Yoga Hosers (2016)Buch und Regie: Kevin Smith Darsteller: Lily-Rose Depp, Harley Quinn Smith, Justin Long, Johnny Depp , Ralph Garman
Ich liebe ihn seit ich das erste Mal ein Interview mit ihm gelesen habe (in Film Threat 19/Dec. 1994). Er ist ein Vorzeigenerd, der es geschafft hat. Seitdem sich Miramax damals die Rechte an seiner, komplett unabhängig gestemmten, Komödie „Clerks“ (1994) gesichert hatte, lief für ihn alles glatt. Jahre bevor das Nerdtum und der damit verbundene inzestiöse Humor („Normalos“ werden erheblich weniger Spaß an Smith´Wortwitz haben) gesellschaftlich akzeptiert wurde, machte er Filme nur für „uns“ – von „Mallrats“ (1995), über „Chasing Amy“ (1997) bis hin zu „Zack and Miri make a Porno“ (2008) liess er sich in Sachen Film keinerlei Verbrechen nachweisen. Ja, ich liebe sogar „Jersey Girl“ (2004), gerade WEIL er so aus der Reihe hervorsticht. Auch als Comic-Autor („Daredevil“, „Spider-Man“, „Batman“) war er überaus erfolgreich, zusätzlich begann sich anhand seiner, immer mehr als 3-stündigen Vorträge in Universitäten, eine neue Karriere abzuzeichnen. Smith wurde somit Podcaster und schuf ein eigenes Universum aus Radioshows um seine Person und seine Interessen. Die Filmkarriere würde er nach seinem nächsten Film (der dann zu „Red State“ 2011 wurde) endgültig an den Nagel hängen, seine Erfahrungen bei der, nahezu unansehnlichen, Big Budget Produktion „Cop Out“ (2011) und die Begegnung mit seinem Idol Bruce Willis, hatten ihm die Lust am Filmemachen ziemlich verdorben. Das und warum er trotzdem weiter machte und uns dann im Jahr 2014 den mittelmässigen „Tusk“ präsentierte, hat Smith in stundenlangen Podcastepisoden und dicken Büchern mittlerweile ausführlich diskutiert und lässt sich in ein paar Minuten schnell selbst herausfinden. Das soll jetzt hier auch nicht Thema sein, denn wir wollen ja sein neustes Werk „Yoga Hosers“ besprechen. Zuerst sollte man erst einmal klarstellen, dass das Wort „Hosers“ kanadischer Slang für eine Art Verlierer ist (Genaueres könnt ihr unter obigem Wiki-link finden). Unsere Yoga-Verliererinnen sind zwei 15-jährigen Mädchen mit dem Namen Colleen, die hinter der Theke eines typisch amerikanischen Minimarkts arbeiten – also Clerks sind. Gespielt werden die zwei von Smith´Tochter Harley Quinn und Johnny Depps Nachwuchs Lily-Rose, die die gleichen Rollen bereits zuvor in „Tusk“ gespielt haben. Dies ist natürlich kein Zufall, sondern sozusagen das Cornetto in einer, von Smith als Kanada-Trilogie bezeichneten Filmreihe, deren Mitte „Yoga Hosers“ nun darstellt. Aber wo die beiden Mädchen in „Tusk“ nur wenige Sekunden zu sehen waren, haben sie nun einen ganzen Film zu tragen und hier beginnt das Dilemma. Ihre darstellerischen Fähigkeiten sind – sagen wir es mal nett – etwas eingeschränkt. Das mag zum Teil daran liegen, dass ihre Charaktere keine sind, sondern wie eine Art Parodie auf Teenagermädchen, die nur Jungs im Kopf und das Handy vor Augen haben, daherkommen. Auf der anderen Seite stehen aber Szenen, in denen deutlich auf ihren Einsatz warten, eine geforderte Emotion nur als Parodie darstellen können oder an einer Textzeile deutlich sichtbar zu knabbern haben. Nun gibt die erzählte Geschichte den beiden aber auch wenig brauchbares in Sachen Motivation mit auf dem Weg. In Kürze geht es darum, dass irgendwann böse, nur 30 cm kleine, aus Bratwurst geklonte Mini-Nazis (mit WWI-Pickelhauben) auftauchen, die sich mit Vorliebe im Afterbereich beginnend einen Weg durch ihre Opfer bohren. Wären wir hier in einer Kritik zu einem Troma-Film, dann hätte ich diese Inhaltsbeschreibung fett und in Bildzeitungsgröße gesetzt – leider aber befinden wir uns in einem Kevin Smith Joint (ja, ich weiß...fast zu einfach der Witz) und dementsprechend erfolgt die Umsetzung in netter PG13-Manier, es geht blutleer in den Körper rein und wieder raus und wenn dann irgendwann im Film die Hauptdarstellerinnen zurückschlagen, lösen sich die kleinen „Bratzis“ in gelbe Luftschlangen auf. Hier wurde zu Gunsten einer größeren Publikumswirksamkeit schön auf die Kreativbremse gedrückt. Ebenso verhält es sich mit den Dialogen, was besonders traurig ist, da dieses Segment immer eine der Stärken von Kevin Smith war. Die Punchlines wirken meist erzwungen (was natürlich auch an den Mädchen liegen kann) und spätesten nach fünf Minuten gehen einem die schlechten Kanada-Witze ziemlich auf den Keks. Sorry Kevin, aber „aboot“ und „woot“ werden bei hundertfacher Wiederholung nicht lustiger. Ebenso verhält es sich übrigens mit Witzen über Yoga oder solchen über Teenies und ihre Handys. Generell zieht sich durch den ganzen Film eine Gagauswalzung, die ihresgleichen sucht. So müsste selbst ein Blinder nach spätestens vier Einstellungen kapiert haben, dass der Pickel auf der Nase eines Charakters zwischen diesen, im gesamten Gesicht herumwandert, ob man das durch zielgerichtete Close-Ups und Wiederholung aufs nahezu Unendliche verbessert, wage ich zu bezweifeln. Sicherlich hat der Film einige Momente, die ziemlich lustig und gelungen sind. Einer davon ist sicherlich der Auftritt von Ralph Garman, der als deutscher Oberbösewicht mit den Stimmen verschiedener Filmhelden spricht und wieder einmal mehr sein Parodietalent beweist. Der Chef selbst spielt die „Bratzis“, was zumindest ein bis zwei Mal für ein verhaltenes Kichern sorgt. Auch einige der Gastauftritte sind nett anzuschauen und freuen die alten Kevin Smith Fans. Selbst Johnny Depp liess es sich nicht nehmen seine Rolle aus „Tusk“ wieder zu übernehmen und ist diesmal – zum Leid aller seiner Fans – bedeutend länger als frankokanadische Version eines betrunkenen Piraten zu sehen. Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, krank der Film auch noch unter einem gewaltigen Pacing-Problem. Bis überhaupt mal irgendwas passiert, dass mit der eigentlichen Handlung zu tun hat, vergehen schon einmal mehr als 25 Minuten in denen wir zwei komplette Songs über feststellen dürften, dass unsere beiden Schauspielertöchter auch in der vokalen Darstellung eher mittelmässig begabt sind. Bis zum ersten Auftauchen des „Bösewichts“ ist nahezu eine Stunde vergangen und nach dem „Finale“ gibt es dann noch eine dürftige Schlußpointe, die Smith bereits in Clerks benutzt hat und – Mein Gott, er macht das wirklich – noch die komplette kanadische Nationalhyhme, vorgetragen von den Colleens. Nee Kevin, das war nichts. Jahrelang habe ich mich nun auf den von Kevin Smith angekündigten Hockeyfilm (für deutsche „Eishockey“) gefreut, der immer wieder verschoben wurde und nun ja höchstwahrscheinlich das letzte Cornetto (Ups... der letzte Kanada-Film) werden wird. Nach der Sichtung von „Yoga Hosers“ habe ich nur noch Angst davor, in welcher Art er meine Lieblingssportart filmisch vergewaltigen wird.
I´m sorry aboot dat. dia
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