(USA 2017) Regie: Marc Meyers Drehbuch: Marc Meyers, John Backderf Vorlage (Graphic-Novel): John Backderf Darsteller: Ross Lynch, Alex Wolff, Anne Heche, Dallas Roberts
“I have to pick up road kill, but I'm trying to quit.”
Ähnlich wie unser deutsches Serienkilleridol Fritz Haarmann (siehe hierzu auch unser Review zu Uli Lommels Meisterwerk „Die Zärtlichkeit der Wölfe“) lebte auch Dahmer seine unterdrückten homosexuellen Neigungen am liebsten am toten Objekt aus und zerstückelte seine Liebenspartner nach dem Akt, anders als der „Fritze“ verkaufte er das Fleisch seiner Opfer allerdings nicht sondern hob sich nur ein paar Premium-Cuts zum (kulinarischen und sexuellen) Eigenbedarf auf. Dahmer wurde im Prozeß, nachdem er 17 Morde gestanden hatte, für voll zurechnungsfähig erklärt und zu insgesamt 15 lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Im Jahre 1994 bereits wurde er von einem Mithäftling zu Tode geprügelt.
Jeffrey Dahmer (Ross Lynch) entspricht halt nicht dem Klischee, dass man beim Begriff Serienkiller vor Augen hat. Seine Kindheit verlief eigentlich recht normal, wenn man mal davon absieht, dass seine Mutter nach der Geburt seines jüngeren Bruder mit starken Depressionen zu kämpfen hatte. Diese führten zu Medikamentenmissbrauch und später zu Trennung von ihrem Mann Lionel (Dallas Roberts). Die Streitigkeiten, die dieser Trennung vorangingen zogen sich nahezu über Jeffreys gesamte High School Zeit und sorgten dafür, dass er und seine Probleme in der Familie ziemlich hintenanstanden.
Speziell die Performance von Ross Lynch ist dabei atemberaubend. Mit bis über den Nabel hochgezogenen Hosen, einem unaufälligen Hemd und hängenden Schultern schlurft er durch den Film und scheint einfach nirgendwo wirklich hinein zu passen. Erst durch den Kontakt mit seinem „Fanclub“ scheint er kurz aufzublühen und zu „funktionieren“, eine echte Freundschaft zu irgendeinem anderen Schüler kann er aber tatsächlich trotzdem nicht aufbauen. Er bleibt – auch wenn er vordergründig im Mittelpunkt steht – immer das Mauerblümchen und in seiner, teilweise selbst erwählten, Unsichtbarkeit versteckt, was sicherlich auch mit ein Grund war, warum es so lange gedauert hat, bis man ihm endlich etwas nachweisen konnte obwohl massig Hinweise von entkommenen Opfern vorlagen.
Wie üblich nun noch die Warnung, dass „My friend Dahmer“ mit Sicherheit nicht jedem gefallen wird. Es handelt sich – wie gesagt – um ein reines Drama ohne thriller- oder gar horrormäßige Höhepunkte. Dahmer selbst ist hier noch kein Killer sondern eher eine bedauernswerte Kreatur, die nicht in der Lage ist sich in das sogenannt „normale“ Leben einzufügen. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht so, dass ihm keine Chancen geboten worden wären. So wird der Zuschauer zwischen Abscheu im Gedanken an seine späteren Untaten und Mitleid mit Jeffrey hin- und hergerissen, eine Erfahrung also, die nicht jedem als erstrebenswert erscheinen wird. Jedem, der Interesse am Phänomen des Serienkillers hat und auch mal etwas genauer hingucken möchte sei der Film aber ans Herz gelegt. DIA [1] Hier bei uns BBC und AFN (ein britischer Soldatensender)
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