(D 2015) Regie(?)/Drehbuch(?): Marc Rohnstock Darsteller: Isabelle Aring, Robin Czerny, Oliver Krekel, Mika Metz
Es ist kein Geheimnis, dass ich kein großer Fan von deutschem Amateursplatter bin, da es diesen Filmen – abgesehen von riesigen Blutmengen und diversen Tabubrüchen –an grundsätzlich allem mangelt, was für mich einen Film ausmacht. Das wären dann beispielsweise eine vernünftig erzählte Geschichte, visueller Einfallsreichtum, gute Schauspieler oder Spannung. Ohne zu viel vorweg zu nehmen, davon hat „Wolffenstein“ auch nichts zu bieten, selbst wenn Schnittberichte.com in der Einleitung zum dazugehörigen Bericht irgendwas von „...entpuppt sich als solide Splatterkost, die sogar mit einer gut inszenierten Handlung daher kommt und mit Schauspielern ausgestattet ist, die ihre Rolle überzeugend spielen.“ faselt.
Der Film beginnt dann auch recht vielversprechend. Wir befinden uns im Jahr 1940, was uns dadurch verdeutlicht wird dass wir unseren Titelhelden in einem Raum finden, der erstaunlich detailliert mit Gegenständen aus dieser Zeit dekoriert ist. Hier ein altes Radio, dort ein passender Schrank und ein paar Bilder an der Wand – man könnte das fast glauben, würde der gute Doktor nicht an einer Schreibmaschine aus den 50ern sitzen. Gut, ein solch kleiner Anachronismus soll nicht weiter stören, wir befinden uns ja schließlich nicht in einer N24-Doku.
Schicke Idee, leider aber dürfen wir dieser wissenschaftlichen Sensation nicht beiwohnen, da sich gerade vor dem Haus ein wilder Mob aus Dörflern – unter der Leitung von Bürgermeister Oliver Krekel (Hallo Olli!) – versammelt hat, der nun auch ins Haus eindringt und dem guten Mediziner, nach einer Predigt des Dorfpfarrers, die Zunge – erstaunlicherweise im Off – entfernt.
Interessant? Naja, eher rudimentär, aber keine Angst, denn jetzt kommen wir erstmals zum Hauptteil des Filmes denn plötzlich und unerwartet befinden wir uns in einem kleinen Raum in dessen Mitte ein – nennen wir es Mal netterweise – Operationstisch mit einem darauf fixierten jungen Mann befindet. Der Raum ist schön schmutzig, die Wände mittels deutlich per Pinsel gespritzter roter Farbe verziert und bei genauerem Hingucken erkennt man anhand einiger Details in der Ausstattung, dass es sich wohl um das gleiche Zimmer wie in der tollen 1940er Sequenz handelt. Ein weiterer Hinweis darauf ist Mika Metz, der nun mit einem blutverschmierten OP-Kittel und einer, scheinbar mit dem Gesicht verwachsenen, Gasmaske auftaucht und – dank fehlender Zunge etwas von sich gibt, das wie „wnwnwnwnwnwnwnwnwnwnwnw“ klingt.
Nicht sonderlich toll, aber zumindest besser als irgendwelchen uninteressanten Darstellern beim Bierverschwenden zuzusehen – also schnell wieder zurück zu diesen Gestalten, die sich jetzt – inclusive eines weiteren weiblichen Anhängsels – in einen schicken Saab-Turbo packen und auf den Weg zum Rockfestival machen. Wo wir gerade bei Machen sind – machen wir es kurz. Unsere Helden haben nach einer durchfahrenenen Nacht eine Art Autopanne in der Nähe eines alten mitten im Wald stehenden Motels (nicht ohne das wir zwischenzeitlich nochmal Dr. Wolffenstein dabei zusehen dürfen wie er ein weiteres, diesmal weibliches, Opfer erst entkleidet und dann mittels seiner Machete ins Jenseits befördert), in dem Mika Metz – diesmal ohne Makeup - scheinbar der Boss, Automechaniker und Grumpy old man für Alles ist.
Hauptsache ist Blut spritzt...und das tut es zur Genüge. Leider aber merkt man auch an allen Szenen, in denen nicht gerade wieder literweise rotschwarze Flüssigkeit zu sehen ist oder eine der drei Prop-Macheten (eine verkürzte zum Zustechen, eine mit Aussparung zum Hacken und eine komplette um sie ins Bild zu halten) zum Einsatz kommt, die komplette Lustlosigkeit und Unfähigkeit des gesamten Teams. Einzig und alleine Mika Metz kann in seinen wenigen Make-Up-losen Momenten einige positive Akzente setzen und bemüht sich eine Figur „darzustellen“. Der Rest albert halt vor der unbeweglichen und uninspiriert benutzten Digitalkamera herum und freut sich darüber in einem „Film“ mitzuspielen.
Figurenzeichnung gibt es keine, die Dialoge sind offensichtlich vor Ort improvisiert und werden von den Schauspielerdarstellern irgendwie heruntergeleiert und dass alle 5 Minuten ein Machetenmord mit Hochdruckpumpeneinsatz erfolgt, wird auch spätestens beim dritten Mal langweilig, selbst wenn zur Abwechslung mal primäre und sekundäre weibliche Geschlechtsteile zu sehen sind. So ganz nebenher beginnt der wirre Doktor irgendwann im Laufe des Filmes auch noch damit seinen weiblichen Opfern irgendeteine undefinierbare Flüssigkeit in die Vagina laufen zu lassen, was dazu führt, das zwischenzeitlich auch noch ein seltsames Monster im Film vorkommt, was aber weder die Handlung vorantreibt noch irgendwelche Auswirkungen hat.
„Curse of Doktor Wolffenstein“ kann man in drei unterschiedlichen Fassungen erwerben. Da gibts es zuerst einmal die Standardversion mit dem FSK18-Gütesiegel, die um 4 ½ Minuten der derbsten Machetenszenen und damit um die meisten Schauwerte erleichtert wurde. Interessanter ist da sicherlich, falls man nun garnicht drauf verzichten möchte oder Sammler von Amateursplatter ist, die „aus Versehen“ in der Erstauflage in genau derselben Verpackung (inkl. des roten Flatschen) erschienene „uncut-version“, die man unter diesem Link direkt bei Digidreams für einen Spottpreis von gerade mal 15 € bestellen kann. Für echte Hardcore-Fans bietet sich dann schließlich noch das streng limitierte Mediabook an, von dem unter untenstehendem Amazon Link noch einige Exemplare erhältlich sind und das, neben der „Uncut-Fassung“, auch noch einen nochmals 4 ½ Minuten längeren Directors-Cut enthält, der allerdings neben ein paar Nahaufnahmen der vaginalen Einführungen (offensichtlich waren ein paar Pornosternchen überzeugt davon, dass eine Teilnahme am Projekt sich in ihrer Vita gut macht) nur noch mehr tolle Sequenzen enthält, in denen unsere Schauspieler herumalbern. Zumindest kann man davon ausgehen, dass es klar wird, wes Geistes Kind der Besitzer ist, wenn man dieses 50 € teure Objekt in einem Regal stehen sieht.
Dia
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