiders of the lost Arc“ oder George Lucas nächstes Projekt (einen Horrorfilm namen „Blue Harvest“) bekommen können. Das Redaktionsteam biss also in den sauren Apfel und erstaunlicherweise gab es keine weiteren Beanstandungen von Lucasfilm. Wahrscheinlich war es nur die Angst vor dem langsamen Abdriften in die Pornographie gewesen, die sie auf den Plan gerufen hatten. Die hätten mal sehen sollen, welche Stories damals in Fankreisen außerhalb der Magazine im Umlauf waren… So langsam beruhigte sich damit auch alles wieder und am Ende der Krise tauchten dann auch die ersten Bilder von „Revenge of the Jedi“ auf, der mittlerweile ja auch in „Return of the Jedi“ umbenamst worden war und sich ebenso als der angebliche „Blue Harvest“ herausgestellt hatte. Fast alles war gut, jetzt waren wir wieder gespannt auf ein weiteres Meisterwerk auf der Lucasschen Filmküche.
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