Teil I - History Lesson

Teil II - Der Reviewversuch

Teil III - Das Urteil

 

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VIOLENT SHIT: THE MOVIE

 

D/I 2015
Regie, Drehbuch:  Luigi Pastore
Darsteller: Giovanni Lombardo RadiceAntonio Zequila,
Steve AquilinaVincenzo Pezzopane

Gaststars: Enzo G. CastellariAndreas Schnaas
Luigi Cozzi, Lilli Carati

Produktion: Steve Aquilina

Musik: Claudio Simonettis GOBLIN

 

 

 

Das Staunen beginnt in den ersten 5 Minuten mit der Erkenntnis, dass „Violent Shit: the movie“ so etwas wie eine Geschichte erzählt. Es steigert sich nahezu ins Unermessliche, wenn man wenig später bereits so etwas wie eine Inszenierung erkennen kann. Ohne zu viel vorweg zu nehmen – man kann „Violent Shit: the movie“   tatsächlich mit dem zweiten Teil seines Titels ehren.

Wir haben es mit einem Film zu tun.

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Sicher ist das Material nicht wirklich Zelluloid; die Erschwinglichkeit guter digitaler Kameras macht Low Budget Filme wie den vorliegenden überhaupt möglich; aber zumindest hat Regisseur und Drehbuchautor Luigi Pastore, der zusätzlich auch noch die Kamera geführt hat, ein Auge für schöne Einstellungen und weiß, wann es Zeit wird, diese auch einmal zu wechseln. Sicherlich haben wir es hier nicht mit einem neuen Dario Argento (vielleicht sollte ich besser schreiben „neuen frühen Argento“) zu tun und auch an die fühlbare Atmosphäre der Splatterwerke von Lucio Fulci kommt der Film in keinster Weise heran. Wir bewegen uns hier eher auf dem Niveau eines Bruno Mattei – natürlich ohne die finanziellen Mittel, die dem Schlockmeister in den achtzigern zur Verfügung standen.

image004Der rote Faden der Geschichte hat nahezu klassische Giallo-Züge. Wie in diesen, meist recht brutalen, italienischen Krimis der 70er Jahre, die teilweise auch mit Wallace Titeln versehen auf unseren Leinwänden auftauchten, haben wir hier auch einen frauenschlachtenden Killer der, hier kommt dann ein etwas modernes Element in den Mixer, seine Opfer auch gerne mal um einzelne oder auch mehrere Gliedmassen erleichtert. Ebenso typisch sind die beiden Polizisten, der von Vincenzo Pezzopane gespielten Aristide D'Amato (wink wink, nudge nudge) und sein aus Deutschland hinzugezogener Kollege Hans Ebert, den Produzent und „Evil Eddie“ Steve Aquilina verkörpert. Während einer, vielleicht etwas zu lang geratenen, Unterhaltung in der Nähe eines blutigen Frauentorsos (Ja, ich weiss, dass es sich um eine direkte Hommage an den Klassiker handelt!), erfahren wir dann auch, dass befürchtet wird, dass es sich bei dem Killer um den berüchtigten Karl the Butcher handelt, der 25 Jahre zuvor in der Nähe von Hamburg (im Stadtpark wahrscheinlich) ein grauenhaftes Massaker verunstaltet hat. 

Aber dem ist natürlich nicht so, denn der böse Schlachter ist in Wirklichkeit der von Antonio Zequila dargestellte (ich habe bewusst nicht „gespielte“ geschrieben) Senator Vinci, der mit diesen Blutopfern dem bösen Professor Vassago für seine kommende Wiederwahl schon mal vorab dankt. Dieser Professor (der unvergleichliche Giovanni Lombardo Radice, auch als John Morghan bekannt) ist nämlich mit dem Bösen im Bunde und hat nicht nur die Maske des metzgernden Karl erstanden, sondern selbigen auch noch im Keller angekettet.image008

Im letzten Drittel des Filmes schließlich treffen alle, bis dahin noch lebenden, Charaktere in der Villa des Professors zusammen, der liebe Karl bekommt endlich sein Schlachterbeil in die Finger und „Shit hits the Fan“ – um mal in der Bildsprache zu bleiben. 

Leider ist der Weg bis dahin teilweise etwas steinig. Sicherlich ist es witzig zu beobachten, in welcher Weise der Film mit der Erwartungshaltung seines potentiellen Zielpublikums spielt. Bis auf eine recht kurz und knackig inszenierte Zerlegung eines Opfers gleich zu Anfang des Filmes, bewegt sich der Gewaltgrad über die ersten 50 Minuten in einem Bereich, den man hierzulande heutzutage ohne Weiteres mit einer 16er FSK-Freigabe veröffentlichen könnte. Die meisten Mordszenen enden damit, dass das Opfer röchelnd aus dem Bild gezogen wird und eine Schwarzblende erfolgt. Leider bedeutet diese Vorgehensweise aber auch, dass wir viel Zeit haben, die handelnden Personen kennen zu lernen. Das ist, wenn es sich zum Beispiel um den herrlich überagierenden Giovanni Lombardo Radice handelt, bei dessen Bösewicht man eigentlich einen zwirbelfähigen Schnurrbart erwarten würde, der aber frisurentechnisch eher im bereich Lex Luthor angesiedelt ist, sehr amüsant und kurzweilig anzuschauen. Auch die Gaststars, die Kultregisseure Enzo G. Castellari und Luigi Cozzi haben Spaß an ihren, nach ihnen benamten, Charakteren, die als eine Art Waldorf und Statler Version von alten und erfahrenen Commissarios erscheinen, um den beiden Jungpolizisten mal mit dummen Sprüchen den Tag zu vermiesen.

Aber wenn wir zu den anderen Hauptdarstellern kommen, da wird es schon schwieriger durchzuhalten.  Ich willja noch nicht einmal behaupten, dass die beiden Jungbullen Ebert und D’Amato von Steve Aquilina und Vincenzo Pezzopane schlecht gespielt werden, aber sie wirken halt beide zu jung und unverbraucht für ihre Rollen als harte Kriminaler die schon alles gesehen haben. Das liegt bei Pezzopane einfach daran, dass er noch sehr jung ist und auch ein wenig „bubihaft“ aussieht, bei Steve ist der Grund, dass er scheinbar in den letzten 25 Jahren nicht mehr gealtert ist. Wenn man dagegen in einem weiteren Gastauftritt seinen ehemaligen Mitstreiter und Original „Violent Shit“-Mastermind  Andreas Schnaas sieht, glaubt man fast Herr Aquilina hätte den Jungbrunnen gefunden. 

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Schlimm allerdings wird es bei der Performance von Antonio Zequila, der mich weder als schmieriger Senator, noch als sadistischer Killer so richtig überzeugen konnte. Einzig und alleine bei einer „Koksparty mit Nutten“ (ich bin mir sicher, dass das so im Drehbuch stand)  zum Ende des Filmes hin, erkennt man sein Talent wirklich.

Ja, ich weiß ich bin bösartig, aber „Hey, it´s me“.

Der gesamte Film wird Musik von „Claudio Simoettis GOBLIN“ untermalt und der Credit dürfte schon klar machen, dass es sich nicht um neu komponierte Musik handelt. Allerdings war Maestro Simonetti bei der Auswahl der Stücke behilflich und so gibt es einige seltenere Goblin Tracks zu hören (habe ich da was von „St. Helen“ erkannt?), die den Zuschauer selbst über die von Herrn Zequila aufgestellten Hürden bringen, bis es dann zum Ende des Filmes hin endlich beginnt – das Massaker, auf dass alle Fans blutgierig gewartet haben.

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Wenn der nette Karl endlich loslegt, dann macht er das, was er am Besten kann. In kürzester Folge gibt es Wirbelsäulentraining außerhalb des Körpers, werden Augen komplett neue Blickwinkel ermöglicht, Gedärme aus zu engen Fleischsäcken befreit und andere Scheußlichkeiten mehr, die schließlich in einer Hommage an Cannibal Ferox gipfeln. Das ist teilweise wirklich schockierend gut gemacht, mit tollen handgemachten Effekten und dem nötigen Auge gefilmt, dass es „echt“ wirkt.

So ist der Film alles in allem eine nette Hommage an den klassischen italienischen Giallo und den frühen deutschen Amateursplatter, der in beiden Bereichen aber nicht wirklich überraschen kann. An Giallo-Hommagen gibt es bedeutend besseres, man denke nur an „Amer“, „Berberian Sound Studio“  oder „The Editor“, deren Budget auch nicht viel höher lag, die aber trotzdem näher am Original lagen und der deutsche Amateursplatter der frühen 90er ist eigentlich die Hommage nicht wirklich wert.

Trotzdem sollte jeder Horrorfan dem Film mal eine Chance geben. Speziell in der ersten Hälfte finden sich einige wirklich sehenswerte Momente und das gnadenlose Massaker am Schluss alleine ist den Kauf der DVD oder BluRay durchaus wert. Außerdem unterstützt ihr dadurch kleine Filmemacher, die es verdient haben bei der nächsten Produktion mehr Geld zur Verfügung zu haben.

 


Kaufen könnt ihr das Werk auf der Seite von Lu.Pa.Films:

 

LUPA-Films

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