FootDeadly Birthday Party (2014)

Regie: Natu Nimuee

Eine junge Frau findet ihre beste Freundin an deren Geburtstag nach einem Selbstmord tot vor. Sie hat sich aufgrund von ständigem Internetmobbing und Drogenproblemen umgebracht. Unsere Heldin beginnt nun einen Rachefeldzug in der Nachbarschaft.

Marissa feiert ihren 18ten Geburtstag mit ihren besten Freunden und muss während dieser – in keinster Weise ausgelassenen – Party feststellen, dass nicht nur ihr Freund sie mit allen ihren Freundinnen betrogen hat, sondern dass all ihre geladenen Gäste hinter ihrem Rücken über sie tuscheln und lästern. Nachdem sie auch noch auf ihrem eigenen Geburtstag herzhaft „geprankt“ wird ist das Fass voll. Sie greift zu Messer und anderen Instrumenten um ihrer Probleme Herr zu werden.  

“Deadly Birthday Party” erzählt grundsätzlich zwei verschiedene Geschichten, die thematisch, aber leider nicht Storytechnisch miteinander verwoben sind. Dadurch bekommt der Film in der Mitte einen Bruch, der es dem Zuschauer schwerer als nötig macht „dran zu bleiben“.

Aber gehen wir erst Mal auf die positiven Punkte ein. Bei dem Film handelt es sich um den ersten Spielfilm der Filmemacherin Natu Nimee, die bereits 2011 einen Dokumentarfilm über ihre Heimatstadt Bad Kreuznach gedreht und in den Jahren dazwischen eine Ausbildung zur Filmemacherin in New York gemacht hatte. Bei „Deadly Birthday Party“ zeichnet sie nicht nur für Drehbuch und Regie verantwortlich, sondern hat auch noch die Kamera selbst geführt und das fertige Werk selbst geschnitten. Einen kleinen Cameo-Auftritt im Film hat sie natürlich auch noch.

DrugDealer

Für den Ton hat sie mit Valentina Sternenberg eine Sound-Designerin an Bord, die bereits fürs Fernsehen gearbeitet hat und die dafür sorgt, dass der Film – im Gegensatz zu den meisten Amateurproduktionen die ich kenne (oder an denen ich mitgearbeitet habe) – einen äußerst sauberen Soundteppich hat. Die Dialoge sind glasklar verständlich, die ausgewählte Musik 

(GEMA freie Library Musik so wie es klingt) funktioniert schön unterschwellig und die Sound-FX sind – abgesehen von einem etwas zu subtilen Pistolenschuß – passend ausgewählt und stimmig eingesetzt.

Auch die Arbeit von Dany Baron, einem Youtuber mit CS (Counter Strike)-Vergangenheit ist überraschend gut. Es handelt sich zwar nur um den Vorspann und einen einzelnen Visual Effect, aber letzterer kommt plötzlich, überraschend und funktioniert perfekt. Ein Beweis, dass CGI-Blut nicht immer schlecht sein muss.

Besondere Mühe hat Natu Nimee sich offensichtlich auch bei der Farbgestaltung des Filmes gegeben. Anstatt des, momentan überhand nehmenden, kompletten Color-Gradings (blaue Superheldenfilme, orangene Action Movies usw.) entschied sie sich für einen eher naturalistischen Look mit stark leuchtenden Farben. Das wirkt besonders gut wenn es darum geht Filmblut auf den Schirm zu bekommen, ergibt allerdings durch eine starke Rot- und Grün-Betonung ziemlich unecht wirkende Naturaufnahmen. Bei Innenaufnahmen, aus denen der Film allerdings hauptsächlich besteht funktioniert das erstaunlich gut.

Außerdem hervorheben muss man, dass man im gesamten Film von amateurhaften Schlagschatten verschont wird, die Beleuchtung ist subtil gehalten und eher realistisch.

Julie

Visuell gibt es ansonsten keine großen Überraschungen, was allerdings in nicht geringem Masse auch daran liegt, dass der Film natürlich in „normalen“ Wohnungen und nicht auf einem Set gedreht wurde. Da geben die räumlichen Gegebenheiten (speziell bei der zweiten Hälfte des Filmes, der zumeist in einem Zimmer mit Dachschräge spielt) die möglichen Kameraeinstellungen natürlich vor. Trotzdem wären hier eine etwas dynamischere Kameraführung und ein Auge fürs Detail hilfreich gewesen.

So viel also zur rein technischen Seite des Filmes, kommen wir jetzt zu den Stolpersteinen und derer gibt es leider einige zu vermelden.

Da wäre zuerst einmal das Drehbuch zu nennen, das – wie bereits eingangs erwähnt – gebrochen wirkt. Das liegt nicht nur an den zwei grundsätzlich unterschiedlichen Filmteilen, sondern auch an einer „arthousigen“ Einleitung, in der ein seltsames Gedicht vorgetragen wird, das rückübersetzt ins Deutsche sicherlich einen Sinn ergibt, aber in der vorgetragenen englischen Fassung weder in Duktus, noch in Reimform funktioniert. Zusätzlich leidet die erste Filmhälfte deutlich unter dem Amateurfilmproblem des „wir drehen wenn wir Zeit und Möglichkeit haben“, was sich so auswirkt, das zumeist nur höchstens zwei Schauspieler im Bild sind und fast alle „Dialoge“ per Telefon oder Chat stattfinden. Um dieses Chaos einigermaßen übersichtlich zu halten, hat sich Frau Nimee entschieden mit Texteinblendungen zu arbeiten, die in unterschiedlichsten Schriftarten an verschiedensten Stellen im Bild, oder als schwarze Texttafeln auftauchen. Das ist nicht nur ein Angriff auf die Seele eines jeden Designers, sondern auch noch unfreiwillig komisch, wenn es sich um Texte wie „Alex telefoniert mit Nico“ handelt.  

InjectionEin anderes Problem scheint es zu sein, dass die Drehbuchautorin zwar gerne die Drogenproblematik ansprechen will, aber scheinbar selbige nur aus Bücher kennt. Wenn ihr Drogendealer (schätzungsweise von einem Vater eines Darstellers gespielt)  am Küchentisch vor einem chaotischen Haufen voller unterschiedlicher bunter, in Blisterverpackungen befindlichen, Pillen und Kapseln sitzt, sich etwas in die Nase zieht, das erstaunlich nach Mehl aussieht und dann mit einem Kunden telefoniert (natürlich von einer Texteinblendung begleitet) und ihm einen kruden Mix aus Heroin, Koks und ein „paar Streifen“ LSD anbietet, dann wünscht man sich schon das Frau Nimee hier zumindest zu Recherezwecken mal in „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ reingeguckt hätte.  

Aber auch darüber hätte man noch hinwegsehen können, wäre dieser Teil des Filmes wenigstens in irgendeiner Art und Weise spannend oder originell gewesen. Leider aber haben wir – nach der durchaus ansehnlichen Anfangssequenz, in der unsere spätere Rächerin die Leiche ihrer Freundin findet -  nur noch einzelne Szenen, in denen sie auf eines ihrer potentiellen Opfer trifft, dieses sich gar fürchterbar erschreckt, um dann abgestochen zu werden. Die Episode endet dann damit, dass unsere Killerin bei einer anderen Darstellerin einen sehr unsauberen und unlogischen Aderlaß durchführt und dieser dann eine Geschichte erzählt, die dann den zweiten Teil des Filmes, also die eigentliche „Deadly Birthday Party“ erzählt.  

showerDieser Teil des Filmes funktioniert dann auch erheblich besser, weil er zum größten Teil – wie bereits erwähnt – in einem einzelnen Haus spielt und so das Ensemble zumindest auf- und miteinander reagieren kann. So richtige Spannung will allerdings auch nicht aufkommen, da der Unterschied zwischen Ursache (fremdgehen und hintergehen) und Wirkung (einfach alle anderen Partyteilnehmer abschlachten) doch ein wenig zu plötzlich und unlogisch daherkommt. Zusätzlich handelt es sich bei dieser titelgebenden Party wohl um den lahmsten 18. Geburtstag aller Zeiten und die Tatsache, dass der sich außer Haus befindliche Vater des Geburtstagskindes die Wohnung mit Kameras gespickt hat und nun aus der Ferne das Geschehen wie ein Perverser beobachtet ohne einzugreifen, trägt auch nicht unbedingt zum Realismus bei.  Außerdem stellt sich auch hier wieder das Problem der unfreiwilligen Komik ein, wenn Marissa ihre Freunde scheinbar durch einfaches Anschubsen in ein zeitmäßig passendes Koma versetzen kann, dass es ihr ermöglicht diese zu fesseln und zu knebeln.  

Das größte Problem des Filmes in meinen Augen aber ist es, dass er komplett in englisch gedreht wurde. Das ist ja eigentlich, mit Blick auf eine internationale Vermarktung, gut gedacht, aber bei „Deadly Birthday Party“ verhält es sich nun mal so, dass alle Schauspieler nicht nur Amateure ohne großartige Kameraerfahrung sind, sondern zumeist Englisch höchstens als Zweitsprache in der Schule hatten und keineswegs in Konversation in der fremden Sprache geschult sind. Ich bemängele hier noch nicht einmal den starken deutschen Akzent der meisten Mitwirkenden, das ist ein Problem, dass man nicht komplett in den Griff bekommen kann (siehe Arnold Schwarzenegger oder Christoph Waltz). Nein, das offensichtliche Problem ist, dass die Akteure und Aktricen zwar die Dialoge einigermaßen fehlerfrei aussprechen können, aber nicht in der Lage sind eine natürliche Konversation in einer fremden Sprache darzustellen. Die Worte mögen stimmen, aber die Mimik und die Betonung scheinen – wenn überhaupt vorhanden – sozusagen asynchron.

Marissa2Hier hat Natu Nimee ihre Darsteller komplett überfordert und das merkt man leider viel zu deutlich. Einzig und alleine Dajana Gierth, die in der zweiten Hälfte des Filmes die „Heldin“ Marissa darstellt weiß in einigen Szenen wirklich zu überzeugen.

Diese Anbiederung an den internationalen Markt setzt sich aber leider auch an anderen Stellen des Filmes fort. So sehen wir deutlich, dass der Film in Bad Kreuznach und Umgebung (sozusagen neben Rothenburg ob der Tauber, landschaftlich und architektonisch einer der deutschesten Plätze überhaupt) entstanden ist, alle Charaktere bezahlen aber mit knitterfreien Dollarscheinen. Man mag es kaum glauben, aber solche kleine Anachronismen stören den Zuschauer ungemein.  

Sicherlich ist es lobenswert, wenn deutsche Amateurfilmer versuchen mal etwas anderes zu machen, als den hierzulande beliebten Blut und Matsch-Kram. Auf den internationalen Markt zu schielen ist auch grundsätzlich keine schlechte Idee, aber man sollte sich seiner Stärken und Schwächen durchaus bewusst sein. Einen Slasher – und um mehr handelt es sich trotz einer arthousigen „Umrandung“ bei „Deadly birthday party“ – für einen Markt zu produzieren, der genau in diesem Genre wirklich schon alles versucht hat, ist gelinde gesagt etwas blauäugig.

Warum nicht die Vorteile nutzen, die man hierzulande hat?

Ein gutes Drehbuch, dessen Handlung tatsächlich in einem kleinen Moseldorf stattfindet, besetzt mit deutschen Figuren und einer Geschichte, bei der es Spaß macht dranzubleiben – das ist keine Zauberei, das ist möglich (Blockbuster).

Themen wie Mobbing, Drogen und Alkoholismus als Rahmen für die Handlung zu nehmen ist eine tolle Idee, aber man sollte das dann auch ernsthaft betreiben und es in die Handlung integrieren. (Tretbootfahrer)

Behind theScenes 2 Zum Schluss noch einige Worte zu den Extras der (bisher nur in den USA erschienenen) DVD. Diese bestehen leider zum Großteil aus Aufnahmen diverser Haustiere, denen Anekdoten von den Dreharbeiten „in den Mund gelegt“ wurden. Mit verstellten Stimmen erzählen sie uns nun davon, wie schwer es war in einem Haus zu drehen, in dem 2 Hunde, 2 Katzen und ein Hausschwein leben. Das Ganze ist dermaßen stümperhaft gemacht und so gewollt komisch, dass ich fast meine bekannte gute Laune verloren hätte. Diese gefühlten sechs Stunden Lebenszeit bekomme ich nicht wieder. 

Der kürzere Rest der Extras ist da schon interessanter und bietet viele Punkte die ich in dieser Kritik angesprochen habe, aus einer etwas anderen Sicht.

Falls sich nun noch jemand fragt, warum es noch kein deutsches Release von diesem – doch in einigen Szenen deutschen Film – gibt:

Nun ja zuerst einmal wäre eine Synchronisation erforderlich und dann - tja so richtig ein Knaller, der den Markt aufräumen kann ist Natu Nimees Film nun mal nicht.

Sie ist sicherlich ein netter Mensch und auch mit einem gewissen Talent und "Auge" gesegnet, vielleicht sollte sie mal in sich gehen und finden, was ihr wirklich liegt. Die eigene Kreativität dadurch einzuschränken, das man nur auf die (knitterfreien) Dollars guckt und keinerlei eigene Note mehr in sein Werk bringt, kann (und sollte) nicht die richtige Lösung sein. 

Dia

Nude

 Nachbemerkung:

Es gibt in „Deadly birthday party“ tatsächlich auch einen nicht englisch radebrechenden Charakter. Diese polnische Dame durfte in ihrer Heimatsprache dialogisieren, da sie bereit war ihre nackte Oberweite publikumsträchtig ins Bild zu halten. Eine Tatsache, die ich aus den Extras weiß und die mir die Produktion nicht unbedingt sympathischer macht.

Vielleicht sollte man darauf auf der eventuell kommenden deutschen DVD verzichten.

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