(USA 2017)
Regie/Buch: Rian Johnson Musik: John Williams Darsteller: Daisy Ridley, Adam Driver, Andy Serkis,
Kommen wir jetzt aber zu den Lesern, die es tatsächlich interessiert ob es sich bei „The last Jedi“ um einen würdigen Eintrag in die Skywalker Saga handelt und die kann ich schon Mal direkt beruhigen. Einen besseren neuen Star Wars-Film habt ihr –so fern ihr Fans der Serie seid -in diesem Jahrtausend (und da setze ich die Grenze bis 1999 herunter) noch nicht im Kino bewundern dürfen – es sei denn ihr hattet das Glück einen Teil der Originaltrilogie im Zuge einer Sondervorführung zu besuchen. Allerdings gilt es hier auch Einschränkungen zu machen, denn der Film hat natürlich das – bereits von Episode V bekannte – Problem, dass es sich um den mittleren Teil einer Trilogie handelt und er somit weder eine wirkliche Einleitung noch ein komplettes Ende bieten kann. Wer „The Force awakens“ nicht gesehen haben sollte wird dementsprechend bereits in den ersten 20 Minuten verzweifeln. Nach dem Opening Scroll (noch was für unsere Hater Freunde!) werden wir nämlich direkt, so viel darf man wohl verraten, in eine Raumschlacht geworfen und bis der Film dann erstmals zur Ruhe kommt ist halt die erste Rolle durchgelaufen. Von da an entwickelt sich der Film aber in durchaus unerwarteten Bahnen und dementsprechend geht jetzt jede weitere Inhaltsbeschreibung in Richtung Spoiler, also werde ich jetzt nur noch ein paar kleinere Punkte ansprechen. Zuerst einmal wäre da die direkte Fortsetzung des Cliffhangers aus „The Force awakens“, die erwartungsgemäß relativ zu Beginn des Filmes stattfindet. Bereits hier zeigt Johnson, dass er einen ungewohnten Ansatz für seinen (und das darf man tatsächlich sagen) Film nimmt und löst diese Szene in einer Art und Weise auf, die hundertprozentig NIEMAND so erwartet hätte. Dieses Spiel mit den Erwartungen zieht sich dann auch durch den gesamten Film und drückt ihm einen komplett eigenen Stempel auf. Speziell dadurch, dass Episode VIII nun nicht mehr die nahezu unlösbare Aufgabe hat ein durch drei Filme langsam zu Tode gequältes Franchise wieder zu beleben, ist es auch nicht mehr nötig den Fans altbekanntes zu präsentieren und so nutzt das Drehbuch gerade diese Momente um sie ironisch zu brechen, was zu einer Menge herzhafter Lacher in der Fanfraktion und zu ungläubigem Staunen in der Ecke unserer Hater-Freunde führen wird. Generell ist der Film, trotz einer eigentlich ziemlich düsteren Grundgeschichte – die mutigen Widerstandskämpfer um General Leia Organa sind tatsächlich nur noch ein kleines Grüppchen, dass unerbittlich von der riesigen Flotte der, diesmal nicht ganz so deutlich an Nazideutschland angelehnten, „New Order“ verfolgt wird – äußerst humorvoll, wobei sich die meisten guten Gags tatsächlich aus der Interaktion der Charaktere ergeben, was ja durchaus Star Wars-ig ist. So ganz nebenher wird aber auch die Mythologie des Universums und speziell der Jedi erweitert – und ich rede hier nicht von lächerlichen Drehbuchkniffen wie Midichlorianern – ohne die Wurzeln der Originaltrilogie zu zerhacken. Zugeben muss man allerdings auch, dass der Film – trotz einer Lauflänge von 150 Minuten – beim ersten Sehen sicherlich vielen Zuschauern als zu vollgepackt erscheinen wird. Viele Handlungsstränge werden halt Star Wars-typisch gleichzeitig erzählt und trotz der hohen Laufzeit wünscht man sich ab und an, dass der Film sich etwas mehr Zeit nehmen und dem Zuschauer ein paar Ruhepausen gönnen würde. Zusätzlich hat man auch ab und an das Gefühl ein Drehbuchloch gefunden zu haben, was sicherlich ein weiterer Punkt ist, der die Rezeption erschwert. Diese Löcher werden aber bis zur Schlußszene, die vielleicht (neben der von Episode V) die beste der bisherigen Saga-Filme ist, nahtlos gestopft, wobei genau diese Szene das letzte verbliebene Loch verschließt. Jetzt noch ein Wort zu den niedlichen Porgs und den Hüterinnen des Jedi Tempels, die ja beide schon im Vorfeld wieder einmal für negative „Vibes“ gesorgt haben. Beide Rassen sind halt – wie es sich in einem Star Wars-Film gehört – einfach da und werden weder Jar Jar-mässig oft ins Bild gebracht, noch mit einer uninteressanten Hintergrundgeschichte versehen. Ebenso verhält es sich mit den Kristallwesen und den Riesen“wölfen“, wobei speziell die beiden letzteren Rassen tatsächlich auch noch in die Handlung integriert sind Aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass es sich bei „The last Jedi“ um einen perfekten Film handelt, denn selbst beim heutigen ersten Sehen sind mir bereits zwei Dinge äußerst negativ aufgefallen.
Zuerst einmal wäre da eine Szene, die tatsächlich komplett furchtbar, unglaubwürdig und schlecht getrickst ist und die sicherlich im Laufe der Jahre als das Analog zur „Can you read my mind/You can fly – up in the Sky“-Szene aus dem Original Superman-Film von 1978 ins Fanbewusstsein eingehen wird. Nähere Diskussionen hierzu würden in den Spoiler Bereich fallen, aber ich bin mir sicher, dass diese Sequenz zumindest in der ursprünglichen Fassung anders enden sollte. Zum zweiten ist eines der Hauptsets im letzten Drittel des Filmes – meiner Meinung nach – nicht nur wenig beeindruckend sondern schlichtweg dürftig, speziell, da sich dort einige wirklich wichtige Szenen abspielen, die auch charakterbildend funktionieren sollen. Das sind beides Stolpersteine deren Höhe ich aber erst beim zweiten (oder mehrmaligen) Sehen wirklich abschätzen kann. Alles in allem bleibt zu sagen, dass es sich bei „The last Jedi“ mit Sicherheit um den besten achten Teil einer Serie handelt, den ich jemals im Kino gesehen habe. Star Wars Fans werden hundertprozentig auf ihre Kosten kommen und genug darin finden, um sich die nächsten zwei Jahre die Köpfe heiss zu diskutieren. Zumal gerade für diese Gruppe genügend Details vorhanden sind, die sich wirklich nur ihnen erschließen. So wird zum Beispiel eine einzelne Einstellung aus Star Wars (Krieg der Sterne, 1977), deren Inhalt sich generell erst mit der Möglichkeit des digitalen Standbildes finden liess, hier zu einem handlungstragenden Element, dass für einen wunderschönen Gänsehaut-Moment sorgt. Ist das jetzt Fan-Service oder eher eine Verbeugung vor denen, die das Franchise auch durch seine düstersten Momente in den Jahren 1983 – 2015 begleitet haben? Zumindest werden solche Szenen für hohe Klickzahlen auf den diversen „did-you-notice“-Youtube Kanälen sorgen. Aber auch unsere Hater werden genug in „The last Jedi“ finden, auf dass sie sich stürzen und damit die diversen Internetforen trollen können - ich habe die Walker nicht umsonst hier neben gestellt). An normalen „Ich guck mir das mal an“-Kinobesuchern wird der Film wahrscheinlich abprallen, da ihnen die wirklich wichtigen Details der Handlung entgehen werden. Zumindest aber bekommen die ein schickes Effekt-Spektakel geboten und das reicht vielen ja auch. In Sachen Einspielergebnis befürchte ich allerdings, dass der Film hinter seinen beiden Vorgängern (3,5 und 7) weit zurückbleiben wird, da er – ebenso wie „The Empire strikes back“ – halt als Mittelteil nicht komplett auf eigenen Beinen stehen kann. Aber das hat auch damals nichts daran geändert, dass sich der Film zum Favoriten der Fans entwickelt hat. Dia
P.a.: Einige der herrlichsten Lacher des Filmes nur in Dialogform. Um sie zu verstehen müsst ihr schon ins Kino:
„Take off this ridiculous thing!“ „Salt!“ „I changed my hair.“ „There´s no way you can bring me to change my mind.....wait, that’s not fair.“ “My name is Poe Dameron.”
|