(Schweiz 2018) "Ich bin heute morgen aufgewacht und erschoß mich zwei Mal..."
Und wieder hat es ein Amateurfilmteam gewagt EVIL ED sein Werk zu schicken. Diesmal war es Noodlebrain-Films, die sich mit Sicherheit auf einen herrlichen Verriss freuten, da wir ja alles schlecht machen, was nicht Mainstream ist. Tja ihr Lieben, da muss ich euch jetzt leider enttäuschen, mir persönlich haben die 13 Minuten eures Werkes tatsächlich gut gefallen, was zum großen Teil auch schon daran liegt, dass es sich nur um 13 Minuten handelte, schließlich steckten mir Amateurfilmepen wie „Dr. Wolffenstein“ (111 Minuten) und die unsägliche „Kaum Trilogie“ (234 Minuten) noch tief in den Knochen und hatten mich eigentlich vom Amateurbereich sozusagen weggetreten. „Schrottmagnet“ hingegen macht, von der ersten gesprochenen Zeile (siehe oben) an alles richtig und präsentiert uns unseren Helden/Erzähler in gerade mal 5 Filmminuten als einen echten und lebendigen Charakter. Er befindet sich offensichtlich („Ich bin jetzt 35 und habe noch 35 Jahre vor mir in denen ich keine Zukunft sehe“) in einer Midlife-Crisis, hat keinerlei Liebe mehr für seine Frau übrig und verliert innerhalb dieser Einleitungsphase auch noch seinen langweiligen Job – er ist halt ein Schrottmagnet – oder hält sich zumindest dafür. Nach einigen selbstreflektiven Voice-Overs, die jeder zu Depressionen neigende Zuschauer auch schon oft selbst in seinem inneren Filmtheater gehört hat, entschließt er sich zur Benutzung der im Nachttisch liegenden Waffe und... ...was jetzt in der nächsten halben Minute folgt kann man gelinde gesagt als einen Höhepunkt des Schockkinos bezeichnen. Ohne zu viel zu verraten, es wird verdammt unangenehm, speziell auch für eventuelle Nachbarn. Danach bewegt sich „Schrottmagnet“ bis zum Ende wieder in eher normalen und blutigen Bahnen, bleibt aber durchweg unterhaltsam. Sicherlich ist nicht alles an diesem Kurzfilm perfekt – einige Einstellungen sind, obwohl mit Stativ aufgenommen schräg oder unscharf, das Make-Up ist nicht komplett überzeugend (ohne zu spoilern – hinten ist super aber vorne ist doch irgendwie der Blutmatschfetischismus mit den Machern durchgegangen) und ab und an wäre ein weiterer Take doch angebracht gewesen, aber – und das ist im Amateurfilmbereich definitiv nicht normal – die Macher wussten um ihre Beschränkungen und haben nicht versucht ein Epos zu schaffen. Gerade mal zwei Darsteller tummeln sich vor der Kamera und die Geschichte spielt innerhalb eines begrenzten Raumes (halt einer Wohnung) und verzichtet auf sämtliches Fett. In technischer Hinsicht gibt es – abgesehen von den bereits erwähnten ungewollt schrägen Einstellungen und dem Full-Frontal-Makeup– kaum etwas zu bemäkeln. Der Film ist erstaunlich gut ausgeleuchtet und zeigt eine reale Welt ohne Firlefanz und was den Sound betrifft bekommen wir hier teilweise Perfektion geboten, wenn man mal von der etwas schwachen Telefonstimme im zweiten Telefonat absieht. Ebenso hervorheben sollte man noch, dass sowohl im Schnitt als auch in der Wahl der Einstellungen fast schon professionell gearbeitet wurde. Speziell natürlich von der erwähnten Stelle in der Mitte des Filmes können sich andere Amateure eine ganze Menge abgucken. Der Film wird innerhalb der nächsten Wochen als DVD erscheinen und die Scheibe wird sicherlich mit einigen Extras aufgefüllt werden, über die wir Euch dann genauer informieren. Ich werde auf alle Fälle ein Auge auf „Noodlebrain“ halten – hier ist eine ganze Menge – wenn auch noch etwas rohes - Talent versammelt, selbst wenn dieses beschlossen hat sich hinter Pseudonymen zu verstecken.
Kamera/Makeup/Sound/Licht/Buch/Regie: Schnitt: Toque Rapido, Rafiki Grafik: Mongoela Logo: Fabianus Ton: Rob Fuckoff Darsteller: Tom Crippler, Goredana Score: Quoddl Forck dia
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