(USA 2019) Regie: Anthony Russo, Joe Russo Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely Darsteller: Brie Larson, Robert Downey Jr., Karen Gillan, Scarlett Johansson, Chris Evans, “The world has changed. None of us can go back. All we can do is our best.
Trotzdem träumte man als Fan immer davon irgendwann einmal eine adäquate Umsetzung der bunten Heftchen auf der Leinwand zu sehen. Die „bunten Helden in den Popkostümen“ (Extrabreit, Superhelden) hatten sicherlich Potential fürs Kino, alleine waren weder die Technik noch die Sehgewohnheiten des Publikums so weit. Doch selbst in unseren kühnsten Träumen hätten wir uns niemals vorstellen können, was uns seit Ende der 90er alljährlich mehrfach präsentiert wird. Spätestens mit dem Release von Sam Raimis „Spiderman“ (2002) schien alles möglich zu sein und jedes Studio bemühte sich schnellstmöglich so viele Lizenzen wie möglich einzukaufen. Ebenso wenig hätte man aber auch damit rechnen können, dass sich beim Zuschauer eine gewisse Ermüdung einstellt. Bei mir zumindest ist der Punkt an Überfütterung schon seit einigen Jahren erreicht.
Trotzdem hat mir der erste Teil des hier zu besprechenden Filmes äußerst gut gefallen, speziell weil ihm der Kunstgriff gelang die versammelte Heldentruppe in der ersten Filmhälfte scheinbar mühelos einzuführen, ohne die wirklich dramatischen Momente zu vernachlässigen. Ich muss zugeben, dass mich die Szene in der Thanos seine Tochter opferte sogar einigermassen mitgenommen hat. Trotzdem, als es dann zum Endkampf kam und sich der Film auf die grünen Ebenen von Wakanda verlagerte, stellte sich wieder dieses Gefühl des „Nun reicht es aber auch langsam“ ein. Anstelle von Charaktermomenten gab es jetzt nur noch Bumm und Krach wodurch das eigentliche Ende nicht wirklich bei mir zündete.
Mein Gott, das hätte mich tatsächlich mit einer Gänsehaut aus dem Kino geschickt. Tatsächlich aber hat die Reduzierung auf die Leiden der Helden mich ziemlich kalt gelassen, zumal man als alter Comicfan ja genau weiß, das der Tod im Spandex-Universum nur eine zeitweilige Unpäßlichkeit ist. Somit dürfte also klar sein, dass „Avengers: Endgame“ nicht wirklich der von mir meist erwartet Film des Jahres ist. Sicher habe ich mich drauf gefreut zu sehen, wie die Geschichte nun zu Ende erzählt wird, aber mit „Shazam“, „Spiderman Multiverse“ und „Captain Marvel“ habe ich zwischenzeitlich bereits drei weitere Superheldenfilme gesehen und meine Grundbedürfnisse in dieser Richtung sind eigentlich erfüllt. Somit saß ich also zwar interessiert aber nicht sonderlich involviert in der Pressevorführung, was bedeutet, dass ihr im folgenden ein vielleicht ehrlicheres (und natürlich spoilerfreies) Review erwarten könnt, als von einem Fanboy, der sich die letzten 12 Monate damit beschäftigt hat sich seltsame Theorien aus den Fingern zu saugen. Also dann – Licht aus, Vorhang auf...
Speziell den, durch eine weitere Überraschung zur Erde zurückgekehrten, Tony Stark hat der Verlust des "Kids" am Ende des letzten Teiles schwer zugesetzt. Trotzdem entschließt sich die gesamte Heldentruppe dazu Thanos aufzuspüren und ihm mal richtig kräftig in den Allerwertesten zu treten, was auch noch bevor das erste Drittel des Filmes durch ist geschieht. Und von diesem Zeitpunkt an wird "Endgame" zu einem Plottwist-Movie erster Kajüte und jedes weitere Wort über den Inhalt wäre zu viel des Guten und würde viel vom Spaß wegnehmen.
Das heißt jetzt aber nicht, dass der Film in DC-mäßigen düsteren Gefilden wandelt, der allseits beliebte Marvel Humor funktioniert hier auch immer noch, speziell weil wir hier auch wieder unterschiedliche kleinere Teams bei ihren Abenteuern begleiten dürfen, da sich die Haupthandlung wieder einmal mehr auf vier und mehr Schauplätze verteilt bis dann zum Schlußkampf endlich wieder alle vereint sind.
Interessant ist auch, dass der Film nach dem eigentlichen Schlußkampf - auf den natürlich kein Marvel Film verzichten darf - noch cirka 30 Minuten weiter läuft ohne dass es eins auffe Ömme gibt. Im Gegensatz zum Herr der Ringe-Abschluß "Return of the King" wirkt das aber nicht übertrieben schmalzig (obwohl man das ein oder andere Tränchen verdrückt) sondern eher wie ein Neuanfang - und darum handelt es sich auch.
Ich zumindest bin sehr zufrieden, dass es dem Studio gelungen ist ein würdiges Finale zu schaffen, bei dem es wenig zu meckern gibt. Die logischen Fehler, die sich aus der Grundgeschichte ergeben, werden sicherlich in den nächsten Wochen und Monaten noch für einige Diskussionen sorgen, aber das ist ja auch ein Teil des Spaßes. dia
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