(France 2011)
Regie: Alexandre Bustillo, Julien Maury
![]() Man durfte also durchaus gespannt darauf sein, was die beiden jungen Franzosen den Genrefans als nächstes auftischen würden. Würden sie den einfachen Weg wählen und eine weitere Splatterorgie auf den Zuschauer loslassen? Würden sie sich auf die anderen Stärken ihres Erstlings berufen und einfach eine gute Geschichte erzählen, oder sollte uns etwas gänzlich anderes erwarten? „Livide“ (übrigens ein medizinischer Fachbegriff, der schlecht durchblutete Haut bezeichnet) beginnt mit einer überaus realistischen – aber recht interessanten – Einführung der Hauptcharaktere. Dann brechen drei junge Leute in ein altes Herrenhaus irgendwo in einer kleinen französischen Küstenstadt, das nur von einer im Koma liegenden alten Dame bewohnt wird und in dem ein Schatz verborgen sein soll. Nun erscheint es als wäre das Haus als solches der eigentliche Hauptdarsteller des Filmes und man glaubt sich in einem Geisterfilm zu befinden. Aber das ist – wie so vieles in „Livide“ nur eine falsche Fährte. ![]() Ich werde jetzt aus guten Gründen gar nicht weiter auf die Geschichte eingehen, da sie in der Hauptsache gerade von ihren vielen Wendungen und Plottwists lebt, aber gerade das ist es, was es auch nicht einfach macht den Film weiter zu empfehlen. Denn natürlich gibt es für die Splatterfraktion einiges an Schauwerten (und sogar ab 18 ungeschnitten) zu bewundern, ebenso aber ist der Film eher gemächlich erzählt und nimmt sich Zeit dafür, Charaktere und Setting ausgiebig vorzustellen, ohne aber dabei den Fehler zu machen zu viel zu erklären. Gerade das aber wird vielen den Spaß verderben, denn am Ende kann man sich wirklich nicht so ganz sicher sein, ob man denn jetzt einen Geisterfilm, einen Vampirfilm, einen Monsterfilm oder einfach einen Slasher mit übernatürlichen Elementen gesehen hat – das Drehbuch zumindest lässt den Zuschauer da bewusst im Regen stehen.
Alles in allem erfordert „Livide“ somit vom Zuschauer mehr Investition als bloßes Nebenhergucken. Wer bereit ist, sich auf das Tempo des Filmes und seinen langsamen Aufbau einzulassen wird mit einem herrlich gruseligen mittleren und einem schockierend brutalen letzten Akt belohnt.
dia
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