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Stuck (2007)
Stuck

 

Regie: Stuart Gordon

Drehbuch: John Strysik

Darsteller: Mena Suvari, Stephen Rea,
Carolyn Purdy-Gordon

 

 

„Based on a true story…“

 

…ist eine Schrifttafel, die zumeist nichts Positives bedeutet. Sicherlich gibt es manches Mal eine Überraschung, wie zum Beispiel bei Texas Chainsaw Massacre, allerdings ist es auch bei diesem Klassiker so, dass die Aussage eher fragwürdig ist.

Bei „Stuck“ allerdings stimmt der Hinweis, denn –zumindest in der ersten Hälfte des Filmes – hält sich das Drehbuch von John Strysik sehr genau an die zugrunde liegende Geschichte  aus dem Jahr 2001, in der eine junge Altenpflegerin auf einer nächtlichen Heimfahrt von einer wilden Party einen Obdachlosen anfuhr. Leider blieb dieser Wohnungslose ob des Aufpralls in der Windschutzscheibe ihres Wagens stecken, die junge Frau geriet in Panik und fuhr noch einige Kilometer mit ihrer seltsamen (und noch lebenden) Last weiter, stellte das Auto und den Sterbenden in ihrer Garage ab, wo der Mann dann innerhalb von drei Tagen verblutete. Das klingt nicht gerade wie die Vorlage zu einem lustigen Kino- oder DVD-Abend, aber wer so denkt, hat die Rechnung ohne Stuart Gordon gemacht.

StuartEhe ich jetzt genauer auf den Film eingehe, hier noch einige Eckdaten zu meiner Liebe zu diesem Regisseur aus Chicago. Wie die meisten Filmfans in meinem Alter habe ich Gordon natürlich auch durch sein Erstlingswerk „The Re-Animator“ (1985) kennengelernt. Den Film sah ich im Frühjahr 1986 in Brüssel und hatte dann am gleichen Abend auch noch die Möglichkeit Gordon (und den Produzenten Brian Yuzna) im Zuge des Brüsseler Fantastival persönlich kennen zu lernen und zu interviewen. Somit war er auch der erste „Promi“, der mir vors Mikrophon kam und mit einer der Auslöser für das, was heutzutage als EVIL ED bekannt ist. Ein ganz besonderes Glück ist es auch noch, das mich danach keiner seiner Filme so richtig enttäuscht hat. Sei es die Special-FX Orgie „From Beyond“ (1986), die märchenhafte schwarze Komödie „DOLLS“ (1987), „The Pit and the Pedulum“ (1991) oder gar seine neuere und irgendwie düstereren Filme wie „King of the Ants“ (2003) oder der großartige und unterschätzte „Edmond“ (2005) – der Name Stuart Gordon versprach immer zumindest außergewöhnliches und konnte dieses Versprechen auch zumeist einlösen.

Auch bei „Stuck“ sind viele seiner Talente wieder einmal deutlich. Das beginnt zuerst einmal bei der nahezu genialen Besetzung. Mit der bildhübschen und talentierten Mena Suvari als Brandi und Stephen Rea (in seiner ersten – auch vom Akzent her – amerikanischen Performance) als das unschuldige Opfer Thomas Bardo, hat er direkt schon Mal zwei absolute Sympathieträger gefunden, denen man als Zuschauer gerne folgt.

st04Das beweist sich direkt zu Beginn mit einem geschickten Drehbuchkniff, denn unsere Hauptfigur wird als eine durchaus sym- und empathisch Person vorgestellt, der wir bei ihrer Arbeit in einem Altenheim zusehen dürfen wo sie sich rührend und liebevoll um einen Opa kümmert, der ihr eine kleine (und deutlich gezeigte) Überraschung im Bett hinterlassen hat. Brandi träumt von einer ihr zugedachten Beförderung und ist dafür sogar bereit auf ihr Wochenende zu verzichten. Dem Stress versucht die dadurch zu entgehen, dass sie sich nach Feierabend mit ihrem Freund in eine wilde Partynacht stürzt, bei der es auch zu Alkoholkonsum und der Aufnahme von ein wenig Extasy kommt. Mehr als nur leicht angedröselt steigt Brandi in ihren Wagen während sich ihr Lover aufmacht um Nachschub an Drogen und Alkohol zu besorgen.

st06Thomas Bardo hingegen scheint ein echter Loser zu sein. Als wir den ungefähr 60-jährigen kennen lernen, wird er gerade von seinem Vermieter vor die Tür gesetzt und beginnt seine Karriere als potentieller Obdachloser. Durch seine Augen lernen wir nun die untere Schicht einer mittelgroßen amerikanischen Stadt kennen. Eine kurze Begegnung mit einem schwarzen Wohnungslosen, der ihm sogar freundlicher Weise einen tiefen Schluck Glücklichmacher und seinen Einkaufswagen abgibt, ist der einzige positive Moment den Bardo erleben darf – bevor sich die beiden Hauptfiguren dann erstmals begegnen.


CRASH!!!

 

st05Mit dem zuckenden, stöhnenden, blutenden und zur Hälfte auf der Beifahrerseite in der Windschutzscheibe steckenden Thomas fährt Brandi voller Panik durch die halbe Stadt und schließlich bis in ihre Garage. Mit dem Versprechen Hilfe zu holen verlässt sie den Wagen, löscht das Licht und geht ins Haus.

Thomas Bardo steckt fest und von nun an beginnt ein Martyrium der Extraklasse, voller schwarzem Humor und knallharten Schockmomenten – eine Mischung also, die typisch Gordon ist.

Glücklicherweise wird uns das doch eher düstere Ende der Originalstory erspart, aber das soll nicht heißen, dass der Weg dahin einfach für eine der beiden Hauptfiguren wird. Alleine was Brandi durchmacht, die Versuche das Geschehene zu verdrängen, sich Hilfe zu besorgen – eine Art normales Leben weiter zu führen, in dem Gedanken dass sich gerade wegen ihr ein Mensch zu Tode quält. Brandi steckt demzufolge ebenso fest.

st02Was Mena Suvari in dieser Rolle leistet kann man gar nicht genug hervorheben, es ist wirklich bedauerlich, das noch niemand so richtig auf die Talente dieser jungen Schauspielerin gesetzt hat, da schlummert ein wirklicher Star unter der bildhübschen Verpackung.

Auf der anderen Seite haben wir den großartigen britischen Charakterdarsteller Stephen Rea , der in den ersten 15 Minuten des Filmes wieder eine seiner liebenswerten Loserfiguren vorstellt, dann aber nahezu 70 Minuten so perfekt die Qualen der Figur darstellt, dass man als Zuschauer die Schmerzen förmlich mitspürt.

Das man dabei als Zuschauer nicht in Depressionen verfällt oder sich angeekelt vom Film abwendet, liegt zum großen Teil an John Strysik s genialem Drehbuch, das mit vielen Sprenkeln von rabenschwarzem und teilweise absurdem (die Sexszene)Humor verziert ist und in enger Zusammenarbeit mit Gordon entstand. So ganz nebenher hat der Film aber auch eine ganze Menge – sagen wir mal – „hitchcockscher“ Momente, in denen er nahezu unerträgliche Spannung aufbaut und diese dann auch sinnvoll auflöst.

st01Ach ja, wir sind ja EVIL ED, also vielleicht noch einige Worte zum Splattergehalt des Filmes. Sicherlich ist „Stuck“ keine Gewaltorgie, aber die wenigen deftigen Einlagen sind prima auf Schock inszeniert und dank Stephen Rea glaubhaft schmerzhaft. Besonders bemerkenswert ist diesmal das Blut als solches, welches in jeder Darstellungsform (arteriell oder venoes, geronnen oder frisch) „echt“ wirkt und natürlich der Scheibenwischer – aber wir wollen ja nicht spoilern. Addiert man noch Stuart Gordons Liebe zum klassischen und blutigen Horror dazu, weiß man, dass man hier auch als Horrorfan gut aufgehoben ist

Stuart Gordon bei EVIL ED

Interview – Review „Re-Animator“ (1985)

EVIL ED Magazin 0

Review „From Beyond“ (1986)

EVIL ED Magazin 04
Chrischi

Review „Fortress“ (1992)

Victor

Vorschau „Taste“ (2017)

EEP 001 – ab Minute 23

Stuart Gordon und Brian Yuzna

EEP006 – ab 1:06:00


 

 

Mich zumindest hat diese nochmalige Sichtung des Filmes davon überzeugt, dass es an der Zeit für ein Special zu Stuart Gordon ist. Fortan gibt es also an jedem Mittwochmorgen ein Gordon-Review auf EVIL ED.

Nicht unbedingt in der Reihenfolge der Filme (und wahrscheinlich nicht nur aus meiner Feder), aber bis zum Ende des Jahres dürften wir komplett sein.

dia

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