Daddy`s little Girl (2012) Buch/Regie: Chris Sun Darsteller: Michael Thomson, Allira Jaques, Billi Baker
Vorab muss ich erst einmal erwähnen, dass ich über diesen kleinen australischen Film nur über diverse Postings in Facebook Gruppen gestolpert bin, die sich mit extremen Horror- und Splatterfilmen beschäftigen. Dort wurde er durchaus kontrovers diskutiert. Wo die eine Fraktion ihn als ekliges Machwerk abtat, gab es auch die anderen die ihn als „voll krass“ und „der geht gut ab der Streifen“ bezeichneten. Ohne jetzt schon zu viel zu verraten stimme ich beiden Meinungen nicht zu, obwohl sie sehr wohl je ein Körnchen Wahrheit enthalten. Die Handlung lässt sich schnell und in wenigen Worten umreißen. Ein sechsjähriges Mädchen wird getötet am Strand aufgefunden, der Vater bekommt durch Zufall heraus wer der Täter war, setzt diesen unter Drogen, schnallt ihn auf einen Tisch in seinem Keller und beginnt ihn zu foltern. Wir haben es also mit einem Rachefilm in seiner reinsten und einfachsten Form zu tun und da es sich bei dem Folteropfer auch noch um einen Kinderschänder und –mörder handelt ist es auch nicht besonders schwer für den Zuschauer seine Sympathien zu verteilen. Was den Film dann trotzdem interessant macht, ist sein gut durchdachtes und getimtes Drehbuch. So nimmt sich Regisseur und Drehbuchautor Chris Sun, der bereits als neue Hoffnung des australischen Horrorfilms gehandelt wird, eine ganze Menge Zeit seine Charaktere und deren Verhältnisse zueinander einzuführen. So hat der Zuschauer erst einmal eine halbe Stunde Zeit die kleine Georgia und ihre Familie kennenzulernen bevor sie dem Täter zum Opfer fällt. Weder dieser Mord, noch die Leiche des Kindes werden im Übrigen gezeigt. Danach lässt uns der Film nochmals 20 Minuten lang am Leiden des Vaters teilhaben, bevor dann in der zweiten Hälfte das visuelle Grauen beginnt. Von diesem Zeitpunkt an allerdings verliert „Daddy´s little girl“ tatsächlich sämtliche Zurückhaltung und wird zu einer Folterorgie, die man so extrem wahrscheinlich noch nie auf der Leinwand gesehen hat. Und hier zahlt sich dann die eher getragene erste Hälfte des Filmes aus, denn ehe auch nur das erste Mal ein Messer angesetzt oder ein anderes der selbstgebauten Folterinstrumente zum blutigen Einsatz kommt, haben wir ja bereits die beiden Hauptprotagonisten kenne gelernt, wissen um ihr Verhältnis zueinander und ihre Vergangenheit die sie, ohne zu viel zu spoilern, verbindet. Was der Kindermörder nun erleiden muss ist dermaßen abartig und grausam, dass man als Zuschauer nahe dran ist Mitleid mit ihm zu empfinden, was es logischerweise nicht einfacher macht den Film bis zum Ende durchzuhalten. Sicherlich ist „Daddy´s little girl“ somit kein Film für jedermann und selbst hartgesottene Horrorfans sollten ihn nur mit Vorsicht genießen. Wo wir den Inhalt somit abgehandelt haben noch ein paar Worte zur technischen Seite des Filmes. Hier gibt es durchaus einige Kritikpunkte, denn man merkt teilweise sehr deutlich, dass es sich um eine Billigproduktion handelt. Optisch liegt der Film nur wenig über dem durchschnittlichen Fernsehniveau und einigen der Schauspieler hätte eine straffere Führung durch die Regie sicher gut getan. Die, teilweise überraschend gute, Musik ist an manchen Stellen so laut abgemischt, dass sie Geräuscheffekte und Dialoge bis aufs unverständliche runterreduziert. Das ist besonders unangenehm, da sämtliche Darsteller in der Originalfassung einen breiten australischen Akzent sprechen, der ohnehin schon nicht leicht zu verstehen ist. Andererseits klingt die deutsche Synchronfassung wieder einmal so, als wäre sie in der Pause einer Pornosynchro in einer Garage durchgeführt worden und bietet dementsprechend auch keine wirkliche Alternative. Da lasse ich mir lieber den ein oder anderen Dialog entgehen, an statt mir gefühlloses Zeilenlesen anzuhören. Alles in allem bin ich mir selbst noch nicht ganz sicher, ob ich wirklich eine Empfehlung aussprechen soll. Ich bin ja relativ hartgesotten was Splatter- und Horrorfilme angeht, aber selbst ich war teilweise recht unruhig ob der gezeigten Gewalt und speziell auch der gefühlsmässigen Wechselbäder durch die mich „Daddy´s little girl“ geschleudert hat. Erstaunlicherweise ist der Film – zumindest in der SPIO/JK-Fassung – hierzulande in einer unzensierten Version erhältlich, so dass sich jeder seine eigene Meinung bilden kann/darf. dia
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