(D 2018) Produktion: Dirt`n Dust Films Regie/Drehbuch: Dominik Heit Kamera: Dominik Heit, Dominik Stolarski Darsteller: Dominik Heit, Claudio de Giacomo, Hannes Kraft, Dominik Stolarski
„Ach EVIL ED – das sind doch die, die alles hassen, egal ob Blockbuster oder Amateurfilm. Die sind immer so böse, die les ich nicht.“
Dann lasst es. Oder traut Euch mit uns zu diskutieren, so wie Amateurfilmer Dominik Heit, der fand, dass ich in meiner Kritik zum Amateursplatteropus „The Curse of Doctor Wolffenstein“ zu hart mit der Produktion ins Gericht gegangen wäre und mir seine Kritikpunkte auch darlegen konnte. Nun kommt es äußerst selten vor, dass in Genregruppen auf Facebook eine tatsächliche brauchbare Diskussion, jenseits von „Guck mal, was ich mir gekauft habe“ und „ist der ungeschnitten?“, zu Stande kommt, aber Dominik war mir eh schon seit seinem ersten Kurzfilm von Anfang 2016 bekannt. Schon damals, bei „Das fast perfekte Date“, war unserem Reviewer aufgefallen, dass dort – im Gegensatz zum Standart-Schmodder-Erstling – durchaus Potential vorhanden war. Im Zuge der Diskussion bot mir Dominik, der eine Hälfte des damaligen Regie-Duos „Dom & Dom“ und der heutigen Produktionsfirma „Dirt´n Dust Films“ ist, an sein neuestes – noch nicht veröffentlichtes – Werk vorab zu sichten. Ein Angebot, dass ich natürlich nicht ausschlagen konnte, zumal eine Länge von gerade einmal 38 Minuten auch noch recht erträglich klang. Also dann... „Weakness of a Sick Mind“ erzählt von einem jungen Mann (Dominik Heit persönlich), der – sagen wir es mal nett – bis zum Hals in der Scheiße steckt. Die Frau ist mit dem Kind abgehauen, der Job ist futsch und die ärztliche Diagnose „Ich geb ihnen noch ein paar Wochen!“ versetzt ihn auch nicht gerade in einen Freudentaumel. Wir folgen ihm auf seinem Weg nach unten zwischen Depression und aggresiven Ausbrüchen, bei denen er auch schon einmal jemanden tötet. Der Film endet, wie es das fantastische Plakat vom Comickünstler Martin Trafford (FB-Page) ja verrät, aber der Weg dahin ist – speziell für eine deutsche Amateurproduktion – zumindest außergewöhnlich. Das ist zuerst einmal das eher gediegene Tempo anzumerken. Sicherlich könnte man hier und da noch etwas straffen, ich würde mal sagen so 10 Minuten kürzer wäre ok, aber speziell im Amateurbereich ist es schon mutig, die Depression eines Charakters mit ruhigen und langen Einstellungen zu zeigen und den Zuschauer somit ebenfalls in eine düstere Stimmung zu versetzen. Zusätzlich haben wir es hier – im Gegensatz zum Schmodderfilm-Bodensatz – tatsächlich auch mit einer Hauptfigur zu tun, deren Geschichte den Zuschauer interessiert. Konsequent auch, dass der Film sich jeder genauen Erklärung verwehrt, ob man die Morde durch unseren Protagonisten jetzt als echt oder als Vorstellungen seines „kranken Hirns“ interpretieren sollte. Letztendlich ist da noch die – im ersten Kurzfilm so schmerzlich vermisste – Schlußpointe anzumerken, die hier nach dem Ende erfolgt und die, je nach Verarbeitung des zuvor gesehenen durch den Zuschauer, entweder als positiver Rauswerfer oder als Tritt in die Weichteile funktioniert. Durchaus ein ambitioniertes Projekt also, aber... ...wir müssen hier auch auf die technischen Schwächen eingehen. Grundsätzlich war ich von der Kamerarbeit erst einmal positiv überrascht. Dominik hat sich in den letzten zwei Jahren erheblich weiter entwickelt und ein Auge für schöne Einstellungen entwickelt, was speziell bei den Szenen, die offensichtlich im Stadtpark gefilmt wurden, sichtbar wird. Schönes Framing, ein Blick für Details und ein Auge fürs richtige Licht. Deutlich merkt man aber auch, das viele Szenen nur von Dominik Heit alleine in seiner Wohnung geschossen wurden. Aber es ist halt gerade im Amateurbereich schwer, immer die nötigen Leute zusammen zu bekommen. Dann liegt auch in Sachen Schnitt noch einiges im Argen. Speziell in Szenen mit mehr „Action“ merkt man deutlich dass dort nur Einstellung an Einstellung gehangen wurde, anstatt mittels eines geschickten Schnitts das Tempo zu unterstützen. Speziell zwei der Mordszenen leiden stark darunter, bei einer Verfolgungsjagd zu Fuss in der Filmmitte ist das – durch die generelle Bewegung im Bild – weniger auffällig. Wo wir gerade bei den Morden waren, hier bekommen wir ein sehr gutes Filmblut zu sehen, was ich gerade bei Billig- oder besser No-Budget-Produktionen sehr bewundere. Der Splatteranteil des Filmes ist aber nicht besonders hoch, da es hier ja tatsächlich um etwas anderes geht als darum, möglichst viele Christen vor die Löwen zu werfen. Dominik Heit beschäftigt sich in seinem Drehbuch mit dem Themen Depression und bipolaren Störungen, nicht gerade das, was man von einem Amateurfilmer erwartet, der sich offen als Horrorfan outet. Er nimmt seine Figur ernst, versucht eher auf einer emotionalen Ebene eine Art Grauen zu erzeugen und bietet durch seinen im Nachspann versteckten Schlußakkord sogar mehr als eigentlich nötig. Natürlich sind die Schwächen des Filmes offensichtlich, vieles davon ist im nicht vorhandenen Budget begründet, einiges im technischen Sektor und bei den Schaupielern, aber es ist erkennbar, dass hier ein Talent schlummert. Wenn man vergleicht was das Team von „Dirt´n Dust“ in gerade mal zwei Jahren dazu gelernt hat, dann darf man gespannt sein, was da noch kommt. „Weakness of a Sick Mind“ ist – wie bereits erwähnt – noch nicht verfügbar/komplett fertig. So bald es hierzu etwas zu vermelden gibt erfahrt ihr es natürlich bei EVIL ED. dia
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