Evilspeak – der Teufelsschrei / Mensajero de Satanás / Computer Murder (USA 1981) Regie: Eric Weston Drehbuch: Joseph Garofalo, Eric Weston Musik: Roger Kellaway Darsteller: Clint Howard, R.G. Armstrong, Haywood Nelson, Don Stark I command you, Prince of Evil, heed my call. Nachdem der satanistische Schweinepriester (dazu später mehr) Esteban exkommuniziert wurde, beschließt er sich durch ein Menschenopfer das ewige Leben zu sichern. Nachdem sein Schwert den Hals einer seiner Jüngerinnen durchtrennt hat und die Denkmurmel durch die Luft fliegt, gibt es einen 2001-mässigen Zeitschnitt und wir landen in einem Fussballspiel. Hier lernen wir unseren Protagonisten, den Militärkadetten Stanley Coopersmith (Clint Howard) kennen, der gerade in seiner Position als Verteidiger versagt und einem Gegner dadurch ein Tor sowie dessen Mannschaft den Sieg ermöglicht. Coopersmith ist aber nicht nur sportlich ein Versager, sondern auch noch äußerst tolpatschig, ein eher mittelmässiger Schüler und auch körperlich und von Aussehen her nicht gerade das Vorzeigematerial einer Militärakademie. Zusätzlich ist er auch noch, seit einem – nicht näher erläuterten - tödlichen Unfall seiner Eltern ein Waise und nur durch den guten Namen seines Vaters (und dessen Beziehung zur Akademie) dort wohnhaft und als Schüler eingeschrieben. All das sorgt dafür, dass er sowohl von seinen Mitschülern gehänselt als auch vom Lehrpersonal unterdrückt wird – um es Mal im Jargon der 2000er zu sagen, der arme Stanley ist der Inbegriff eines „Opfers“. Als er wegen einer weiteren Nichtigkeit dazu verdonnert wird, den Keller der zur Akademie gehörigen Kirche zu entrümpeln, entdeckt er dort eine versteckte Tür und dahinter den ehemaligen Treffpunkt sowie die Bibliothek der satanistischen Vereinigung Estebans. Mittels eines der ersten Mac-Computer und dessen (auch aus heutiger Sicht noch) unglaublichen Übersetzungsfähigkeiten gelingt es Coopersmith nun einige der bösen Bücher zu übersetzen und Esteban in eben diesen Computer einzudringen. Nach einigen weiteren Demütigungen entschließt sich unser Antiheld dann mittels des Computers ein satanistisches Ritual durchzuführen, was den guten Esteban in seinen Körper fahren lässt. Zum Ende des Filmes veranstalten Coopersmith/Esteban dann – mit Hilfe einer Horde Wildschweine – ein Massaker unter den Schülern und Lehrern. “Evilspeak”, der im Oktober letzten Jahres, dank Wicked-Vision, auch hierzulande endlich eine vernünftige HD-Veröffentlichung spendiert bekommen hat, ist schon ein seltsames und – in mehr als einer Hinsicht – außergewöhnliches Relikt der frühen achtziger Jahre. Zu einer Zeit in den Kinos gelandet, in der die italienische Splatterfilmwelle gerade abgeebbt war und, dank Halloween und Friday the 13th, der Horrorfilm fast nur noch aus Filmen bestand, in denen dumme Teenager möglichst effektiv um die Ecke gebracht wurden, hatte der Film, der eher Horror-Drama als Achterbahnfahrt war, es logischerweise ziemlich schwer. Zusätzlich war er auch noch einer der ersten Filme die trotz FSK-Freigabe ab 18 Jahren noch um einige Schauwerte erleichtert wurden. Da dies auch nicht etwa mit Gefühl und Talent sondern eher mit dem Hackmesser erfolgte, fiel das auch dem dümmsten Kinobesucher auf, was die Mundpropaganda nicht gerade positiver machte. Zwar handelte es sich bei „Evilspeak“, wie bereits erwähnt, natürlich nicht um eine fulciesque Splatterorgie, der Film baute aber über die gesamte Laufzeit eine bedrückende Atmosphäre auf, die sich in einem recht blutigen Finale entlud, so dass die offensichtlichen Schnitte ihm viel von seiner eigentlichen Wirkung nahmen. Ich zumindest war damals nach dem Kinobesuch tatsächlich schwer enttäuscht. Sicherlich war mir auch damals schon bewusst, dass der Film in technischer Hinsicht weit über dem Standardmaterial einzuordnen war, dass man zu dieser Zeit auf den Leinwänden zu sehen bekam, aber das Schnittmassaker machte ihn sozusagen zu einem Coitus Interuptus. In England hingegen wurde der Film im Jahr 1984 unzensiert auf Video veröffentlicht und geriet direkt in die Fänge der berühmten Video-Nasty-Kampagne, was für uns hier in der „englisch besetzten Zone“ sehr positiv war, da die englischen Videotheken ihre Cassetten entsorgen mussten und diese dementsprechend in unserer englischen Soldatenvideothek mit dem Aufkleber „Nasty uncut“, zwar etwas teurer als die übliche Leihware, aber immerhin gleich in mehrfacher Ausfertigung auftauchten. Somit konnte ich den Film schon relativ früh in seiner kompletten Fassung bewundern und beurteilen. Aber erst das jetzige Release, das insgesamt vier verschiedene Schnittfassungen (dazu später mehr) und den Film in einer restaurierten Fassung anbietet, hat dafür gesorgt, dass er von der „Ja, war ganz ok“- auf die „Mensch, der ist ja richtig klasse“-Liste gerutscht ist, denn bekanntlich neigten speziell frühe britische Videos dazu doch eher dunkel und unscharf zu sein, was bei „Evilspeak“ ein ganz großer Nachteil ist. Denn was Regisseur Weston hier auf die Leinwand, bzw. den Bildschirm, zaubert ist visuell – speziell in Hinsicht auf das geringe Budget von gerade einmal 1,3 Millionen US$ - höchst beeindruckend. Inbesondere die Szenen in den Katakomben der Kirche sind grandios ausgestattet und ausgeleuchtet und bieten eine staubige, spinnwebverhangene Atmosphäre die an alte Gothik-Klassiker erinnert. Für das Finale des Filmes, in dem die Latex-Techniker ganze Arbeit leisteten, wurde gar eine zum Abriß freigegebene Kirche innen und außen komplett renoviert und später in Flammen gesetzt. Auch schauspielerisch wird dem Zuschauer großartiges geboten. Speziell Clint Howard, der kleine Bruder von Regisseur Ron (Han Solo) Howard, ist überragend und war niemals besser. Seine Darstellung des gebeutelten Coopersmith erzeugt beim Zuschauer tatsächlich Mitgefühl, so dass man am Ende – wenn er wie eine Art Dämon mit Flammenschwert Köpfe abtrennt und spaltet – tatsächlich auf seiner Seite ist, obwohl nichts dieses Massaker wirklich rechtfertigt. So ist der Film in seiner Wirkung auf den Zuschauer ähnlich wie der – auch in anderer Hinsicht – vergleichbare „Carrie“, bringt aber durch die Zugabe des Computers als Katalysator für die Anrufung des Dämonen eine erstaunlich moderne Note mit ein, selbst wenn das aus heutiger Sicht eher lächerlich wirkt. Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass der Heimcomputer als solches damals noch nicht verfügbar und dementsprechend auch seine Darstellung als „Teufelswerk“ komplett neu war. Alles in allem ist „Evilspeak“ somit eine Wiederentdeckung die sich nicht nur für alte Horrorfans lohnt, auch jüngere Filmfreaks, die in der Lage sind sich auf Filme einzulassen, die den Zuschauer nicht mit Non-Stop-Gore bombardieren sondern eine glaubhafte und gut geschriebene Geschichte präsentieren, können hier ruhig einen Blick riskieren.
Wicked präsentiert den Film in einem aufwendigen limitierten Mediabook mit gleich zwei BluRays und wie üblich drei verschiedenen Covervarianten. Wie eingangs erwähnt werden dem Zuschauer hier tatsächlich vier verschiedene Schnittfassungen angeboten. Zuerst einmal natürlich die unrated Version, die in 93 Minuten sämtliche Highlights bietet. Zusätzlich findet man aber auch noch die deutsche gekürzte Kino-/Videofassung in schönstem 4:3, eine R-rated-Fassung, die mit 101 Minuten zwar länger ist und dementsprechend mehr und tiefere Charakterisierungen zu bieten hat, aber diverse Gewaltschnitte beinhaltet und die Langfassung die ungeschnitten und mit allen zusätzlichen Szenen eine Länge von 104 Minuten erreicht. Auch wenn ich kein großer Freund dieser „Langfassungen“ bin, bei denen sämtliche deleted Scenes einfach wieder in den Film geschnitten werden, ist hier diese Fassung tatsächlich vorzuziehen, da sie doch einige holperige Stellen der Unrated Version sauber schleift und speziell den Figuren Coopersmith und seinem dunkelhäutigen Freund etwas mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit gibt. Als Extras gibt es ebenfalls die volle Dröhnung mit ganzen drei Audiokommentaren (Regiekommentar, Kommentar mit Regisseur und Hauptdarsteller und ein launiges Gespräch zwischen Labelchef Daniel Pere und Ingo Strecker), diversen langen – und extra für diese Edition geführten – Interviews (unter anderem mit Clint Howard, der überaus sympathisch ist) und einer bunten Palette aus Making Ofs und diversen Trailern und Werbematerial. Zusätzlich ist natürlich auch noch ein reichhaltig bebildertes Booklet mit einem Text von Ingo Strecker und einem Exklusiven Interview mit Regisseur Weston vorhanden, so dass stundenlanges Vergnügen mit diesem Mediabook garantiert ist. Alle Daumen hoch – das Teil gehört in den Schrank...
dia
|
- Hauptkategorie: Film