dt. Der 27. Tag (USA 1957)
Regie: William Asher Vorlage/Buch: John Mantley Darsteller: Gene Barry, Valerie French, George Voskovec, Stefan Schnabel, Azemat Janti
„Primitive amerikanischen Filmutopie, Handbuch der katholischen Filmkritik, Band 2
So, oder so ähnlich wurde der hier vorliegenden Film tatsächlich damals (zumindest hierzulande) von der Kritik aufgenommen und auch wenn er (selten) mal in einem Filmlexikon neuerer Zeiten erwähnt wurde, klangen immer wieder Propagandavorwürfe durch.
Ähnlich wie beim hier bereits besprochenen „The beast with a million eyes“ handelt es sich auch bei „The 27th Day“ um einen Film mit einem reißerischen Plakat und einer dahinter versteckten interessanten Science Fiction Geschichte ohne große Actionelemente, die widerum nichts mit dem Plakat und der dadurch erzeugten Erwartung zu tun hat. Etikettenschwindel, den man den damaligen B-Movies (die ja zumeist als erster Film des Double Features liefen) nicht wirklich übel nahm.
Fünf komplett unterschiedliche und einander unbekannte Menschen aus verschiedenen Ländern und Lebenssituationen haben eine unheimliche Begegnung mit einem Schatten, der sie bittet ihm zu folgen. Unsere unfreiwilligen Helden fallen in Ohnmacht und erwachen im Inneren einer fliegenden Untertasse[1]. Sie werden begrüßt von einem humanoiden Alien namens Alien[2], dem der Sinn glücklicherweise nicht nach Analprobing steht. Sie bekommen jeweils eine Plastikdose überreicht, die sich nur durch ihre eigene Gedanken öffnet lässt und es danach ermöglicht mittels drei inliegenden Kapseln jeweils einen großen Teil der Menschheit zu vernichten. Die Netronenbombe vorwegnehmend wirkt sich die Waffe tatsächlich nur auf menschliche Lebewesen aus.
Diese – doch recht fiese – Grundidee sorgt nun, nachdem unsere Protagonisten wieder genau zum Zeitpunkt und Ort ihrer Entführung auf die Erde zurück kehren, für einige Verwicklungen, da jeder mit der Situation anders umgeht. So entschließt sich die Engländerin Eve (Valerie French) ihre Waffe ins Meer zu werfen, der Russe Ivan (Azemat Janti) verschweigt den Erhalt derselben komplett, der deutsche Professor (gespielt vom Jugoslawen George Voskovec, der in den 60er Jahren hierzulande vor allem beim Fernsehen tätig war) gibt sich dem Forschungsdrang hin und die Chinesin trifft eine folgenarme aber durchaus sinnvolle Entscheidung.
Aus dieser Grundsituation erwachsen nun die zu erwartenden Probleme. Das FBI packt Jonathan auf die „Most wanted list“ und er begibt sich, mit der mittlerweile auch in den USA eingtroffenen Engländerin auf die Flucht, während in Russland der Staatsaparatus zuschlägt und damit beginnt den armen Ivan zu foltern. Hier kommen wir dann auch zu den immer wieder beanstandeten Propagandaeinflüssen. „The 27th Day“ entstand zu einer Zeit, in der sich der „kalte Krieg“ gerade richtig hochschaukelte und so werden die Amerikaner nahezu als Friedensfürsten dargestellt, während die grimmig guckenden Uniformträger des Politbüros nichts anderes im Kopf haben als jegliche Amerikaner ins Nirwana zu befördern.
Die endgültige Auflösung des Dilemmas erscheint dann leider etwas naiv und wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet, entspricht aber tatsächlich der Romanvorlage, die ich vor ungefähr 30 Jahren gelesen habe und von der ich gerade dieses eher dürftige Ende noch im Kopf hatte. Interessanterweise ist diese Lösung aber, wenn man darüber nachdenkt schon fast als „sozialistisch“ zu bezeichnen, was speziel bei einem Film, dem das Propagandamakel anhaftet, etwas seltsam erscheint.
„The 27th Day“ ist somit tatsächlich eine gelungene Ausgrabung eines Filmes, der – hätte er nicht diese fragwürdigen Untertöne gehabt – eventuell das Zeug zum Klassiker gehabt hätte.
Anolis präsentiert den Film in der „Rache des Galerie des Grauens“ wie gewohnt als BluRay/DVD Kombo im einheitlichen Design der Serie. Die Bild- und Tonqualität ist wie üblich exzellent, einige Kratzer und Unreinheiten wurden im Film gelassen, um eine Überfilterung zu vermeiden und die Schärfe des SW-Bildes nicht zu verunstalten. Die deutsche Kinosynchronisation leidet unter den üblichen 50er Jahre Problemen und klingt dementsprechend im direkten Vergleich zur Originalfassung (bei der natürlich viel Wert auf die unterschiedliche Sprachfärbung der Protagonisten gelegt wurde) eher flach und künstlich. Da bietet es sich an, bei schlechteren Englischkenntissen die Originalfassung mit den recht gelungenen Untertiteln zu sichten. Das 12-seitige Beiheft enthält einen interessanten Text von Ingo Strecker sowie einige wirklich witzige Poster und Werbematerialien, die deutlich zeigen, dass weltweit versucht wurde, den Film als ein Action und Spezialeffekt-Spektakel zu verkaufen. Da es sich bei „The 27th Day“ eher um einen vergessenen Klassiker handelt sind die Extras diesmal etwas weniger generös ausgefallen, als bei der Serie üblich. So finden sich hier neben verschiedenen Titelsequenzen sowie der deutschen Kinofassung, nur eine – allerdings umfassende – Sammlung diverser Werbematerialien und die zu erwartenden Filmprogramme und Trailer.
„The 27th day“ ist ein weiterer toller Zugang in der „Rache des Galerie des Grauens“ und zeigt wieder einmal mehr, dass es noch viele Schätze gibt, die sich zu bergen lohnen. Dia
[1] Stockfootage aus „Earth vs. The flying saucers“ [2] Übrigens höchstwahrscheinlich das erste Mal, dass dieses Wort im Science Fiction Film auftaucht.
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