Orphan - Das Waisenkind / Esther / Ottolapsi (finnisch) (United States/Canada/Germany 2009) Drehbuch: David Leslie Johnson-McGoldrick, Alex Mace Darsteller: Isabelle Fuhrman, Vera Farmiga, Peter Sarsgaard
Kate und John könnten eigentlich glücklich sein. Ihr 11-jähriger Sohn ist der zu erwartende Rock-Band spielende Mini-Nerd, ihre 7-jährige Tochter Max ist zwar taub aber ein richtig süßer Wonneproppen und sie alle wohnen in einem großen freistehenden Haus, das Architekt John selbst entworfen hat. Alles wäre so schön, hätte nicht vor einiger Zeit Kate eine Totgeburt erlitten, die sie in tiefe Depressionen und zurück in ihr überwundenes Alkoholproblem zu stürzen droht. Die beiden entscheiden ein Kind zu adoptieren und ihre Wahl fällt auf die 9-jährige Esther, ein Waisenkind aus Russland, das seinem Alter weit voraus zu sein scheint. Esther malt betörend schöne Bilder, ist ein musikalisches Genie und hat einen eigentümlichen Kleidungsstil. Ach ja - nebenher liebt sie es auch noch ihre neue Familie - erst nur psychologisch und dann auch mit Gewalt - zu zerstören. "Orphan" kommt auf den ersten Blick daher wie ein üblicher Genrefilm mit einem bösen Kind und versucht seine Vorbilder auch nicht zu verleugnen. Er ist im Aufbau schön langsam wie damals "The Omen", lässt den Zuschauer mitraten was eigentlich wirklich los ist wie "Joshua", bietet die Gewaltexplosionen, die man bei "Children of the Corn" vermisst hat und -vor allem - hat er eine Hauptdarstellerin, die, wie damals Linda Blair im "Exorzist", den Film nahezu alleine trägt. Was die gerade einmal 12-jährige Isabelle Fuhrmann hier in ihrer ersten großen Filmrolle abliefert, ist erstaunlich und -speziell im letzten Drittel des Filmes - eine echte Meisterleistung. Aber auch die beiden anderen Kinderdarsteller sind herausragend und lassen die erwachsenen Schauspieler fast verblassen. Jimmy Bennetts Daniel ist ein vorpupertärer Junge wie man ihn sicher selbst im Bekanntenkreis hat, wird aber - nachdem Esther ihn unter ihre Kontrolle gebracht hat - zu einem glaubhaften Nervenbündel und die kleine (auch im wirklichen Leben taube) Aryana Engineer, die Max spielt, zeigt glaubhaft sämtliche von ihr geforderten Emotionen, ohne auch nur in einer Sekunde aus der Rolle zu fallen. Es ist keine neue Erkenntnis, dass es nichts Schlimmeres für einen Regisseur gibt, als mit Kindern oder Tieren zu drehen und was Regisseur Jaume Collet-Serra ("House of Wax" 2007, "The Shallows" 2016) hier erschaffen hat, ist in dieser Beziehung ein kleines Wunder. "Orphan" nimmt seine Geschichte und seine Charaktere ernst und sich viel Zeit beides aufzubauen. Zwar arbeitet der Film - vor allem in seiner Anfangsphase - ärgerlicherweise mit billigsten Horrorfilmklischees (Der Badezimmerspiegel, die Hand, die sich aus dem Off auf die Schulter legt, der - als solcher sofort erkennbare - Alptraum usw.), aber sobald Esther das Haus der Familie betreten - und den Film sozusagen an sich gerissen hat - ist das alles vergessen. Durchweg gelungene Gruselstimmung, ein paar schön schockierende Momente (die einen schon ob der FSK16-Freigabe etwas verwundert zurücklassen), ein netter Plottwist am - vielleicht etwas zu ausgewalzten - Ende; Herz was willst du mehr. "Orphan" (auf deutsch ausnahmsweise mal vernünftig als "Das Waisenkind" betitelt) ist gepflegte Gruselunterhaltung, die niemals in Peinlichkeit oder ins Plakative abrutscht. Schön gefilmt, ruhig erzählt und - speziell was die Kinderdarsteller betrifft - überragend gespielt, bietet er bedeutend mehr, als man erwartet hätte.Besonders empfehlenswert ist er sicherlich für die junge Elterngeneration; Teenies und reine Splatterfreaks sollten ihm, trotz einiger wirklich defitiger Einlagen, besser fernbleiben und weiter auf den nächsten "Saw"-Film warten. dia
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