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Amami mortalmente / La necrofila / Secrets of the Death Room

 (USA 1972)


Regie: Jacques Lacerte
Darsteller: Mary Charlotte Wilcox, Lyle Waggoner, Christopher Stone, Timothy Scott

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Lindsay is 18.
She visits her Daddy every night.

Die junge Lindsay Finch ist ein schüchternes Fräulein. Körperliche Intimität ist ihr ein Gräuel, wie ihr Verehrer Wade frustriert feststellen muss. Sie ist eher unnatürlich auf ihren toten Vater fixiert, was sie nicht nur regelmäßig an sein Grab treibt, sondern auch auf Beerdigungen ihr völlig fremder Menschen. Denn die Nähe zu Toten verschafft ihr eine gewisse Befriedigung. Sie schreckt in unbeobachteten Momenten nicht einmal davor zurück, den aufgebahrten, vorzugsweise männlichen Leichnam zu küssen. Hierbei lernt sie nicht nur Alex Martin kennen, der ihrem toten Vater sehr ähnelt, sondern auch den Bestatter Fred McSweeney, der selbst auch nekrophilen Neigungen nachgeht.

vlcsnap error568McSweeney lädt sie zu einer okkulten Gruppierung Nekrophiler ein, die er, prädestiniert durch seinen Beruf, anführt. Für die Treffen der Gruppe organisiert er möglichst frische Leichen, legt auch selbst Hand an, um anregende, aber noch zu lebenswarme, junge Männer aufzubringen. Im alltäglichen Leben wendet sich Lindsay allmählich von Wade ab und der väterlichen Wärme von Alex zu, hält ihn aber immer ein wenig auf Distanz. Als sie ihn dann heiratet, drohen die beiden Leben der frigide erscheinenden Frau zu kollidieren...

„Love Me Deadly“, der einzig bekannte Film des Regisseurs Jacques Lacerte, ist schon eine krude Angelegenheit. Zeitlich zwischen Riccardo Fredas Gothic-Schauermär „Das schreckliche Geheimnis des Dr. Hichcock“ (1962) und Jörg Buttgereits „Nekromantik“ (1987) angesiedelt, erweist er sich, dem offensichtlichen und auch konsequent umgesetzten Tabubruch zum Trotz, mehr als ernstes Drama denn schaulustiger und geschmacksunsicherer Exploitation. Dabei gebiert er sich die meiste Zeit wie ein handelsübliches Liebes-Melodram. Und so konzentriert sich das Drehbuch auf Lindsays Beziehungen mit Männern, die sie für sich genommen allein nicht ausfüllen können. Während der ungestüme Wade eigentlich nur ihre Verbindung zu einem normalen gesellschaftlichen Leben darstellt, die später obsolet wird, bringt ihr der ältere Alex die Geborgenheit, nach die ihr es verlangt, während McSweeney es ihr ermöglicht, ihren kalten, fleischlichen Gelüsten nachzugehen.

Dies ist eine Konstellation, die über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt ist.

vlcsnap error074Der Film begleitet anfangs Lindsay auf ihren Besuchen bei verschiedenen Beerdigungen, wobei sie McSweeney kennen lernt, der sie alsbald bedrängt, seinem Nekrophilen-Zirkel beizutreten. Als sie dann die Beziehung mit Alex eingeht, wandelt es sich zum kitschigen Liebes-Drama, hier werden die melodramatischen Akzente gesetzt, inklusive Montagen von Alltag und Ausflügen. Dazwischen sind zum einen Rückblenden zu ihrer Vergangenheit eingeblendet, die immer mehr ein Unglück zu Tage fördern, dass die junge Frau derart geprägt hat, dass sie eben auf die Vaterfigur und ihr sexuelles Verlangen auf tote, männliche Körper fixiert hat, was in dieser Kombination dann sogar einen tief verwurzelten Wunsch nach Inzest zum Ausdruck bringt. Zum anderen vereint ihre Beziehung zu McSweeney den Tabubruch der Nekrophilie an sich mit einer Tod bringenden Gewalt, die vom skrupellosen Bestatter ausgeht, aus welcher die Tragödie dieser Geschichte resultiert. Und hier eben begibt sich der Film dann auf dünnes Eis, weil die gezeigte Nacktheit im sexuellen Bezug mit Leichen und die drei garstigen Morde, die sich im Zuge dessen ereignen, zwar einen guten und schockierenden Kontrast zum trockenen Drama bieten, aber gleichzeitig genauso der Triebbefriedigung des nach Sensationen gierenden Publikums dienen.

vlcsnap error938Regisseur Jacques Lacerte, seine Filmographie weist, wie bei vielen anderen Beteiligten auch, nur diesen einen Film aus, hält dies in nüchternen Bildern fest und unterlegt das ganze mit schnulziger, einlullender Musik, wie man sie aus TV-Filmen und -Serien dieser Zeit gut kennt. Hierdurch erzeugt er durchaus geschickt ein Gefühl von Normalität, wodurch er scheinbar auch die eher exploitativen Eruptionen zu relativieren sucht, was aber nicht immer gelingen mag. Ein eher unschöner Nebeneffekt ist dabei, dass der Film in den Passagen, die eine alltägliche Belanglosigkeit und Ungezwungenheit wiederspiegeln, oftmals gähnend langweilig ist. Das liegt aber auch daran, dass Lindsay Finch, abseits ihrer Neigungen, einfach eine uninteressante Frau ist, weil eine tiefere Charakterisierung schlichtweg nicht stattfindet. Auch Wade, Alex und McSweeney, die drei Männer in ihrem Leben, besitzen gerade so viel Persönlichkeit, wie für den Zweck des Films notwendig ist, und sind darüber hinaus vergessenswert. Das torpediert ein wenig die Versuche Lacertes, dem ganzen ein unschuldige Natürlichkeit einzuhauchen, da alle Figuren genauso gut aus einer x-beliebigen Seifenoper stammen könnten.

vlcsnap error571Darstellerisch gibt es nicht viel zu bemängeln, gerade Mary Charlotte Wilcox zeigt auch wenig Berührungsängste (also abseits ihrem Umgang mit lebenden Männern) und hat keine Probleme damit, sich vor einer Gruppe von Männern bei Szenen einsetzender Nekrophilie zu entkleiden. Im späteren Slasher "Psycho Killer" (1975) fiel sie dann dem psychokinetischen Killer unter der Dusche mittels des Duschvorhangs zum Opfer. Sie wechselte in den 80ern ins Comedy-Programm eines kanadischen TV-Senders. Christopher Stone und Lyle Waggoner haben als Wade und Alex, die beiden normalen männlichen Beziehungen im Leben von Lindsay, meist nicht viel zu tun. Waggoner kommt zeitweise ein wenig steif rüber, vielleicht ist das aber sogar beabsichtigt gewesen. Timothy Scott hat in seiner wortkargen Rolle als Bestatter, okkulter Führer und eiskalter Psychopath auch nicht mehr zu tun, als ruhig, aber bedrohlich, und ohne eine Miene zu verziehen, die Herzen von Lindsay wie auch dem Zuschauer mit Angst zu füllen, was streckenweise recht gut gelingt. Jacques Lacerte selbst spielt zu Anfang eine Leiche; allerdings nicht besonders gut, da er sich gut sichtbar kurz die Nase rümpft.

vlcsnap error078"Love Me Deadly" ist ein ungewöhnlicher Film, der zwar dem Tabubruch nicht abgeneigt ist und bereit ist, Schauwerte und Thrills zu liefern, aber die Hauptfigur, ihr Trauma und die daraus hervorgegangenen Neigungen ernst nimmt, und das ganze mit der an durchschnittliche TV-Arbeit erinnernden Inszenierung konterkariert. Wer sich im vornherein hiervon einen derben 70s-Schocker erwartet, wird unweigerlich gelangweilt und enttäuscht sein. Wenn man sich aber auf ein ruhiges, teils sehr seichtes Horror-Drama einzustellen und über die langweiligen, weil sehr gemächlichen Passagen hinwegzusehen vermag, den erwartet ein ungewöhnlich ernsthafter Versuch, das Tabuthema Nekrophilie in einen gesellschaftlichen Kontext zu setzen. Ach ja, der Titelsong ist durchaus hörenswert und bereitet den melodramatischen Einschlag sehr passend auf. Wer den Film mal sehen möchte, muss leider entweder nach einer längst vergriffenen englischen VHS suchen oder der amerikanischen Blu-ray von Code Red habhaft werden. Vom gleichen Label gibt es auch eine Codefree-DVD als Double Feature mit der Leichenfledder-Komödie „The Curious Case of the Campus Corpse“.

Dann mal ran ans kalte Buffet!


Horny

 

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