- Dia
EVIL ED Magazin oder
Irgendwie schon blöd, wenn man über sein eigenes Kind schreiben soll. Da kann man ja kaum was negatives feststellen und kaum verhindern im Eigenlob zu ersticken. Andererseits, wenn ich mir unsere ersten Ausgaben so angucke, kann ich mir kaum vorstellen, das wir damals davon überzeugt waren, etwas besonderes geschaffen zu haben. Zumindest - und das muss auch der objektive Beobachter zugeben - war das EvilEd-Magazin zur rechten Zeit am rechten Ort um den Grundstein für ein aktives Horror-Fandom zu legen. Aber reisen wir doch einfach mal ein wenig in der Zeit zurück, in das Deutschland im Frühling des Jahres 1986. Unser Kanzler war birnenförmig und im Begriff alle Saumagenvorräte des Landes zu vernichten. Der Videoboom begann sich langsam seinem Höhepunkt zuzubewegen und die Kinopaläste der Väter waren zu Gruppen aus wohnzimmergroßen Schachteln "modernisiert" worden. Der "phantastische Film" war mediengerecht wieder in aller Munde, da es mittlerweile jedem Kind möglich war sich nahezu alles in den Videotheken zu leihen. Das Fernsehen tat mit Sendungen wie "Mama, Papa, Zombie..." ein übriges um die Gemüter aufzuheizen. Die als Anklage gegen die ach so bösen Horrorfilme verkaufte Sendung, erdreistete sich nicht SÄMTLICHE Splatterszenen aus Joe Damatos unsäglichem Langweiler "Anthropophagus" (dt. ManEater), sowie die nette Bohrerszene aus Fulcis "Paura nella città dei morti viventi" (dt. Ein Zombie hing am Glockenseil) in kompletter und unzensierter Fassung zu bringen. Die "freiwillige" Selbstkontrolle der Filmwirtschaft begann nun gezielt nach bösen Gewaltszenen Ausschau zu halten und diese schon mal prophilaktisch zu entsorgen, bzw. entsorgen zu lassen. Das half natürlich nur bei aktuellen Machwerken - für die, zumeist noch ungeschnitten auf Video erhältlichen, "Klassiker" des Genres von "Nackt und zerfleischt" bis hin zum umstrittenen "Tanz der Teufel" mussten andere Maßnahmen her. Dies rief dann die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften auf den Plan, die nun fröhlich, unter Berufung auf §131 Stgb, damit begann Filme aufgrund ihrer sexualethisch desorientierenden Wirkung auf Kinder und Jugendliche, beschlagnahmen und verbieten zu lassen. Und keinem schien das in irgendeiner Weise aufzustossen - Kunststück, die Liebhaber des fantastischen Kinos waren ja auch ein unorganisierter Haufen ohne irgendeinen Zusammenhalt. Das letzte Genremagazin, das hervorragende "Vampir", war schon seit Jahren vom Markt verschwunden und auch die diversen Versuche mit Science Fiction Magazinen in Deutschland den Kunden zu erreichen, waren gnadenlos gescheitert. Ja, selbst die großen Star Wars und Star Trek Fanzines, die in ihren Randspalten auch mal den ein oder anderen phantastischen Film erwähnt hatten, befanden sich in den letzten Zügen. In diesem politischen Klima also zeugten wir Anfang des Jahres 1986 nach monatelangen "wir müssen doch etwas machen"-Orgien EVIL ED. Was geplant war als Mischung aus politischen Aufschrei gegen das Establishment (Wow, hab ich das schön gesagt!), Informationsmagazin und Werbeblättchen für unser anstehendes Filmprojekt, verselbstständigte sich irgendwann und wurde zu einer Art Monster. Aber davon später mehr. Eröffnen wir also unsere Reise in die Vergangenheit mit einem Re-Print von EvilEd 0 vom 1. April 1986. Download
Bei dem Scan handelt es sich um eine von Stuart Gordon bekritzelte Version. Die unglaubliche Dateigröße von 70 MB ergibt sich daraus, das ich bei den Scans mit höherer Auflösung arbeiten musste um die alte Schreibmaschinenschrift überhaupt noch lesbar zu halten, sorry dafür. Was gibt es noch zu dem Mag zu sagen? Geschrieben wurde alles auf meiner guten alten Adler-Schreibmaschine - direkt ins Layout getippt. Die Fotos waren einfach aus irgendwelchen Magzinen ausgeschnitten und wild eingeklebt. Die Kopien kamen von einem Schnelldruckcenter, bevor die dort stehenden Maschinen auch nur im entferntesten gute Kopien raushauen konnten. Inhaltlich hatten wir durch das Interview mit Stuart Gordon zumindest direkt einen Knaller zu bieten, aber auch der Rest ist so mit dem nötigen Abstand betrachtet nicht ganz so schlecht gelungen. Zusätzlich sind im Zuge der jährlich wieder auftauchenden Diskussionen über Gewalt in Videospielen und Filmen auch die Aussagen vom damaligen Bundesprüfstellenleiter Rudolf Stefen sehr interessant. Alles in allem ein Erstlingswerk, auf das ich immer noch ziemlich stolz bin. |