Rats – mörderische Brut / Killer Rats / Ratazanas (USA 2003)
Regie: Tibor Takács Buch: Jace Anderson, Boaz Davidson, Adam Gierasch Darsteller: Sara Downing, Amy Parks, Sean Cullen, Ron Perlman
„My name is Jennifer Lawrence, I´m undercover…”
Neee, keine Angst, wir haben es hier nicht mit einem vergessenen Film von La Lawrence zu tun, der irgendwie an allen Kritikern vorbeigerauscht ist. Nicht eine der Leistungen der hier tätigen Schauspielerdarsteller kommt auch nur an Lawrence schwächsten filmischen oder werbewirksamen Stolperer heran. Wenn schon Ron Perlmans „Ich brauch mal wieder Kohle für nen Urlaub“-Performance das beste am Film ist, dann braucht man in dieser Hinsicht nicht sonderlich viel zu erwarten. Naja, einen Film namens „Rats“ guckt man sich ja auch nicht wegen oscarreifer Schauspielleistungen an. Lasst uns also vorne beginnen. Die heldenhafte „Enquirer“ Reporterin Jennifer, mit dem heute lustigen Nachnamen, lässt sich undercover als selbstmordgefährdete Trinkerin in eine private Entzugsklinik einweisen, da sie vermutet, dass dort böse Dinge vor sich gehen. Als Samantha getarnt beginnt sie dann auch Patienten und Angestellte auszufragen. Sie freundet sich mit dem Schauspieler Johnny Falls (welch ein Name!) an, der sich vorsichtshalber selbst eingewiesen hat und kommt somit zumindest einer Art Story näher, während wir immer noch knobeln, was das alles eigentlich soll. Wird sie dem Geheimnis auf die Spur kommen, die Hinweise zusammenreimen und die Story des Jahrhunderts schreiben? Verdammt, wen interessiert das eigentlich in einem Film namens „Rats“? Also die Ratten - die sind im dritten oder vierten Handunsgstrang versteckt. Es handelt sich um Überbleibsel von Genexperimenten, die der böse Doktor Winslow (Ron Ron Ron...kopfschüttel...) früher einmal im Keller des Instituts durchgeführt hat. Warum und wie genau bleibt hierbei offen, auf alle Fälle sind die Viecher jetzt intelligent und können mit dem Hausmeister reden, der auch schön die ihm aufgetragenen Aufgaben erledigt und hinter ihnen sauber macht. Denn die mutierten Ratten, die von einer noch viel mutierteren mutierten Riesenratte angeführt werden, bringen nach und nach die Patienten der Klinik um. Wie gesagt – fragt einfach nicht nach dem Sinn. Selbst der Film verlässt sich in der Beziehung nur auf Andeutungen und Technobabble. Aber, man ist ja wegen der Ratten-Äktschn hier und nicht wegen des Drehbuchs, an dem – unverkennbar – drei Leute rumgefrickelt haben. Rattenangriffe gibt es auch lang und häufig, echte Ratten hingegen nur in wenigen Einstellungen. Die meisten Nager stammen nämlich direkt von der Festplatte, sehen halt genau so Sch**sse aus, wie man sich das in einem B-Film kurz nach der Jahrtausendwende vorstellt und dürften selbst Asylum-Liebhaber noch zusammenzucken lassen. Das ist um so schlimmer, weil tatsächlich irgendwo im Film versteckt einige recht gute handgemachte Make-Up-Effekte von verstümmelten Körpern zu sehen wären, wenn da nicht immer diese gezeichneten Ratten drüberlaufen würden. Besonders ärgerlich in dieser Hinsicht ist, dass sich auf der DVD tatsächlich ein Making Of befindet, in dem man beim Dreh einer Attacke der Riesenratte (ein Animatronic) dabei sein kann, die im Film mit einem CGI-Nager überdeckt wurde. Was bringt nun also einen „Filmgeniesser“ wie mich dazu sich mit solch einem Werk länger als bis zur ersten Rattenattacke zu beschäftigen? Wie bereits dargelegt waren es weder Schauspieler noch die Geschichte noch die Effekte, die dafür sorgten, dass ich mir die DVD bei einer Versteigerung für (ich glaube) 3€ zulegen musste. Es war tatsächlich Regisseur Tibor Takács, dessen Name mich hellhörig machte. Im Laufe der 70er und 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts sind (dank vieler Kinobesuche, einer ausgewogenen TV-Diät, Super 8 und später Video) einige Regisseure auf meiner Beobachtungsliste gelandet, die mit ihren Erstlingen (oder zumindest mit den Filmen, die ich zuerst von ihnen sah) bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben. Regisseure wie George A. Romero oder Martin Scorsese, die eigentlich in all ihren Werken zumindest interessante Ansätze hatten und bei denen mich auch schwächere Werke wie „Stark“ oder „The Age of Innocence“ zumindest nicht gelangweilt haben. Oder David Lynch und Alejandro Jodorowsky, deren einzigartige verstörende Bildwelten mich immer wieder faszinieren. William Friedkin, Ken Russel, Alan Parker, Stanley Kubrik, Frankenheimer, Donner...die Liste der großen Namen ist lang – und die der kleineren nicht weniger. Ab und an setzt man aber aufs falsche Pferd. Tobe Hooper (Friede seiner Asche) oder Dario Argento haben in ihren letzten Karrierejahren nicht viel wirklich großartiges geschaffen, obwohl sie über weite Hand künstlerische und finanzielle Freiheiten hatte. Und dann gibt es Leute wie Fred Dekker oder eben Tibor Tackács die ach ihren ersten beiden Überraschungserfolgen plötzlich die Augen nicht nur der eingeschworenen Fans, sondern auch der größeren Geldgeber auf sich hatten. Um kreative Einschränkungen zu umgehen lehnten sie große Projekte ab - um ihre Häuser und Familien weiter halten zu können, nahmen sie kleine Projekte an – und stiessen dort ebenfalls an ihre kreativen Grenzen. Das erste Mal sah ich den Namen Tibor Tackács im Jahr im Jahr 1987 auf der Leinwand. „The Gate“ war ein – überwiegend – jugendgerechter Grusler, schick gefilmt, gut gespielt und mit Effekten versehen, wie man sie noch nie zuvor in dieser Kombination gesehen hatte. Jeder, der den Film gesehen hat erinnert sich anm die Sequenz, in der ein Bösewicht zu Bioden geht und sich im fallen in mehrere kleine Gnome auflöst, die dann in einer Abstellkammer verschwinden. Der Visual-Effect-Designer Randall William Cook hatte hier geschickt Modellarbeit, Animatronics, Stop-(Clay-)Motion und falsche Perspektiven in nur einer einzigen Szene so gut zusammen gemixt, dass sie auch heute noch höchst beeindruckend ist. Zwei Jahre später liess Tackács den düsteren Horrorthriller „I, Madman / Hardcover“ (1989) folgen, in dem Cook dieses Mal nicht nur die gesamte – wieder großartige – Effektarbeit sondern auch direkt die Rolle des Bösewichtes übernahm. Zwei Jahre bevor Stephen Kings Roman „Stark“ erschien gedreht (offizielles Datum November 1987), nahm er die Grundzüge der Story vorweg und erzählte von einer Autorin, die von einer Gestalt aus ihren Horroromanen verfolgt wird. Ein starker kleiner Horrorfilm, der sich über weite Strecken angenehm vom damals üblichen Freddy-Zeugs abhob, da er zumindest weitgehend ernsthaft blieb und sich der Killer als ziemlicher Sadist entpuppte. Auch visuell war der Film, den wir damals als Europapremiere auf dem Festival in Brüssel erleben durften, interessant – jeder sagte Tackács danach eine große Karriere und dem Film einen Bombenerfolg vorraus. Aber Pustekuchen, nachdem der Name zuerst einmal einige Zeit mit allen möglichen Projekten (inklusive einer Freddy-Fortsetzung natürlich) im Gespräch war und sich „I, Madman“ tatsächlich als Flop entpuppte[1], verschwand er komplett von der Bildfläche. Ab und an sah man ihn noch im Vorspann einer TV-Serie oder eines furchtbaren Filmes ohne eigene Stärken, eine wirkliche Chance hatte er nie wieder. In der gleichen Zeit entwickelte sich Randall William Cook übrigens zu einem der gefragtesten Animatoren in Hollywood, der für seine Arbeit bei der „Lord of the rings“-Trilogie gleich drei Oscars abstauben konnte. Aber das ist eine andere Geschichte und sie soll ein anderes Mal erzählt werden. Ich wollte ja eigentlich auch nur erklären, dass ich dem guten alten Tibor trotz all der seelischen Grausamkeiten, die er mir mit Filmen wie „Nostradamus“ oder „Mansquito“ angetan hat, immer wieder eine Chance gebe. Und in „Rats“ finden sich tatsächlich zwei oder drei Szenen, in denen sein Talent noch durchschimmert. Ob es sich lohnt dafür die – mittlerweile schweineteuere – DVD anzuschaffen? Hmmh, fragt mich doch lieber nochmal nach dem Sinn des Plots... Dia [1] und bis heute nicht wirklich gewürdigt wird
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