frost01Lost Movie
Mr. Frost (1990)
Der teuflische Mister Frost

Regie: Philippe Setbon

Darsteller: Jeff Goldblum, Alan Bates,
Kathy Baker, Jean-Pierre Cassel, Vincent Schiavelli

 

 

Von Zeit zu Zeit gibt es Filme, die nach der Erstsichtung zwar aus dem nahen Blickfeld verschwinden, aber doch immer durch einige Szenen, Dialoge oder Storyideen im Hinterkopf bleiben. „Mr. Frost“, eine französisch/englische Koproduktion ist eines dieser Werke.

Erstmals hatte ich ihn zufällig im Jahr 1992 auf PREMIERE (das war der Vorläufer von SKY, also analoges Pay –TV) gesehen und war höchst beeindruckt. Immer wieder habe ich im Laufe der Jahre versucht, den Film nochmals zu Gesicht zu bekommen, aber die seltenen Ausstrahlungen im TV verpasste ich, als wäre es vom Teufel so geplant und die einzige Videocassette die ich jemals von dem Film in die Finger bekam stammte aus England und bot mir den Streifen in einer unterirdischen Qualität und in knackigstem 4:3, so dass ich auf eine Speicherung verzichtete. Ein ziemlich dummer Fehler, wie sich im Laufe der Jahrzehnte herausstellen sollte.

Aber worum geht es denn nun in diesem unverständlicherweise seltenen Werk?

frost02Mister Frost (Jeff Goldblum), der weder einen Vornamen noch eine nachweisbare Vergangenheit hat, ist ein Serienkiller, in dessen Villa man vor zwei Jahren 24 bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leichen (darunter viele Kinder) gefunden hat.  Seitdem wurde er von Psychologen in aller Herren Länder untersucht und hat nicht ein einziges Wort gesprochen. Dementsprechend wird er zu Beginn des Filmes in eine weitere Klinik (diesmal in einem schönen Landhaus, das dem aus „Schloss der blauen Vögel“/“Der Triebtäter“ sehr ähnlich sieht) eingewiesen. Überraschenderweise beginnt der plötzlich zu reden – allerdings nur mit der jungen Ärztin Sarah (Kathy Baker). Recht schnell stellt sich heraus, dass sich Frost für die Personifizierung des biblischen Teufels hält, was logischerweise niemand so recht ernst nimmt („Das ist schön, es wird sie freuen, dass Gott auch hier ist!“) – bis sich dann seltsame Dinge zu ereignen beginnen. Einer der Insassen bricht aus und beginnt wahllos Priester und Rabbis zu erschiessen, Sarahs Chef unternimmt einen Selbstmordversuch und der Ex-polizist (Jean-Pierre Cassel), der Frost damals festsetzte wird von seltsamen Halluzinationen verfolgt.

Mehr zu verraten würde den Spaß gewaltig verderben, denn wir haben es hier nicht mit einem weiteren dummen Slasher oder gar einem Omen-Rip-Off zu tun. „Mr. Frost“ erweist sich als eine subtile Mischung aus Psycho-Thriller und Horrorfilm, bietet aber auch einige interessante philosophische Ansätze, was nicht zuletzt mit dafür verantwortlich war, dass ich den Film einfach über die Jahre nicht vergessen konnte.

frost03Obwohl das gesamte Ensemble wirklich sein Bestes gibt – speziell Kathy Baker ist großartig wie nie zuvor und niemals danach wieder – ist es die Performance von Jeff Goldblum, die hängen bleibt und vor allem in Hinsicht auf seine spätere Karriere erstaunlich ist. Sowohl körperlich als auch mimisch eher zurückhaltend kommt seine Figur trotzdem zum Zuschauer rüber wie das absolute Böse und sorgt das ein oder andere Mal nur mittels eines hochgezogenen Mundwinkels für eine echte Gänsehaut. Man darf sich gar nicht vorstellen, welche großartigen Rollen er bekommen hätte, wäre „Mr. Frost“ nicht sofort nach Erscheinen wieder in Vergessenheit geraten.

Aber hätte und wäre hat im Business leider keinen Wert, es sind die Box-Office Dollars und die Awards, die zählen und in beiderlei Hinsicht hat „Mr. Frost“ leider keinerlei Wellen geschlagen.

Es ist an der Zeit, dass sich ein Verleih mal diesem Kleinod annimmt (Hallo Koch-Media, hallo Anolis, hallo Turbine) und ihn der Welt wieder zu Gesicht bringt, denn es geschieht wirklich sehr selten, dass mir abgebrühtem Filmfan eine Gänsehaut den Rücken runterläuft die noch lange nach Filmgenuss bestehen bleibt.

Dia

 

P.a.: Zur Sichtung lag mir eine wirklich hundsmiserable Kopie der englischen VHS aus dem Jahr 1990 vor, so richtig schön mit Farbflackern, unerkennbaren Dunkelszenen, unscharfen Bildern und einem komplett verrauschten Ton. Das diese Fassung trotzdem noch funktioniert und mich 105 Minuten vor dem Bildschirm gefangen hat, sollte als Rating von meiner Seite reichen.  

 

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