Windmill Massacre (2017)
Regie: Nick Jongerius Buch: Chris W. Mitchell Darsteller: Patrick Baladi, Charlotte Beaumont, Tanroh Ishida, Bart Klever
Ab 28. Februar auf DVD/BluRay
„This is not Hell – this is Holland“ Kann man tatsächlich im Jahr 2017 noch einen ernsthaften Slasher-Film drehen? So richtig ohne Humor und ohne übertriebene Gewaltorgien? Einen Film also, der seine Spannung dadurch bezieht, dass mehr oder weniger sympathische Hauptfiguren von einem Verrückten/Monster/Mutanten gehetzt und in die ewigen Jagdgründe befördert werden? Wenn man es ganz genau nimmt, haben das seit John Carpenters Halloween eigentlich nur wenige ernsthaft probiert. Selbst beim allerersten „Freitag der dreizehnte“ (siehe auch unsere große Slasherserie vom Sommer 2016) waren dem Zuschauer die Figuren herzlich egal und bei der darauffolgenden Welle aus ähnlichen Werken wirkten die meisten davon doch schon fast wie Selbstparodien. Sicher – es gab auch Ausnahmen wie z.B. „The Burning“ oder „The Prowler“, die ihre Geschichte ernst erzählten und zumindest versuchten ihre Protagonisten nicht nur wie Schlachtopfer dastehen zu lassen, aber speziell diese beiden Beispiele sind doch eher wegen der doch recht derben Effekte von Splattermeister Tom Savini im Gedächtnis geblieben, als durch ihre elegante Inszenierung oder (Gott bewahre) eine überdurchschnittlich spannende Handlung. Über die schauspielerischen Leistungen in beiden Filmen decken wir mal das Mäntelchen des Schweigens, auch wenn einige spätere TV-Stars hier ihre ersten Auftritte hatten. Bei „The Windmill Massacre“ handelt es sich aber um einen waschechten Versuch einen modernen Slasher zu inszenieren, der sich einer netten „Urban Legend“ bedient und zusätzlich auch noch aus unserem Nachbarland stammt, das bei uns zumeist durch Käse, Holzschuhe, Tulpen, andere Pflanzen und – natürlich – Windmühlen bekannt ist. Außerdem wachsen dort keine Berge und die Bewohner sind die meiste Zeit mit ihren Wohnwagen auf bundesdeutschen Autobahnen unterwegs. Zusätzlich handelt es sich auch noch um ein Erstlingswerk, na da darf man gespannt sein. Zu Beginn überrascht der Film erst einmal dadurch, dass er auf einen klischeehaften Mord vor dem Vorspann verzichtet und sich erst einmal ein wenig Zeit nimmt uns seine Figuren vorzustellen. Da haben wir z.B. die australische Austauschstudentin, die scheinbar mit falschen Papieren unterwegs ist oder den US-Matrosen, der mit seinen Freunden im Amsterdamer Rotlichtviertel unterwegs ist und dort irgendetwas verursacht, was ihn zu einem Flüchtigen macht. Auch andere Figuren lernen wir sozusagen episodenhaft kennen, bei allen handelt es sich um Ausländer, die aus dem ein oder anderen Grund in Amsterdam unterwegs sind. Über jeder einzelnen schwebt ein Geheimnis, von dem wir nur bruchstückhaft mehr erfahren. Unsere „Helden“ treffen somit erst nach einer halben Stunde Filmzeit aufeinander und zwar in einem Rundfahrtbus, dessen Fahrer ihnen ein paar ganz besondere Sehenswürdigkeiten verspricht. Mitten in der holländischen Wildnis (man kann fast bis Köln sehen) bleibt der Bus liegen. Einzig und alleine eine in der Ferne sichtbare Windmühle scheint Schutz vor den Unbillen der holländischen Gewitternacht zu bieten. Neee, mehr gibt es jetzt nicht von mir zur Geschichte von „The Windmill Massacre“, die sich grundsätzlich in gewohnten Bahnen bewegt, aber die Figur seines Windmühlenkillers (das war jetzt kein Spoiler!) mit einer in nteressanten Mythologie versieht, die den Zuschauer auch zwischen den – durchaus nett anzuschauenden – Kills bei der Stange hält. Sicherlich ist der Film keine Offenbarung und auch kein Meisterwerk des modernen Horrors. Dessen ist sich auch Regisseur Nick Jongerius (über dessen Karriere wir ja intensiv mit ihm in unserem EVIL ED SPECIAL01 geredet haben) bewusst, aber als alter Horrorfan hat der 37-jährige „Nicht-mehr-ganz-Jungfilmer“, zumindest dafür gesorgt, dass er aus dem Wust der Veröffentlichungen klar hervorsticht. Denn der Film hat nicht nur eine sehr gelungene düstere Atmosphäre in den Horrorszenen in der zweiten Hälfte, sondern ist ebenso überzeugend in den Passagen, in denen er seine Charaktere und deren Konflikte miteinander aufbaut. Das mag zum großen Teil auch daran liegen, dass Jongerius sein Handwerk als Regisseur von mehr als 150 Episoden von Daily Soaps und sonstigen Serien sozusagen von der Pike auf gelernt hat und demensprechend sowohl in Sachen Schauspielerführung, als auch wenn es um preisgünstiges und schnelles Arbeiten geht, auf einen gewaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. „The Windmill Massacre“ bietet spannende Unterhaltung mit einigen gut gesetzten und getricksten Splattereinlagen, ist schön anzusehen, verzichtet zu Gunsten seiner Erzählung auf Wackelkamera oder „Dropped Frames“ und bietet Figuren an, an die man sich auch noch fast einen Monat später erinnert. Speziell letzteres ist bei einem Slasher nun definitiv nicht selbstverständlich. Dia
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