Blockbuster01Blockbuster – der Film (2015)

Regie, Produktion, Drehbuch: Vlado Priborsky

Darsteller: Wolfgang RauhAgnes Kammerer, Anatol Rieger

 

 

Wenn man am Anfang des Filmes dem kleinen Vlado (gespielt vom Sohn des Regisseurs) dabei zusehen darf, wie er eines seiner Modellautos in Flammen aufgehen lässt und in einer anderen Einstellung Stop-Motion Actionszenen mit einer Super8-Kamera dreht, dann ist das für mich wie eine Reise in meine eigene Vergangenheit. Eine Vergangenheit in der man noch von einer Karriere als Filmemacher träumte, in der das Kinderzimmer Hollywood und der erste selbst gedrehte Zehnminüter ein Blockbuster von Star Wars mässigen Ausmaßen war.

Aber im Gegensatz zum kleinen Dia hat Vlado Pribosrky seinen Traum niemals ganz aufgegeben, obwohl es zu Beginn von „Blockbuster – der Film“ erst anders erscheint. Der Film ist auf der einen Seite eine erfreulich selbstironische und –kritische Autobiografie, bietet andererseits aber so viel mehr als nur eine interessante Lebensgeschichte. Denn während wir Vlado (gespielt von Wolfgang Rauh) durch die Höhen (die Beziehung zu seiner großen Liebe Nicole, die ersten Erfolge mit seinen Kurzfilmen)  und Tiefen (eine Krebserkrankung, der Verlust seines ersten Kindes) seines Lebens folgen, entfaltet sich gleichzeitig ein Film, der von der Liebe zum Kino und der Magie des Bildes geprägt ist.

„Blockbuster“ erzählt grundsätzlich erst einmal die Geschichte von Priborskys erstem Langspielfilm („Blockbuster“) und geht in Rückblenden auf die Produktionen seiner ersten Kurzfilme und seine persönliche Lebensgeschichte ein und da das alles noch nicht Meta genug ist, ist der Film auch noch gesprenkelt mit Fantasy-Sequenzen in denen die Vorstellungskraft der Hauptcharaktere visualisiert wird und durchbricht mehrere Male direkt die vierte Wand.

Gesteuert wird Vlados Weg zum Erfolg im Film (wobei ich hier nicht vom Erfolg im Bereich Film, sondern von dem der Figur im vorliegenden Film rede) natürlich von seinen Freunden und Unterstützern, aber auch von einem – eher nur in seiner Vorstellung existenten – Kartenabreißer, der gleichzeitig als Muse und schärfster Kritiker funktioniert. Diese Figur wird hinreißend vom österreichischen Altstar Franz Buchrieser  gespielt, der uns Piefkes wahrscheinlich am ehesten als der mittlere Kottan bekannt sein dürfte, aber auch in Roland Emmerichs Frühwerk „Arche Noah Prinzip“ und in etlichen TV-Serien mitgespielt hat. Seiner Figur werden vom Drehbuch wunderbare Dialoge (s.u.) in den Mund gelegt, eine schöne Verbeugung von Vlado Priborsky – und hier meine ich den echten – vor dem verehrten Schauspieler und dem eher klassischen Kino.

blockbusterTheme

Das ist nicht nur ein wunderbarer Satz aus dem Drehbuch, sondern tatsächlich das Motto von „Blockbuster“, womit wir wieder im Meta-Bereich des Filmes angelangt wären. Gerade die Sprünge zwischen den „realistischen“ biographischen Szenen aus dem Leben des Regisseurs, den phantastischen Elementen, den in Ausschnitten und nachgestellten Szenen präsenten „real“ existierenden Kurzfilmen und Schauspielern, die sowohl als sie selbst, als auch als Charaktere aus ihrer Filmografie auftauchen (vgl. Interview mit Thomas Nash in EEP004), machen „Blockbuster“ so unterhaltsam und unvorhersehbar.

Sicherlich ist man sich bewusst, das am Ende ein Film – und zwar der, den wir gerade sehen – stehen muss, aber viele Perspektivwechsel visueller und narrativer Art sorgen dafür, dass man auf dem Weg  dahin niemals Langeweile empfindet. Der Humor ist zumeist treffsicher und deutlich in der österreichischen Tradition des eher trockenen selbigen, die dramatischen Szenen funktionieren zumeist recht gut, wobei hier und da ein wenig Spielberg-Schmalz nicht geschadet hätte.

Natürlich hat der Film auch seine Schwächen - das ein oder andere Mal hätte der Schnitte etwas straffer, die Schauspielführung etwas rigoroser sein können – aber am Ende bleibt „Blockbuster“ ein Film den man sicherlich auch gerne mehrfach gucken kann und ein größeres Kompliment kann man einer absoluten Independent-Produktion (es flossen keinerlei Fördergelder in die Produktion) kaum machen.

BlockbusterAlle4

v.l.n.r:
Nicole Priborsky, Vlado  Priborsky,  Vlado (Wolfgang Rauh) Priborsky
und Nicole (Agnes Kammerer) Priborsky

Besonders hervorheben sollte man auch noch, das Vlado Priborsky sich selbst im Drehbuch nicht nur im besten Licht dastehen lässt und sich seiner Schwächen und Fehler durchaus bewusst ist. In wie fern die Figur des Film-Vlado nun der Realität entspricht kann ich natürlich nicht sagen, aber ich vermute mal, das die Flucht der Filmfigur vor Selbstzweifeln und –vorwürfen in übermäßige Arbeit dem wahren Leben sehr nahe kommt.  

Vielleicht ist es auch diese generöse und nicht selbstverliebte Art des Regisseurs, die letztendlich dazu geführt hat, dass in „Blockbuster“ einfach jeder mitspielt, der in der österreichischen Independent-Filmszene Rang und Namen hat und auch einige große Schauspieler sich nicht zu schade waren sich für Kurzauftritte zur Verfügung zu stellen. Die meisten dieser Starriege werden allerdings leider für bundesdeutsche Zuschauer eher unbekannt sein, allerdings lohnt sich hier mal der Klick zur IMDB.

Bewusst zum Schluss möchte ich noch auf den vielleicht wichtigsten Aspekt des Filmes hinweisen. Sämtliche Schauspieler und die komplette Crew haben an dem Film ohne Gage mitgearbeitet und der komplette Reinerlös geht als Spende an die St. Anna Kinderkrebsforschung. 

 

Rating:  
IMDB-Rating 7,6/10
Mein Rating 8/10
Reviews A-Z
EVIL ED Podcast
   ofdb logo    IMDb logo

blockAMAZON

Nachträge:

Zusätzlich zu dem oben angegebenen AMAZON-Link könnt ihr den Film auch (momentan sogar preiswerter) direkt beim Hersteller beziehen, indem ihr auf diesen Link klickt. 

Außerdem hat der Kollege Rodja Pavlik von der HomeMovieCorner.at auch noch einige Background-Infos, die einige Szenen des Filmes nochmals in anderem Licht erscheinen lassen. Zusätzlich gibt es unter dem Link auch noch die Möglichkeit die in "Blockbuster" vorkommenden Kurzfilme in voller Länge zu sehen.