Zack Snyder’s Dawn of the Dead, L’armeé des morts (USA 2004) Darsteller: Sarah Polley, Ving Rhames, Jake Weber, Mekhi Phifer, Lindy Booth Drehbuch: James Gunn, George A. Romero (basierend auf einem Drehbuch von) “Hell is overflowing. And Satan is sending his dead to us. Why? Because you have sex out of wedlock. You kill unborn children. You have man-on-man relations. Same-sex marriage. How do you think your god will judge you? Well, friends, now we know. When there is no more room in hell, the dead will walk the earth.“ The Televangelist Prolog: Was vorher war, und was teils nachher kam Ich weiß noch genau, wie ungläubig einige von uns ihr Gesicht verzogen, als wir hörten, dass ein unbekannter Newcomer aus Connecticut George Romeros Klassiker Dawn of the Dead aka Zombie (1978) für Universal neu verfilmen sollte. Niemand hatte davor von Zack Snyder, der in den 90ern einige Musikvideos drehte, gehört, und man konnte nicht einmal ahnen, dass gerade dieser Film nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe zwar geschniegelt aussehender, aber inhaltlich fragwürdiger Filme seinerseits werden sollte. Er sollte mit 300 (2006) als der Wegbereiter der Slow-Motion-Action in die Geschichtsbücher eingehen, die Watchmen (2009) ihrer eigentlichen Aussage berauben, in einer surrealen Parabel für Missbrauch namens Sucker Punch (2011) in Cosplay-Fantasien schwelgen und mit Man of Steel (2013) das DC Cinematic Universe als Konkurrenz zu Marvels MCU launchen und den Nostalgikern unter den Comic-Fans spätestens mit Batman vs Superman: Dawn of Justice (2016) die Unschuld rauben. Aber wie gesagt, das kam später und hat mit Dawn of the Dead anno 2004 erst einmal gar nichts zu tun. Trotzdem herrschte Unverständnis, denn wir alle warteten sehnlichst darauf, dass Romero selbst endlich seinen Land of the Dead machen konnte. Und tatsächlich sollte der Erfolg von Snyders Film dazu führen, dass Universal ein Jahr später auch die Schirmherrschaft über Land... übernahm und der lang ersehnte Film auch kam. Er war kein Meilenstein wie die beiden … of the Dead – Filme davor, doch er hatte sympathische Charaktere, eine tolle Post-Apokalypse, sich entwickelnde Zombies, flott inszenierte Action und eine positive Message; also all das, was dem Remake fehlte, aber der Reihe nach... Dann kam die erste Entwarnung aus meinem Freundeskreis, „alles gut, er ist richtig gory,“ sagte jemand zu mir. Ich schaute ihn fragend an. „Ja, er ist auch in Deutschland ungeschnitten.“ Ich fragte, ob er denn gut und ein würdiges Remake sei, darauf antwortete er verdutzt „ich meinte doch schon, dass er übel gory ist.“ Mit dieser Person hab ich mich übrigens nie wieder über Filme unterhalten. In unserem Kino lief der Film erwartungsgemäß nicht an, nur selten verirren sich Filme für Erwachsene nach Itzehoe, in letzter Zeit überhaupt nicht mehr. So mussten wir bis zum Release auf DVD warten, und was war? Man wurde belohnt, die Unrated-Fassung passierte ohne Probleme die FSK-Prüfung, man konnte den Silberling daher sogar im nächsten Supermarkt käuflich erwerben. Gesagt, getan. Wir schauten uns den Film an. Ich und mein Kumpel Holger, wir beide waren große Fans von Romeros Filmen. Zuerst die rennenden Zombies, dann die Knallchargen, denen wir prophezeiten, keine Woche durchzuhalten, und der verquere religiös verbrämte Subtext, das gab uns den Rest. Aber blutig war er, au ja! CGI-Splatter ftw! For the Fuck! Wir versuchten, uns den Film schön zu reden, er sei ja zumindest sehr rabiat, er sei den heutigen Sehgewohnheiten angepasst, und wir wären halt zu sehr auf die Originale fixiert, um diesem Film eine ernsthafte Chance zu geben. Es nützte nichts, wir mussten uns letztlich eingestehen, dass wir 105 Minuten mit filmgewordener Scheiße und 18 € Geldes, das wir stattdessen hätten versaufen können, verschwendet hatten. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, den Film nie wieder zu sehen, ein Versprechen, was ich im Normalfall bei anderen Filmen schon öfters gebrochen hatte. Doch diesmal meinte ich es ernst. 13 ½ Jahre ist das her, und heute habe ich dieses Versprechen doch gebrochen. Ich habe einem Kumpel versprochen, ein Review über den Film zu schreiben, aus dem einfachen Grund, dass er den Film positiv sieht und eine konträre Meinung dem gegenüber stellen wollte [1]. Dazu musste ich diesen Film nun doch noch einmal sichten, weil es solange her war, weil ich in der Zwischenzeit viel vergessen habe, weil ich wirklich viel getrunken habe, und ich nicht wie ein Idiot dastehen will, einen Verriss aufgrund fehlerhafter Erinnerungen zu verfassen, den der Film eventuell gar nicht verdient. Aber ich habe mich getäuscht, jede Erinnerung ist wahr, und gerade mit genügend Abstand zur Erstsichtung ist der Film en detail noch wesentlich schlimmer, als ich es eigentlich dachte. Und seid gewarnt, ich spoilere dabei natürlich, bis der Arzt kommt... Kapitel 1: Die Hölle auf Erden – Hier ist die Welt noch in Ordnung Aber beginnen wir ganz von vorne, mit dem Anfang des Films. Und damit zugleich mit dem einzig wirklich Guten, das er zu bieten hat. Die Einführung der Protagonistin, der Krankenschwester Ana, ist kurz und knapp. Sie ist nett, gewissenhaft, macht Überstunden, während es zu mysteriösen Krankheitsfällen kommt, und freut sich abends auf ein Schäferstündchen mit ihrem Mann. Dabei verpassen sie leider eine Notfall-Meldung übers Fernsehen. Am nächsten Morgen steht dann prompt die kleine Nachbarsgöre in der Tür ihres Schlafzimmers, ihr Gesicht sieht übel zugerichtet aus. Ihr Mann ist nett und will helfen, wird aber sofort von dem wie ein Derwisch wütenden Satansbraten angegriffen und gebissen. Ana kann die Tür zwischen sie und das beißwütige Kleinkind bringen, aber es ist zu spät, blutend wie ein abgestochener Ochse stirbt ihr Liebster in ihren Armen... um schon einen Moment später wieder hochzuschnellen und mit blutunterlaufenden Augen, wildes Grunzen ausstoßend, nun auf sie loszugehen. Ana kann sich gerade noch durch das Badezimmerfenster nach draußen retten und ist geschockt. Nur langsam realisiert sie, dass die Welt um sie herum im Chaos zu versinken scheint; ihr Nachbar fordert sie mit vorgehaltener Waffe auf, sich von ihm fernzuhalten und wird von einem heranrasenden Ambulanzwagen erfasst. Auch ihr Mann, oder die blutrünstige Bestie, die einmal ihr Mann war, hat es inzwischen nach draußen geschafft, doch sie kann sich ins Auto retten. Er lässt nicht von ihr ab, selbst als sie losfährt, bis er die Verfolgung abbricht, da er ein leichteres Opfer erspäht. Ana fährt, einfach weg, ohne Ziel. Um sie herum ist nur Tod und Verwüstung, geschockte und panische Menschen, die in ihr Unheil rennen, von den Furien, die mal Menschen waren, brutal angegangen werden. Explosionen bringen die Erde zum Beben, verschiedenenorts künden Rauchsäulen von unzähligen Brandherden. Als sie fassungslos auf dem Highway stoppt, will irgendein Arschloch sie um ihr Fahrzeug bringen. Sie gibt Gas und rast einige hundert Meter weiter in einen Baum. Die Title Card wird eingeblendet, es ertönt Johnny Cash mit „When the Man Comes Around“, dazu Fernsehbilder, die von der stattfindenden Katastrophe künden. Es hätte so schön werden können, doch der Crash soll noch ein unschönes Echo nach sich ziehen... Kapitel 2.1: Gestatten, das Schlachtvieh Der Film geht ab diesem Zeitpunkt erst einmal, verständlicherweise, deutlich vom Gas. Anas Charakterisierung ist hier abgeschlossen. Es ist erstaunlich, dass gerade sie, die den Zuschauer als Bezugsperson durch den Film führen soll, charakterlich dermaßen flach gestaltet ist und auch kaum Entwicklungen in ihrer Person durchläuft. Der schwarze Polizist Kenneth zieht Ana aus dem Auto. Wenn Ana Francine, halt nur ohne die Entwicklung zu einer emanzipierten Frau, ist, ist Ken natürlich Peter, quasi die christliche Version. [Allerdings ist es schwer, in diesem Film im weiteren die Gegenstücke zu den Personen in Romeros Film zu benennen, denn wir bekommen es hier mit einer ungleich größeren Gruppe von Schlachtvieh, äh, Überlebenden zu tun. Ich werde mich auch bemühen, Vergleiche mit dem Original auf Situationen zu beschränken, in denen sie sich wirklich aufdrängen.] Der schroffe Polizist Kenneth ist ein Ex-Soldat und auf dem Weg zur Kaserne, in der sein Bruder stationiert ist. Er ist ein sehr gläubiger Mensch und würde in dieser Lage gerne seine Familie um sich haben, außerdem ist er mit dem Beginn der Katastrophe mental schon zum Einzelgängertum konvertiert und sieht sich nicht im Geringsten als Beschützer. Schon kurz darauf schließen sie sich mit einer anderen kleinen Gruppe zusammen, bestehend aus Michael, dem netten Fernsehverkäufer, der als Sympathieträger versucht, zu einen und zu führen – doch solcherlei Anwandlungen ignoriert Kenneth fortan stoisch. Bei Michael befinden sich noch der Kleinkriminelle Andre und seine hochschwangere Freundin Luda. Luda entpuppt sich hierbei als vollkommen unwichtig, denn Andre ist eigentlich nur an dem interessiert, was in ihr heranwächst. Er sieht seinen zukünftigen Sohn als Weg zur persönlichen Erlösung, weil er glaubt, dass, wenn er seinem Sohn ein guter Vater ist, er Gnade vor Gott findet, wie er Kenneth später erzählt. Es ist ein sehr egoistisches Motiv und die Sache wird demnach auch kein gutes Ende nehmen. Sie machen sich auf in ein nahe gelegenes Einkaufszentrum, in das sie auch eindringen können und sich im Foyer eher schlecht als recht mit ein paar Zombies rumschlagen. Luda wird dabei gebissen, was sie aber schlauerweise für sich behält. Im ersten Stockwerk treffen sie auf die Wachleute CJ, dem Anführer, seine rechte Hand Bart und den Neuling Terry, die die Gruppe nach einem Mexican Standoff, den der einende Michael beendet, eher widerwillig und unter Auflagen in „ihrem“ Hause aufnehmen. Die drei, bzw. gerade die alten Hasen CJ und Bart scheinen neben ihrem Selbsterhaltungstrieb eher von einem komischen Pflichtbewusstsein getrieben, denn sie sehen die Mall immer noch mehr als zu bewachendes Objekt denn Oase der aufkeimenden Apokalypse an. Der junge Terry ist dagegen gutherzig und naiv. Auf der gegenüberliegenden Seite vom Einkaufszentrum entdeckt Kenneth noch eine Person auf dem Dach. Es ist der Waffenhändler Andy, der sich in seinem Laden verbarrikadiert hat und mit dem er fortan eine rege Kommunikation über große Texttafeln pflegt. Als es zum Streit kommt über die Frage, ob man einen nahenden LKW mit Flüchtigen aufnimmt, werden die Machtverhältnisse innerhalb der Zwangsgemeinschaft noch einmal neu ausgewürfelt, denn CJ und Bart sind weiterhin strikt dagegen, noch mehr Leute aufzunehmen. Aber sie sind schnell überstimmt, entwaffnet und finden sich in der Arrestzelle wieder. Die Gruppe vergrößert sich damit noch einmal um kurzfristig acht weitere arme Seelen, was etwas hochgegriffen ist, denn diese Figuren sind nurmehr Mittel zum Zweck und es ist schwer, sie wirklich Charaktere zu nennen. Nur zum kurzen Überblick; Steve ist ein reicher Arsch, der aber ein Boot und im Schlepptau seine blonde Freundin Monica hat; Frank, das arme Schwein wurde gebissen, befindet sich in Begleitung seiner Tochter Nicole; Tucker hat einen verstauchten Knöchel; und dann gibt es da noch die resolute Norma und den schwulen, atheistischen Organisten Glen. Bei ihnen befindet sich eine infizierte und aufgedunsene, namenlose Frau, die alsbald stirbt, sich verwandelt und erlöst werden muss. Kapitel 2.2: Der Weg zur Schlachtbank Wir hätten damit unseren Pool von [16] Leuten zusammen, dann wird es ja auch Zeit, sich ans Werk zu machen, die nach und nach über den Jordan zu jagen. Für Ana ist nun klar, dass die Bisse es sind, die die Seuche übertragen (und auch nur die gebissenen wiederkommen, was den Spruch „wenn in der Hölle...“ etwas ad absurdum führt). Michael, der ja eigentlich ein ganz netter ist, will nun durchgreifen und den Frank prophylaktisch in die ewigen Jagdgründe schicken, worin im allgemeinen Konsens herrscht, nur nicht bei Ana, die ihre eigene Feststellung kurzerhand wieder infrage stellt, sowie seiner Tocher Nicole, was nachzuvollziehen ist. Da der gute Frank einsichtig ist, entschließt man sich, ihn bis zu seiner Verwandlung zu isolieren. Die harte Aufgabe ihm den Kopf wegzuballern übernimmt der bärbeißige Kenneth [15]. Danach hält der Alltag Einzug, zwischen Michael und Ana entwickelt sich etwas, genauso zwischen Terry und Nicole. Die Gruppe zieht auf dem Dach mit Andy ein lustiges Spiel auf; sie suchen sich einen Zombie aus, der einem Prominenten ähnelt, gibt Andy den Namen dieses Prominenten, und der sucht dann den Zombie raus und erschießt ihn. Als dann der Strom ausfällt, verliert man bei einem Ausflug in den Keller zwar Bart [14], CJ und er wurden zu diesem Zweck rehabilitiert, gewinnen aber in dem Hund Chips – den Namen gibt ihm Nicole, die ihn gleich zu ihren Lieblingsding, sogar noch vor Terry macht – einen neuen Freund und die Erkenntnis, dass Zombies keine Hunde fressen. Doch just zum gleichen Zeitpunkt liegt Luda, die Andre inzwischen isoliert hat, in den Wehen und stirbt [13], gerade als sie ihr Kind gebären will. Andre holt den Jungen trotzdem raus [14], wird aber von Norma überrascht. Die knallt die zombifizierte Luda ohne zu zögern ab, darauf knallen sie und Andre sich gegenseitig über den Haufen [12]. Die anderen finden die sterbende Norma und in Andres toten Armen sein Zombie-Baby, dessen sie sich naturamente sofort entledigen [11]. Sie beschließen, die Mall hinter sich zu lassen; Steve hat in seiner Eigenschaft, reich zu sein, ein Boot im Yachthafen, mit dem man eine Insel auf dem Lake Michigan anzusteuern gedenkt. Zwei Busse in der Tiefgarage werden dafür A-Team-like umgemodelt. Andy will man mitnehmen, schickt ihm vorher Chip mit einem Walkie-Talkie und etwas zu Essen rüber, denn der nette Waffennarr ist seit geraumer Zeit am Hungern. Mit dem Hund kommt aber auch ein Zombie in seinen Laden und beißt ihn. Nicole will den Hund retten, setzt den LKW direkt vor die Ladentür, wird dann aber von Zombie Andy [10] in einem Schrank festgesetzt. Also muss ein Rettungstrupp rübergeschickt werden. Kenneth, Michael, Tucker, Terry und CJ rücken durch die Kanalisation aus, Steve soll die Tür bewachen. Sie können Nicole retten, jedoch wird Tucker beim Rückzug gebissen und von CJ erlöst [9]. Steve hat seinen Posten an der Tür verlassen, sie finden aber trotzdem Einlass, mit ihnen jedoch auch die Meute von Zombies, so dass sie ihre Flucht vorverlegen müssen. Man brettert also auf die Zombie-verseuchten Straßen. In die Seitenwände der Busse hat man lange Scharten eingeschnitten, um so mit einer Kettensäge sich an den Bus hängende Zombies wegzuschnetzeln. Das klappt soweit ganz gut, doch als Tucker im zweiten Bus wegen der unruhigen Fahrweise von Kenneth die Kontrolle über seine Kettensäge verliert, sägt er zuerst Monica und dann sich entzwei [7], worauf der abgelenkte Kenneth den Bus zum Kippen bringt. Arschloch Steve will alleine flüchten, macht aber Bekanntschaft mit einem Zombie [6]. Bus 1 hat inzwischen bemerkt, dass der Hintermann weg ist, Ana und Michael finden aber den übrig gebliebenen Kenneth und auch Steves Bootsschlüssel. Am Yachthafen setzt man den übriggebliebenen Bus erst einmal auf einen Steg. CJ sichert die Flucht der anderen und sieht sich einer Überzahl von Zombies gegenüber. Er wird gebissen und sprengt sich mit dem Bus und einem großen Teil der heranstürmenden Horden in die Luft [5]. Michael wurde bei der Schlüssel-Rettungsaktion auch gebissen und bleibt im Hafen zurück, um sich im Sonnenaufgang die Kugel zu geben. Die anderen haben es geschafft und während Terry mit einer Kamera, auf der Steve früher Sexspielchen mit seiner Ex filmte, alles aufnimmt und alle nervt, steuern sie eine abgelegene Insel an. Doch die erweist sich dann nicht als so unbewohnt, wie zuerst gedacht [0?]. Kapitel 3: Was ich jetzt genau alles an dem Film scheiße finde So, schreiten wir zur Abrechnung. Warum also bin ich auf diesen Film, diesen blutigen, aber eigentlich recht lockeren Zombiefutter-Abzählreim, der von allen so geliebt wird, so schlecht zu sprechen? Fangen wir bei den Zombies an. Sie rennen. Das ist an und für sich nicht schlimm, nur dass es hier einfach keinen Sinn ergibt, wenn ein gestorbener Infizierter durch die Gegend pest wie eine Gazelle auf Speed. Ich würde es ja noch akzeptieren, wenn die Zombies anfangs noch rennen wie ein mit Adrenalin zugedröhnter Irrer, aber spätestens, wenn der Zerfall einsetzt und der Körper gar nicht mehr richtig arbeiten kann, sollten sie in ihrer Beweglichkeit beeinträchtigt werden. Aber davon ist, trotz eindeutiger Anzeichen von Verwesung, nichts zu bemerken. Aber das ist allenfalls ärgerlich, kommen wir daher zu unserer Gruppe Überlebender, mit der man wohl einen Querschnitt der Bevölkerung dieser Gegend abbilden wollte. Es sind einfach zu viele, was dazu führt, dass keiner von ihnen hinlänglich charakterisiert wird und mir so alle quer am Arsch vorbeigehen. Das ist vor allem ein Survival-Thriller, und in solch einem geht es halt vorrangig um Menschen. Selbst die als Bezugspunkt für den Zuschauer installierte Ana – Sarah Polley ist in ihrer Darstellung dafür nichts anzulasten, sie gibt eine wirklich gute Performance zum besten – bleibt im Verlauf der Geschichte größtenteils blass. Und hier muss ich mal Romero bemühen, im originalen Dawn of the Dead hatte man mit Francine eine Frau, die sich weiterentwickelt und deshalb immer interessant blieb. Wo man eine Frau gegen eine Frau ausgetauscht hat, jetzt auch einen Schwarzen für einen Schwarzen, Kenneth für Peter. Der zeichnet sich nur dadurch aus, dass er angibt, religiös zu sein – genau das, was Peter nicht war, und unbedingt zu seinem Bruder will – auch hier konträr zur Figur im Originalfilm, die sich, angesichts seiner zurückgelassenen zwei Brüder, keiner Illusionen hingibt. Vingh Rhames wurde wohl aufgetragen, dass ganze stoisch und finster dreinblickend zu spielen, dabei möglichst nie eine Miene zu verziehen, und dann macht er das auch. Bei Michael, Anas späteren Love Interest und Möchtegern-Leader, wird es schon reichlich dünn, er darf später in der Runde noch zum besten geben, dass er ein schlechter Ehemann und guter Vater gewesen sei. Über Andre und die schwangere Luda, und dass sie und das Kind für ihn ein Mittel zum Zweck sind, habe ich schon gesprochen, und welche weitergehende Rolle seine Figur im Subtext spielt, dazu später mehr. Bei den folgenden Personen kann man kaum noch von Charakteren sprechen, da sie zumeist nur einen Zweck im Sinne des Films erfüllen. Am ehesten ragt hier noch CJ hervor, der vom Saulus zum Paulus wird, und am Ende die Verbliebenen durch Selbstopferung rettet. Steve ist das elitäre Arschloch, aber er stellt das Boot und ist der Grund dafür, dass die Flucht unkoordiniert und panisch abläuft. Glen ist Kirchenorganist, dazu noch Atheist und schwul; auch darauf kommen wir noch zurück. Frank dient dazu zu veranschaulichen, dass schon die Infektion durch den Biss unweigerlich zum Tod führt, und Andy ist für ein paar geschmacklose Gags gut und hortet Waffen – man hätte ihn jetzt ohne weiteres zu einer Karikatur eines amerikanischen Waffennarrs machen können, der zwar haufenweise dieser Dinger in seinem Laden hat, aber letztendlich elendig verhungert, doch Kenneth gibt danach unmissverständlich zu verstehen, dass sie diese Waffen zum Überleben brauchen, weswegen das positiv zu erfassen ist; ohne die ganzen Waffen wären wir ja in einer Zombie-Apokalypse verloren! Der Rest der Truppe sind eigentlich nur maskierte Puppen, die wahllos hin- und hergeschoben, und vielleicht hier und da einem Zombie ins Maul gedrückt werden. Bei Snyders Film ist es zudem auch mit Logik nicht allzu weit her. Das fängt natürlich schon bei den Zombies an, die unerschöpflich, aller körperlichen Einschränkungen zum Trotz, auch nach Tagen und Wochen noch spurten wie Hochleistungssportler, was sie eigentlich zu übernatürlichen Wesen erhebt, wogegen der Kopfschuss eine ziemlich irdische Methode ist, sich etwas (vermeintlich) lebenden zu entledigen. Auch ansonsten biegt sich der Film alles so zurecht, wie er es gerade braucht. Tage- oder wochenlang wird das Einkaufszentrum und die Straße davor, also auch Andys Waffenladen, von den Zombie-Herden belagert, genauso als sie eines Abends den Hund Chip rüberschicken, weswegen auch einer der Untoten in den Laden kommt und Andy beißt. Als dann Nicole mit dem LKW rüberbrettert, um Chip zu retten, kann sie mühelos an einer Handvoll Zombies vorbei, die da mal so rumstehen. Und trotz des großen Traras mit dem Laster, haben sich dann fast alle Zombies verzogen, als der Rettungstrupp anrückt, um Nicole aus dem Schrank zu befreien und sich mit Waffen einzudecken. Spätestens nachdem Nicole den LKW in die Hauswand gesetzt hat, sollte das alle gefühlt tausend Zombies, die in der Gegend tagsüber so rumhängen, zu Tisch gerufen haben. Auch auf dem Rückweg tauchen die Massen von Zombies erst dann auf, als sie schon die Kanalisation erreicht haben. Als sie vor verschlossener Türe stehen, weil Steve sich verdrückt hat, warten die Zombies, scheinbar mit Waffengewalt in Schach gehalten – Warum? Das hat die sonst auch komplett gar nicht interessiert; die sind sogar weiter auf einen losgestürmt, während man sie unter Beschuss genommen hat – sogar ab, anstatt sofort auf die Gruppe zu stürmen, wie sie es davor eigentlich immer taten. Wenn die Gruppe dann kurz darauf mit den beiden gepanzerten Bussen aufbricht, bleiben diese dann gleich vor dem Tor in den unendlich scheinenden Zombiemassen hängen. Lustig auch, dass die Zombies es beinahe schaffen, einen tonnenschweren Bus umzukippen, aber scheinbar nicht in der Lage sind, in den mit Maschendrahtzäunen gesicherten Yachthafen einzudringen, der da vollkommen verwaist scheint. Sowieso fragt man sich, wo die panisch fliehenden Massen von Menschen hin sind. Zum Einkaufszentrum hat sich auch kaum jemand geflüchtet, obwohl dies ein belebtes Viertel schien. Unseren Helden fiel es nicht schwer, dort einzudringen, aber von den tausenden Menschen, die hier der Epidemie zum Opfer gefallen sind, hat es keiner geschafft? Es ist auch ein wenig unglaubwürdig, dass niemand versuchte, über den Yachthafen zu fliehen, alle Boote scheinen noch an ihren Plätzen zu liegen. Man könnte jetzt sagen, dass die Menschen im Allgemeinen zu sehr überrascht wurden, und die Epidemie zu schnell um sich griff. Allerdings kommt hier der nächste Knackpunkt; beim bedauernswerten Frank dauerte es vom Biss bis zum Tod durch die Infektion nur mehrere Stunden, was auch von Ana kurz thematisiert wird, die schwangere Luda hält aber mehrere Tage durch, um dann pünktlich zur Niederkunft das Zeitlich zu segnen. Andy verwandelte sich schließlich innerhalb weniger Minuten. Was das Zombie-Baby betrifft, ich halte es für unnötig, aber man hätte hier auch eine schöne Alien-Referenz einbauen können, wo sich das untote Baby durch Ludas Bauchdecke frisst. Es ist merkwürdig, dass trotz Zombie-Apokalypse alle an ihren zugewiesenen Plätzen in der Gesellschaft festhalten. Gut, Michael versucht sich als Führer der Gruppe zu etablieren, was aber nicht gelingt. Aber ansonsten bleibt festzuhalten, dass die Wachleute unsere Gruppe von fünf Überlebenden zum einen nicht in der Mall haben wollte, da sie einen Infizierten unter ihnen fürchteten (womit sie ja sogar recht hatten), und zum anderen, da sie nicht wollten, dass die Läden geplündert werden. Sie fahren die fünf ja sogar an, weil sie in ein Sportgeschäft eingebrochen sind. Auch im folgenden funktioniert die etablierte Gesellschaft weiter wie bisher; der reiche Steve spielt Golf, seine Freundin Monica probiert teure Klamotten an, und die anderen geben sich bescheideneren Freizeit-Aktivitäten hin. Und zusammen frönt man dann den fröhlichen Prominenten-Schießen. Hingegen zu Romeros Film wird hier keine Kritik an der US-Gesellschaft geübt, nein, sie wird auf ein Podest gestellt, damit man sieht, wie fein hier alles läuft. Jeder weiß hier, wo sein Platz ist, hier gibt es keinen Neid und kein Aufbegehren. Kommen wir zu dem religiösen Subtext, der mir doch einige Kopfschmerzen bereitet. Drehbuchautor James Gunn – eigentlich unglaublich, dass das Script mit seiner viel zu großen Anzahl an teils gesichtslosen bis unsympathischen Protagonisten von ihm stammt, der später für Marvel in Guardians of the Galaxy Vol. I+II einen Sack voll gegensätzlicher Antihelden zu einem liebenswürdigen Team formte – ist auf eine Jesuiten-Schule gegangen, während Regisseur Zack Snyder als Christian Scientist erzogen wurde. Das sind an sich grundverschiedene Auslegungen der christlichen Lehre, und so mutmaße ich einfach mal, dass die im folgenden dargelegte religiöse Unterfütterung des Geschehens in seiner Ausrichtung eher auf Snyders Mist gewachsen ist; aber das ist im Endeffekt auch Jacke wie Hose. Es fängt damit an, dass an einer Stelle Ken Foree einen Gastauftritt als Prediger im TV hat, der darüber wettert, dass die Zombie-Apokalypse Gottes reinigender Zorn ist, der durch unseren Lebensstils mit vorehelichen Geschlechtsverkehr und gleichgeschlechtlicher Liebe geschürt wurde – später gibt es auch Tom Savini als Sheriff, der erklärt, dass man den Zombies in den Kopf schießt und Scott H. Reiniger als General zu sehen, auch ist in der Mall ein Geschäft nach Gaylen Ross benannt; David Emge hab ich nicht gefunden. Kann man jetzt als das übliche, drohende Gewäsch abtun, doch der Film führt das noch weiter subtil fort. Zum einen gibt es Andre und seine Freundin Luda, die ein (uneheliches) Kind erwarten, welches Andres Chance auf Erlösung von seinen Sünden sein soll. Das geht, wie wir wissen, furchtbar in die Hose. Mit Prediger Ken Foree im Hinterkopf wird damit aber aus einem geschmacklosen Gag eine noch geschmacklosere Aussage; bei einem unehelich gezeugten Kind kann da ja nur eine Totgeburt bei rumkommen. Dann gibt es ja noch Glen, den schwulen Atheisten. Er ist Organist in der Kirche, aus der sich die Gruppe im LKW geflüchtet hat. Sie alle sind dort hin, weil es hieß, dass es dort sicher sei. Aber kann eine Kirche sicher sein am Tage von Gottes zorniger Reinigung, wenn dort ein schwuler, ungläubiger Organist angestellt ist? Und ab diesem Zeitpunkt glaube ich gewiss nicht mehr an Zufall, hier trifft jemand eine Aussage über den Zustand der Welt in seiner Wahrnehmung. Und das finde ich, schlicht gesagt, zum Kotzen. Manch einer wird dagegen halten, sagen, dass ja aber der schwule Atheist gar nicht negativ beschrieben wird. Das hat damit aber nichts zu tun, da für den Gläubigen schon die Tatsache, dass er schwul und ungläubig ist, eine Todsünde darstellt. Selbst wenn er nur als „Quoten-Schwuler“ angedacht ist - man denke an den früheren „Quoten-Neger“; die Tatsache, dass es ihn gibt und dass er vielleicht gar nicht klischeehaft oder negativ dargestellt wird, hieß nicht, dass im entsprechenden Film keine rassistischen Aussagen zu finden waren. Oftmals wurde der „Quoten-Neger“ sogar benutzt, um das zu kaschieren. So heißt es auch nicht, dass ein Film mit einem „Quoten-Schwulen“ nicht homophob sein kann, im Gegenteil, es ist hier sogar eine besonders perfide Art, solche eine Botschaft unterschwellig mit einzubringen und gleichzeitig zu tarnen. Das am Ende wohl alle sterben (man sieht es nicht, aber es ist sehr wahrscheinlich), passt nur zu gut. Epilog: Wieso all der Hass? George Romero selbst, diplomatisch, wie er auf seine alten Tage war, sagte nach der Sichtung des Remakes, dass es in den ersten 10-20 Minuten furios wäre, aber dann irgendwie den Faden verliere. Ich könnte auch einfach sagen, das ist halt ein schlechter Zombiefilm, einer von unzähligen anderen. Doch ich selbst bin schon lange ein großer Fan des originalen Dawn of the Dead, und wenn ich hier sehe, wie vieles, das Romeros Film so großartig und zu dem Meilenstein gemacht hat, der er ist, ins Gegenteil verkehrt wird, es benutzt wird, um menschenverachtende Ideologien zu verbreiten, dann kocht es in mir. Wieso muss man diesen großen Namen nehmen und ihn derart durch den Dreck ziehen? Musste man jetzt unbedingt ein Remake produzieren, nur um des Marketings willen? Einige kleine Änderungen mehr, und es hätte bestimmt niemand mehr ein Plagiat beklagt, wenn man es als eigenständiges Werk unter anderen Namen veröffentlicht hätte. Es wäre sicherlich nicht so erfolgreich gewesen, und in der öffentlichen Wahrnehmung hätte es vermutlich auch ein anderes Bild abgegeben. Mit Glück ein passenderes, das diesen mäßigen Zombie-Action-Flick mit seinem dreckigen Herzen eher gerecht geworden wäre. Aber es ist wie es ist, der Film ist beliebt und erfreut sich unglaublich hoher Bewertungen auf den gängigen Internet-Plattformen. Eine ganze Generation junger Filmfans wird leider nur an diesen Film denken, wenn es um den Meilenstein des Zombiefilm-Genres namens Dawn of the Dead/Zombie geht. Aber diese Generation glaubt ja auch, dass Matrix hohe Science-Fiction ist. Damit muss ich wohl leben... Horny [1] daraus ist im Endeffekt leider nichts geworden und das DEAD ENDS – ZOMBIE SPECIAL wurde ohne meine Hasstirade veröffentlicht, aus Platzgründen
Horny
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