Teil 5 Episode VI Nach dem überwältigenden und alle finanziellen Rekorde brechenden US-Start von „Return of the Jedi“ im Mai 1983, sollte es – wie damals bekanntlich üblich – wieder mehr als ein halbes Jahr dauern, bis der Film auch deutsche Leinwände erreichte. Speziell für Altfans wie die „German Jedi“ und die Mitglieder des anderen inoffiziellen Clubs aus Berlin, mit dem eher sperrigen Namen „Star Wars Fan association“, war das natürlich unendlich grausam. Zusätzlich drohte Lucasfilm uns deutschen Fans auch noch damit, dass man inoffiziellen Clubs keinerlei Infos mehr zukommen lassen wollte, was einem Todesstoß gleichgekommen wäre. Die Clubleitungen aus Berlin und dem Ruhrgebiet setzten sich also zusammen und man beschloss im Geheimen eine Fusion, die einerseits für eine Anerkennung durch den großen Bruder aus den USA als „größter deutscher SW-Fanclub“ sorgen und andererseits unsere Feten noch spektakulärer werden lassen sollte. Zur Feier (und offiziellen Bekanntgabe) dieser Entscheidung und zum Zeichen dafür, was eine starke Fangemeinde auf die Beine stellen konnte, wurde im Herbst des Jahres 1983 die erste Star Wars Convention auf deutschem Boden veranstaltet. Die sogenannte „Jedi-Con 1983“ fand am Wochenende 22./23. Oktober im Savoy-Hotel in Frankfurt statt. Obwohl es gleichartige Veranstaltungen bereits seit Jahrzehnten in den USA und England (natürlich zumeist zum Thema Star Trek) gab und hier in Deutschland Fantreffen von Science Fiction Fans auch recht üblich (allerdings eher steif) waren, versprach die „Jedi-Con“ doch etwas Außergewöhnliches zu werden. Nicht nur, dass es tolle Veranstaltungspunkte, wie einen Kostümwettbewerb und eine Versteigerung geben sollte, man hatte mit Jeremy Bulloch (Boba Fett) auch noch einen Star als Gast aufgetrieben und zusammen mit der deutschen „20th Century Fox“ eine spezielle Vorpremiere von „Return of the Jedi“ (immerhin 7 Wochen vor dem Kinostart) organisiert. Nach etlichen unfreiwilligen Besichtigungstouren der Frankfurter Haupt- und Nebenstraßen und nur dank meines zweiköpfigen menschlichen Navis, erreichten wir den Ort des Geschehens dann schließlich um kurz nach 9 Uhr, was natürlich gerade noch rechtzeitig war, sollte die Filmvorführung doch um 10.30 beginnen. So blieb uns gerade noch genug Zeit, die Koffer aufs Zimmer zu packen, einen kurzen Blick auf die Con-Räume im Keller des Hotels zu werfen und den vielen bekannten Gesichtern ein schnelles Hallo zuzurufen, ehe es dann durch die Frankfurter Fußgängerzone zum Kino „Royal“ ging, in dem uns 200 exklusiven Gästen dann der Abschluss der mittleren Trilogie erstmals zu Gesicht gebracht wurde. Dieser kurze Weg zum Kino wird sicherlich noch heute einigen der ehrenhaften Frankfurter Bürger im Gedächtnis geblieben sein. Eine große Horde Han Solos, Lukes und Leias, aber auch bereits einige Stormtrooper in voller Rüstung und ein sie begleitender Darth Vader – diese Gruppe dürfte ein ziemlicher Kulturschock für unvorbereitete Passanten gewesen sein. Man darf schließlich nicht vergessen, das Star Wars – oder besser Krieg der Sterne – zwar bereits im Massenbewusstsein angekommen war; der Gedanke aber, sich außerhalb der dafür vorgesehenen Karnevalszeit mit einem Kostüm zu bekleiden und auf die Straße zu gehen, für die meisten Menschen sehr fremdartig war. Das Programm der Convention war, gemessen an heutigen Maßstäben, natürlich eher dürftig – es gab einen Ausstellungsraum, eine Partyzone und eine Raum für Vorträge und Filmvorführungen – aber auch das war uns damals ziemlich gleich. Die „Jedi-Con“ gab uns das Gefühl endlich als Gemeinschaft zu funktionieren, 48 Stunden unter Gleichgesinnten, das gab es vorher für Fans nur in kleinem und privatem Rahmen. Man knüpfte Kontakte, fachsimpelte über dies und das und als der offizielle Abend sich dem Ende zuneigte, begann die eigentliche Party, die dafür sorgte, dass das Savoy in Frankfurt sicherlich keine Con mehr in seinen Räumen stattfinden lässt. Sämtliche von uns belegten Zimmer wurden zur Partyzone, man wechselte von einem zum anderen und wenn man sich dabei auf dem Gang begegnete gab es immer ein großes Hallo. Zusätzlich entdeckte irgendwer am späten Abend den Zugang zum – eigentlich um diese Zeit geschlossenen – Schwimmbad auf der oberen Etage, so dass sich auch dort einige Fans vergnügten. Das wiederum führte zu einigen interessanten Begegnungen mit den „normalen“ Gästen im Aufzug, der durch die ständige Nutzung unsererseits ebenso zur Partyzone umgestaltet worden war. Kurzum, die Nacht wurde zum Tag gemacht und die Macht war stark in uns. Diese Nacht der „Jedi-Con ´83“ war einer dieser Momente, an den sich nur noch die komplett erinnern können, die zwar anwesend, aber nicht wirklich dabei waren. Dementsprechend war es auch am Sonntag während der noch geplanten Veranstaltungen (u.A. ein Q&A mit Jeremy Bulloch und eine große Versteigerung) eher ruhig, aber trotzdem sehr stimmungsvoll. Man kam langsam zur Ruhe, tauschte noch Adressen und Telefonnummern aus und bereitet sich langsam auf die Heimfahrt vor, bei der unser Auto dann, aufgrund des ersteigerten Merchandise und dem Zugang von Maike aus Münster, der wir so ein erhebliches Stück Bahnfahrt ersparten, doch etwas sehr voll werden sollte. In den folgenden Wochen bis zum Kinostart von „ROTJ“ setzte dann allerdings schon langsam der Kater ein. Uns wurde mehr und mehr bewusst, dass es sich bei dem Film verglichen mit „Empire“ doch um einen großen Rückschritt handelte und hinter vorgehaltener Hand war man eigentlich schon einigermaßen froh, dass George Lucas mittlerweile bekannt gegeben hatte, dass es keine weiteren Fortsetzungen der Saga mehr geben sollte. Sicher, man war immer noch Fan und feierte auch um die Deutschlandpremiere herum noch weiter, traf sich zum gemeinsamen Kinobesuch oder einfach zum Wochenende, doch irgendwie war so langsam die Luft raus. Der „Corellian Chronicle“ fusionierte ebenso wie der Club mit der „SWFA“ und die letzten drei Ausgaben waren bereits unter gemeinsamer Leitung erstellt worden. Nach der Ausgabe 11 (Juni/Juli 1983) und der Con, kam dann leider auch nichts mehr gedrucktes vom Club – die Uhr hatte sich weiter gedreht, was nun nach „Jedi“ als neue Fans dazu kam, rutschte automatisch in den offiziellen Star Wars-Fanclub , die Zeit unseres kleinen aber feinen Vereins neigte sich dem Ende zu. Sicher, in den nächsten Jahren waren die Kontakte immer noch recht eng, einige Clubmitglieder waren sogar noch auf meiner Hochzeit Mitte 1985, aber dadurch, das es keine „neue Hoffnung“ mehr auf weitere Filme gab, verlagerten sich unsere Interessengebiete. Ich persönlich rutschte noch weiter in den Horror-Sektor ab und gründete 1986 Deutschlands erstes Horror-Fanzine (yup, was draus geworden ist seht ihr genau hier) und einige Jahre später eine Familie. Die anderen Fans bekamen es ebenfalls mit dem „normalen“ Leben zu tun, man lebte sich auseinander. Anfänglich noch jedes Wochenende stattfindende Kontakte schliefen ein, wurden zu wöchentlichen Telefongesprächen oder Brieffreundschaften. Aber auch das ließ nach. Sicher, ich liebte Star Wars noch immer und bis heute schaue ich die heilige Trilogie mindestens einmal jährlich, aber die Saga war nicht mehr der Mittelpunkt meines Lebens. Es sollte fast 15 Jahre dauern, bis mich das Fieber wieder so richtig packte…
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