(Canada 1991) Regie: Christian Duguay Buch: B.J. Nelson based on Characters by: David Cronenberg Darsteller: David Hewlett, Deborah Raffin, Yvan Ponton
David Cronenbergs „Scanners“ aus dem Jahr 1981 ist ein unumstößlicher Klassiker des Science Fiction und Horrorgenres, was aber mehr an seiner bekanntesten Szene als an seinem Inhalt liegt. Sicherlich kann man Cronenberg seine Fähigkeiten spannend und visuell ansprechend zu inszenieren nicht absprechen und der Film fügt sich auch nahtlos in seine „New Flesh“-Werke ein, aber zum Thema telikinetischer Horror gab es bereits zu diesem Zeitpunkt anderes, namentlich Brian dePalmas meisterhafte Vermischung aus Agentenfilm und Sci-Fi-Horror „The Fury“ (1978, Teufelskreis Alpha). Hüben wie drüben geht es um überaus begabte telikenetische Mutanten, die Schwierigkeiten damit haben, ihre Emotionen und Fähigkeiten unter Kontrolle zu halten und das Interesse verschiedener Parteien an ihnen. Auch der berühmte Kopfplatzer vom Beginn des Cronenberg Filmes[1] verliert gewaltig, wenn man Jahre zuvor bereits das Ende von John Cassavetes[2] auf der großen Leinwand gesehen hat. So empfand ich Cronenbergs Film anfangs auch als eine kanadische und billigere Version des amerikanischen Films meines damaligen Lieblingsregisseurs, ohne auch nur in Ansätzen dessen geschickte Thriller- und Actionelemente zu erreichen. Trotzdem ist „Scanners“ natürlich auch heute noch sehr unterhaltsam, war damals sogar recht erfolgreich und hat weder den Karrieren von David Cronenberg noch der von Michael Ironside geschadet. Da erscheint es seltsam, dass es tatsächlich 10 Jahre dauern sollte, bis eine Fortsetzung erschien, aber ich vermute mal, dass David Cronenberg da lange Zeit seine Hand darüber gehalten hat, denn wenn ein Film keine Fortsetzung brauchte, dann „Scanners“[3]. Allerdings erweist sich „Scanners II: The new flesh“ als eine – zumindest in Teilen – recht gelungene Weiterschreibung der Scanners-Geshcichte, auch wenn die Verbindungen zum Original doch sehr „gescriptet“ wirken. David Hewlett spielt einen von seinen Fähigkeiten gequälten jungen Scanner namens David (!), der von dem selbstgefälligen und karrieregeilen Polizisten namens John Forrester (!!) angeheuert wird, um fortan in dessen privater Scannertruppe böse Wichte zu überführen. Natürlich ist das nur ein Vorwand, denn Forrester hat größere Pläne – und natürlich auch einen bösen Scanner auf seiner Seite. Diese Rahmenhandlung ist durchaus mit schönen und interessanten Momenten und Nebenplots durchzogen. So lernt David im Laufe des Filmes seine Schwester kennen und wir erfahren mehr über die Scannerdroge Ephemerol, bzw. deren Weiterentwicklung durch einen „verrückten Professor“. Das alles ist sehr unterhaltsam und recht gut gespielt, sieht aber größtenteils wie eine TV-Produktion aus. Zusätzlich versucht der Film auch noch nahezu sklavisch alle Punkte seines bekannteren Vorgängers abzuhandeln, scheitert dabei aber schon alleine daran, dass Christian Duguay, dessen Karriere doch eher von Fernsehen geprägt ist, eben doch kein David Cronenberg ist. So wirkt der Film, trotz doppelter Kopfplatzerzahl (beide übrigens recht originell, wenn auch weit davon entfernt überraschend zu sein) eine aufgepropft wirkenden Famileingeschichte (diesmal mit einer verlorenen Schwester) und gleich einer ganzen Gruppe von Scannern, die nun mittels Geisteskraft Leute durch die Gegend schleudern eher langatmig und zerstückelt. Zusätzlich fragt man sich natürlich schon ein wenig, warum zehn Jahre an Weiterentwicklung dazu geführt haben, das EPH-2, wie die neue Version der Scannerdroge nun genannt wird, nun dafür sorgt, dass damit Langzeitbehandelte Scanner zu einer Art in geistiger Umnachtung dahinvegetierenden Zombies mutieren. Nichts in dem Film wird logisch erklärt, wo Cronenberg damals aktuelle Themen wie Drogenmissbrauch und Computer (heutzutage wirkt der Scan des Computersystems durch den Hauptdarsteller herrlich naiv) nahtlos in seine Story einband und damit dafür sorgte, dass der Film auch heute noch ansehnlich ist, ist „Scanners II: The new order“ ein typisch blasser 90er Jahre Horrorfilm, der eine Nummernrevue abspult und keinerlei Tiefe hat. Es wird halt mehr Wert auf – zugegeben recht gut getrickste – Effekte, als auf eine sinnvolle oder gar kritische Geschichte gelegt. Sicherlich ist der Film kein Totalausfall und vermag den Zuschauer, wenn auch nicht gerade zu fesseln, zumindest 90 Minuten einigermaßen interessiert zuschauen zu lassen, ob er aber wirklich nötig war kann man in Frage stellen. Ich habe mehr als ein Vierteljahrhundert gut darauf verzichten können und hätte ich den Film (und seine Fortsetzung, der ich mich im Laufe der Woche widmen werde) nicht unglaublich günstig in der unten verlinkten Blechbüchse ersteigert, hätte mich kaum etwas dazu getrieben, ihm meine Zeit zu widmen. Dia
[1] Unter der Aufsicht von Make-Up-Legende Dick Smith entstanden und wahrscheinlich das bekannteste animierte Gif in den sozialen (Horror-)Netzwerken. [2] Mitarbeiter hierbei waren unter anderem Rick Baker und Rob Bottin. [3] Und natürlich „The fury“
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