Nachts, wenn die Leichen schreien / Nachts, wenn die Zombies schreien / Fluch der Dämonen / Hell Rain (USA / Mexico 1975)
Regie: Robert Fuest Special-FX: Federico Farfán, Thomas L. Fisher Darsteller: Ernest Borgnine, Eddie Albert, Ida Lupino, William Shatner, Tom Skerritt, Joan Prather, John Travolta
„Blasphemers, Blasphemers!“
Ernest Borgnine spielt den Chef eines Satanskultes, der bereits seit 400 Jahren Seelen sammelt und um diese zu „befreien“, also in die Hölle zu schicken, un dazu ein bestimmtes Buch benötigt, dass bereits ebensolange im Besitz einer abtrünningen Familie ist, zu der unter anderem Captain Kirk gehört. Shatner wird von Ernest gefangen genommen und die eigentlichen Hauptdarsteller dürfen auftreten. Dabei handelt es sich um die niedliche und schauspielerisch recht begabte Joan Prather und um den 70er-Jahre-Schnauzbartträger Nummer 3, Tom Skerrit, der hier wieder einmal beweist, dass er weder das Charisma eines Burt Reynolds (der leider am 6. September 2018 verstarb) noch die augenzwinkernde Selbstparodie eines Tom Selleck beherrscht. Nachdem Kirk einige Zeit gefoltert und letztendlich „umgedreht“ wurde kommt es zum Finale, in dem der titelgebende „Devils Rain“ freigesetzt wird und die Satansjünger - in einer Sequenz zum dahinschmelzen - dahinschmelzen dürfen. Auf „Nachts, wenn die Leichen schreien“ war ich damals sehr gespannt, denn er lief im Zuge der großen Horrorwelle Ende der siebziger hier im Kino und warb kräftig mit den diversen zugkräftigen Darstellern, allen voran natürlich Teenie-Idol John Travolta. Ich erinnere mich noch an Schlagzeilen der der Marke „Travolta in einem Horrorfilm, muss das sein?“, die die große Horrorfilm-Verdammung, die später folgen sollte, bereits vorwegnahmen. „Nachts, wenn die Zombies schreien“, wie er dann letztendlich hiess, als ich ihn zu Gesicht bekam, wurde aber bereits im Jahr 1975, also weit vor Travoltas Durchbruch mit „Saturday Night fever“ gedreht und der schlacksige Junge spielt hier nur einen von Ernest Borgnines „Jüngern“, der zwar öfter mal ins Bild huscht, aber tatsächlich nur mit obigem Dialog bewaffnet gegen zwei Oberchargierer vom Dienst, die in Gestalt des klassisch trainierten Borgnine und in einem in nachtrekkiger Depression steckenden Shatner daherkommen, wenig ausrichten kann. William Shatner hingegen hatte zwar eine etwas größere Rolle, zog aber in der Zeit zwischen Star Trek (Serie und Filme) auch nicht wirklich Publikum ins Kino, obwohl er seine gut trainierte Heldenbrust nackt und schweißüberströmt ins Bild halten darf. Zusätzlich bverschwindet er auch für fast 45 Minuten komplett aus dem Film und stolpert danach nur noch zombiehaft durch die Gegend. Prather und Skerrit bringen als Heldenpärchen auch nur das nötigste und dienen eigentlich nur, die Zeit bis zum Finale zu überbrücken und auch die restlichen Gastars, die mehr (Aldo Ray) oder weniger (Ida Lupino) großen Rollen durchs Bild huschen, reißen den Film nicht wirklich aus der Masse raus. So liegt das schauspielerische eigentlich komplett auf dem Rücken von Ernest Borgnine, der auch hier wieder alles gibt. Sicherlich könnte man seine Herangehensweise an diese – und die meisten anderen seiner Rollen in den späten 70er und frühen 80ern – Figur als „overacting“ bezeichnen,aber das ist halt auch der Borgnine, den wir alle lieben. Sein Satanspriester ist ein echter Teufelsbraten mit rollenden und weit aufgerissenen Augen und darf zwischenzeitlich im Dämonenmakeup auftreten und am Ende zerschmelzen. Eine echte Traumrolle die den ganzen Film tatsächlich zusammenhält und den Zuschauer recht sauber über die eher mühsam erzählte Mitte herüberträgt, in der die Backstory aller Hauptfiguren aufgebaut wird. Zwar ist die Regie von Altmeister Robert (Dr. Phibes) Fuest wirklich gut und ab und an kommt auch sein eher englischer Humor durch, aber das Drehbuch ist halt recht holprig und erzählt seine eigentlich simple Geschichte übermässig kompliziert und braucht einfach viel zu lange um die Handungsstränge zum Finale zusammenzuführen. Das Highlight, und somit tatsächlich der wirklich einzige Grund, warum der Film in Eure Sammlung gehören sollte, ist aber gerade dieses Finale, das der Originaltitel ja etwas besser spoilert als der deutsche. Zwar gibt es vorher im Film schonmal einige Leute mit leeren Augenhöhlen zu sehen und Ernest wachsen Hörner, aber wenn der teuflische Regen die Satansjünger zerlegt wird es – zumindest im Kino – schön eklig und aus genau diesen Szenen bestehen die letzten 10 Minuten des Filmes. Leider aber sind sowohl die Video- als auch die DVD-Versionen des Filmes von einer unterirdischen Qualität, so dass man die meisten der (im Kino deutlich sichtbaren) tollen Effekte nur in einer Art nebliger Dunkelheit erahnen kann. Aber dieses Problem mit der „kämpfende Farbige bei Nacht im Tunnel“-Qualität kennt man ja von einigen Filmen aus den siebzigern. In den USA ist mittlerweile eine gut aussehende BluRay-Version des Filmes erhältlich und nach der heutigen Sichtung habe ich beschlossen, da mal ein Auge drauf zu halten. Aber vielleicht kümmert sich da ja mal eines unserer Kleinlabels drum. Unter diesem Artikel habe ich die – derzeit recht günstige – Laser-Paradise Version verlinkt, die als schönen Bonus noch die DVD von „Mind Meld“, einem Gespräch zwischen William Shatner und Leonard Nimoy aus dem Jahr 2001, enthält. Beide Filme sind allerdings – wie bereits erwähnt – von eher unansehnlicher Qualität. Ich hatte mir die Scheibe nur zugelegt, weil ich mir nicht mehr sicher war, ob es sich lohnt mehr Geld für den Film zu investieren. Die Antwort? Solltet ihr günstig eine europäische BluRay finden, lasst es mich wissen.
dia
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