guilaquer

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(Japan 1967)

Uchû daikaijû Girara / Guilala, O Monstro do Espaço / The X from outer space / Itoka, le monstre des galaxies

 

Regie: Kazui Nihonmatsu

Musik: Taku Izumi

FX/Bauten: Hiroshi Ikeda

Darsteller: Eiji Okada, Shun'ya Wazaki, Itoko Harada, Peggy Neal

 

 

Ahhh, japanische Monsterfilme...

 

guila07Da denkt man direkt an Godzilla und Mothra, an Regisseure wie Inshiro Honda und Jun Fukuda, an die geniale Musik (siehe auch unseren großen Artikel dazu) und natürlich an schlecht bezahlte Stuntleute, die in schweren Gummikostümen Kulissen zertrümmern. Meine erste Begegnung mit dieser Art filmische Unterhaltung war damals mit 8 oder 9 Jahren „Frankenstein – der Schrecken mit dem Affengesicht“ (1965), der mich stark beeindruckte und dazu brachte dann auch recht schnell ein Interesse an der Figur Frankenstein (bzw. seiner Schöpfung) zu entwickeln. Ich las nun also das Buch, besser gesagt ich „quälte mich da durch“, nahm mir danach Dracula vor und hatte dann erst mal die Nase voll von Horrorliteratur – das war mir zu kompliziert und zu alt von der Sprache her.

Ich wechselte in die ESS-EFF (wie wir das früher noch nannten) und entdeckte die Abenteuer von Ren Dhark und von dort aus das Weltall. Ich wurde nahezu spacesüchtig und als dann der Trailer zu „Guila – Frankensteins Todesei“ vor irgendeinem der familienfreundlichen Godzilla-Filme lief, wusste ich sofort, dass das ein Film für mich war. Schon in der kurzen Vorschau konnte man Raumschiffe im Weltall sehen, es gab eine Einstellung von einem Kampf mit einem UFO und auch das im Dunkeln gehaltene Monster schien bösartiger zu sein als das, was uns Toho zu dieser Zeit immer präsentierte.

guila09Damals zumindest hat der Film mich so stark beeindruckt, dass ich ihn gleich zwei Mal im Zuge unserer Stadteilkinomatinees (welch ein Wort) sah, obwohl unsere „Bande“ sich damals Mühe gab solcherlei Verschwendung zu vermeiden. Irgendwann in den Achtzigern habe ich mir dann die UFA-VHS überspielt, aber nie soviel ich mich erinnere nie gesehen und genau dieses Tape fiel mir letztens bei einer Kellersuche in die Finger.

Also – Tape ab...

Immer wieder werden Raumschiffe auf dem Weg zum Mars mit Ufos konfrontriert, woraufhin die Erde (oder besser die Raumfahrtgesellschaft FAFC) den Kontakt zur Besatzung und die Peilung für das jeweilige Schiff verliert. Zur Untersuchung des Falles schicken sie nun das Raumschiff „A-B-Gamma“ mit dem fähigsten Piloten, dem heilsamsten Arzt, dem kommunikativsten Funker und der blondesten Exobiologin los.

guila02Bei einem Kontakt mit einem UFO bricht der Funkkontakt ab, auch das gefühlt hundert Mal vom Mond gesendete: „FAFC ruft A-B-Gamma!“ hilft nix. Der coole Pilot wagt ein Hasenfußrennen, was das böse UFO vertreibt. Währenddessen wird allerdings der Doktor krank, was zu einem ungeplanten Zwischenstopp auf dem Mond führt. Dort tauscht man den kranken gegen einen gesunden Doktor aus und begibt sich auf die Weitereise, die widerum von einem UFO gestört wird.

Dieses kommt diesmal aber so nahe, dass Reste von ihm (es scheint organisch zu sein, was aber niemanden sonderlich überrascht) an der Heckflosse der „A-B-Gamma“ kleben bleiben, die unser Blondchen und der neue Doc gleich mal einsammeln, woraufhin man wieder auf den Mond zurückkehrt einen abermaligen Doktortausch vor- und noch die örtliche Funkerin mitnimmt und wieder zur Erde zurückkehrt. All dieses Hin- und Hergefliege wird im Übrigen in der Zentrale der FAFC auf einem riesigen Wandschirm mit beweglichen Lämpchen beobachtet, was uns einen Eindruck davon gibt, wie schnell denn die „A-B-Gamma“ unterwegs ist.

Sagen wir es mal so, den Kessel-Run würden die sogar in 4 Parsecs schaffen...

guila06Auf alle Fälle sind wir jetzt erst einmal wieder auf der Erde, wo atens festgestellt wird, dass es sich bei dem gesammelten Zeugs um „Strahlenmaterial“ handelt und btens, dass es auf eine Art lebt. Während einer wilden Party passiert dann auch das unerwartete, das Etwas sprengt den Vacuumbehälter, in dem es aufbewahrt wurde und entflieht unter Zurücklassen eines plattfüßigen Repitilienfußabdrucks.

Kurz darauf hat es sich tatsächlich in eine Riesenmonster verwandelt, dass auf dem deutschen Plakat groß als GUILA beworben, im Film aber immer GUILALLA genannt wird. Nachdem man bei einer Sitzung einer Art „Vereinter Nationen der Forscher“ festgestellt hat, dass konventionelle Waffen nichts bewirken – und das eine Szene später erst nochmal ausprobiert – kommen unsere Helden auf die geniale Idee es mal mit dem Strahlenmaterial zu versuchen, dass sie auch gleich GUILALLANIUM nennen.

guila01Also fliegen sie mit der „A-B-Gamma“ nochmal los um genug davon einzusammeln, was auch – natürlich nicht ohne nochmals einem UFO zu begegnen und endlose „A-B-Gamma“-Funksprüche abzusetzen – gelingt. GUILA(LLA) wird damit beschossen, verwandelt sich in einen Marshmallow und als unsere Exobiologin etwas davon einsammeln will muss der kluge Pilot sie erst einmal daran erinnern, dass sie das wohl besser nicht mit bloßen Händen machen sollte – Blondchen halt.

Nunja, das ist nu wirklich mal ein außergewöhnlicher Kaiju und damit meine ich nicht, dass er schlecht ist. Sicherlich ist die gesamte Handlung herrlich naiv, die Charaktere blosse Dreizeiler und über Logik denken wir besser erst gar nicht nach. Aber wer einen Monsterklopper wegen solcherlei Dingen guckt, hat das Genre eh nicht verstanden. Was „Guila“ aber bietet sind erstklassige Spezialeffekte und davon eine ganze Menge.

guila08Das beginnt schon bei den wirklich detaillierten Modellen des Raumschiffes, dass nach dem Start immer zuerst aus einer Rakete ausgeschleust wird und dann seine Flügel entfaltet, bevor es sich mittels der üblichen Funkenstrahlen im Heck, in Bewegung setzt, setzt sich fort über die erstaunlich originellen Modelle der Mondstation und erreicht seinen Höhepunkt mit dem Auftauchen des titelgebenden (und im Film halt anders betitelten) Guila(lla).

Denn wo die Tōhō-Studios zu dieser Zeit ihre Filme doch recht sparsam inszenierten, die Monsterkloppereien zumeist entweder auf einer Insel oder im japanischen Hinterland fernab der Städte stattfinden liessen oder gar Stock-Footage aus älteren Filmen benutzten, griff man beim Konkurrenten Shôchiku Eiga tiefer in die Tasche und auch in die Trickkiste.

guila10Selbst wenn „Guila(lla)“ eher zu den unfreiwillig komischen Monstern zählt – seine Popeye-mässigen Oberarme erschweren seine Bewegungen doch offensichtlich – so darf er doch fast 30 Minuten lang durch erstaunlich detaillierte Modellstädte trampeln und sich gleich Battallione von Panzern und Düsenjägern vom Leib halten. Der bei Tōhō ebenfalls zur Kostenschonung eingesetzte Weg der Parallelhandlung wird hier ebenso vermieden, bzw. mit Weltraumflügen gefüllt. Einzig und alleine dass die blonde Biologin und die nette Funkerin vom Mond beide auf den unwiderstehlichen Captain stehen wird subplotmässig eingewoben.

Doch all dieser Aufwand nützte scheinbar nichts, aus dieser Schmiede kam nur noch ein weiterer – ebenfalls von Kazui Nihonmatsu inszenierter – Kaiju und dann kehrten sie dem Genre den Rücken zu. Weder Nihonmatsu noch der für die beeindruckenden Effekte zuständige Hiroshi Ikeda waren jemals wieder auf diesem Gebiet tätig. Nur der Musikus Taku Izumi, der das ganze Spektakel mit komplett unpassender Beatmusik unterlegte, hatte noch ein Leben nach der Begegnung mit dem Teufelsei – Gerechtigkeit sieht anders aus.

guila11Am Ende ist „Guila – Frankensteins Teufelsei“ ein wirklich unterhaltsamer und über weite Strecken unfreiwillig komischer Monsterklopper, der mit überraschenden Effekten über die etwas dürftige Story hinwegtröstet. Ich bin mit meiner VHS-Kopie recht zufrieden, aber wenn ich das unten verlinkte Steelbook von ANOLIS mal günstig sehe, werde ich wohl kaum dran vorbei gehen können.

dia

 

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