beastheaderThe Beast with a Million eyes (1955)

Ausgeburt der Hölle

Regie: David Kramarsky

Darsteller: Paul Birch, Lorna Thayer, Dona Cole,
Leonard Tarver, Chester Conklin

 

Um es direkt von vorne herein klar zu stellen – in diesem Film gibt’s es nicht wirklich ein Biest und von mehr als drei Augen ist gleichzeitig auch nichts zu sehen. Auch die deutsche Betitelung trifft den Inhalt des Filmes eher weniger, religiöse Zwischentöne sind mir zumindest nicht aufgefallen und auch das Poster weist irgendwie eher in die falsche Richtung.

Worum geht es also wirklich in diesem Film, über dessen Titel und Poster man tausend (oder sollte ich besser sagen eine Millionen) Mal gestolpert ist, den aber hierzulande kaum jemand gesehen hat?

beast04Zu Beginn lernen wir unseren Erzähler/ Protagonisten Allan Kelley (gespielt vom vierschrötigen Western-Darsteller Paul Birch) kennen, der davon berichtet, dass es auf seiner Dattelfarm am Rande der Wüste von Nevada, momentan nicht ganz so gut läuft. Zusätzlich plagen ihn noch familiäre Probleme, seine Frau Carol (großartig Lorna Thayer) kann man durchaus als Zicke bezeichnen, worunter speziell die sich im Endteenageralter befindliche Tochter Sarah (Dona Cole) leidet.

Zusätzlich zählt zur Farmbesatzung auch noch ein geistig etwas minderbemitteltes und stummes Faktotum namens „Him“ (Leonard Tarver), der hier sozusagen als „Mädchen für alles“ eingestellt ist und den ein düsteres Geheimnis mit Allan verbindet.

beast01In diese Welt bricht nun das Grauen mittels eines Außerirdischen ein, dessen Raumschiff in der Nähe gelandet ist und der nun mittels Hypnose zuerst kleinere, dann auch größere Tiere und schließlich auch von einigen Menschen Besitz ergreift. Doch die Angriffe von Vögeln, Hunden und später sogar einer Kuh schweißen den Familienverbund der Kelleys scheinbar nur noch enger zusammen und der Film bewegt sich dadurch in eine eher unvorhergesehene Richtung.

Trotz des Inhalts sollte man jetzt aber keine Actiongranate erwarten, denn bei „Beast with a Million Eyes“ handelt es sich um einen Teil eines frühen 3-Filme-Deals von Roger Corman, dessen Regie selbiger aus Kostengründen an einen seiner Assistenten abgeben musste. So strotzt dieses kleine, in nicht einmal einer Woche gedrehte, B-Picture zwar vor guten Ideen und teilweise fast schon philosophisch anmutenden Dialogen, ist aber im Bereich Spezialeffekte und Bildsprache eher dürftig ausgestattet. So dürftig übrigens, dass die Produzenten nach der Sichtung des Rohschnittes nichts mit dem Film anzufangen wussten.

beast05Also wurden schnell noch ein Anfangsmonolog, der sich auf den Titel des Filmes bezieht und eine Szene mit einem Monster (die erste professionelle Arbeit von Paul Blaisdell, der später noch einige AIP und Corman-Monster gestalten sollte) eingefügt, um so im Finale, das im Übrigen nur aus einer Diskussion zwischen Allan und dem Außerirdischen besteht, zumindest optisch etwas im Film zu haben, dass an das bereits fertige Plakat erinnerte.

Auch die Tierangriffe im Film sind als eher dürftig zu bezeichnen – seien es nun die attackierenden Amseln (deutlich Modelle), der angreifende Hund (deutlich schwanzwedelnd und/oder desinteressiert) oder der gnadenlose Angriff einer wild gewordenen Milchkuh (Ach kommt schon, eine KUH?) – hier fehlten deutlich die finanziellen Mittel und inszenatorische Kniffe, mit denen man gerade bei diesen Szenen noch einiges hätte herausholen können. 

Eine Besonderheit bietet übrigens hier die deutsche Kinofassung, bei der zumindest bei den „besessenen“ Tieren die Augen auf dem Filmpositiv manuell herausgekratzt wurden um überhaupt so etwas wie einen Effekt zu haben.

Nahezu lächerlich dürftig sind übrigens die Aufnahmen des außerirdischen Raumschiffes. Dieses Modell ist dermaßen schlecht in Szene gesetzt, dass es für nahezu die gesamte Laufzeit des Filmes scheinbar nur die Größe eines Wasserkessels hat. Ich selbst habe es nahezu durchgehend nur für eine Sonde gehalten, wurde dann am Ende aber eines Besseren belehrt.

Alles in allem ist „Beast“ somit nicht das laut Plakat und reißerischen Titel zu erwartende Spektakel, sondern ein ruhiger – wie erwähnt teilweise schon philosophisch angehauchter – 50er Jahre Science Fiction Film, der mehr Wert auf seine Charaktere legt, als damals gemeinhin üblich, und sich deshalb schon aus der Masse heraushebt.

beast02Ebenso sollte man nicht vergessen, dass hier zumindest eine hervorragende schauspielerische Leistung zu bewundern ist.  Lorna Thayer, die in ihrer Rolle anfangs nur als zickige 50er Jahre Hausfrau erscheint, darf sich im Laufe der Handlung zu einer liebenden Ehefrau und Mutter wandeln und tatsächlich Eigeninitiative beweisen.  In einer Nebenrolle findet sich übrigens noch Slapstick-Stummfilm-Star Chester Conklin (Keystone Cops), dem man sogar eine eigene kurze Slapstick-Routine mit ins Drehbuch geschrieben hat.

Die DVD von ANOLIS (erschienen als Teil 4 der „Rückkehr der Galerie des Grauens“) ist – aufgrund der Seltenheit des Filmes – nicht ganz so bickebackevoll mit Extras gestopft, wie man es eigentlich gewohnt ist, bietet aber trotzdem noch einigen Mehrwert für Fans. Da wären zuerst einmal natürlich wieder die beiden Audiokommentare zu nennen. Zuerst einmal der vom Kurator der Serie Dr. Rolf Giesen gesprochene, fachlich versierte Überblick über die frühen Jahre von AIP und Corman und dann der eher humorvoll locker gehaltene – aber sehr informative – Kommentar von Ingo Strecker und Daniel Peree, die wie gewohnt die Fanseite abdecken. Zusätzlich befinden sich auf der Scheibe auch noch der deutsche und US-Trailer sowie die US-Kinofassung, die – wie oben bereits erwähnt – auf die später eingekratzten sogenannten Spezialeffekte verzichtet. Warum gerade das deutsche Master diese Änderungen hat und die Originalfassung nicht ist wohl eine Frage, die Filmdetektive noch einige Jahre beschäftigen wird.

beast03Die Bild- und Tonqualität ist für einen Film aus den 50ern – wie bei ANOLIS üblich – überragend. Artefakte sind kaum bemerkbar, Kratzer und Blitzer nur an einigen Stellen der, wahrscheinlich deshalb als Bonus bezeichneten, Originalfassung sichtbar.

Somit ist „Ausgeburt der Hölle“/„Beast with the Million Eyes“ vielleicht nicht der massentaugliche Renner (wie z.B. der letzten Monat erschienene „The Tingler“, der ja schon alleine durch seine Besetzung punkten konnte), aber Sci-Fi-Fans mit einem Hang zu etwas tiefer gehenden Geschichten dürfen hier gerne zuschlagen. Man sollte halt nur kein „Biest“ oder eine  „Ausgeburt der Hölle“ erwarten.

dia

böseheader DFquer

 

 

 

 

 

 
     
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