mothgodquer

(Japan 1964)

Mosura tai Gojira / Watang! Nel favoloso impero dei mostri / Panik in Tokyo

 

Regie: Ishirô Honda

Spezialeffekte: Eiji Tsuburaya

Musik: Akira Ifukube

Darsteller: Akira Takarada, Kenji Sahara, Yuriko Hoshi


MvsG 001Ich gebe es offen und direkt zu: Ich habe eine Vorliebe für Filme mit schwitzende Japanern in Latexmonsteranzügen, die sich mit anderen Japanern in nachgebauten Miniaturstädten bolzen und dabei alles kaputtkloppen. Seit meiner Kindheit, in der ich nicht nur zumindest einen Godzilla aus den 70ern (leider weiß ich nicht mehr welchen) in den späten 80ern, im heimischen "Burgtheater" im Zuge eines der jährlich stattfindenden Sommer Filmfestivals, sah, sondern auch mehr oder weniger alle in Deutschland erschienen "Godzis" Sonntagnachmittags in der heimischen Flimmerkiste in mich hineinschlang, bin ich süchtig nach diesen Filmperlen.

Wenn man heute in eine Gesprächsrunde Uneingeweihter hereinruft, dass man auf Kaiju Eigas, auf japanische Monsterfilme und dabei besonders auf die Godzillafilme steht, erntet man entweder eisiges Schweigen oder spöttisches Gelächter. Diese Filme gelten als purer Trash. Als harmlos, alberne Kinderfilme mit unüberzeugenden Spezialeffekten und lachhaften Plots. Und da kann ich nur antworten: Sie haben Recht. Aber sie haben eben nur Recht aus der heutigen Perspektive und aus der der westlichen Sehgewohnheiten.

MvsG 003Wenn man sich von dieser allerdings löst und die Filme als Werke purer japanischer Kunst sieht, wird es doch plötzlich klarer. Sicher hätten der Spezialeffektmeister und führende Kopf Eiji Tsuburaya und sein Team die Effekte näher an die Realität heranarbeiten können. Aber das war nie ihre Absicht. Die asiatische Welt hat traditionell in all ihrer Kunst einen sehr viel höheren Abstraktionsfaktor als die westliche. Ob im No Theater, in der klassischen Kalligraphie oder auch im Film wird nicht an einem möglichst authentischen Abbild der Welt gearbeitet. Das Werk soll schöner und damit künstlicher wirken als die Realität. Eine Überhöhung, eine Emporhebung ins Unwirkliche findet statt und damit sind die Filme nicht Trash, sondern gewollte Kunstwerke. War der erste Godzilla von 1954 ein bluternster Katastrophenfilm mit einer eindeutigen Warnung vor den Auswirkungen der Atombombe , entwickelte sich die Reihe nach und nach zu Familienfilmen und später zu reinen Kinderfilmen. Diese Entwicklung nachzuverfolgen und zu sehen, wie Godzilla vom grausamen Menschenfeind zum Helfer in der Not wurde ist zusätzlich faszinierend. Bis 1975 kamen 15 Filme heraus bevor die Serie in den 80ern und nochmal in den 90ern wiederbelebt wurde. Es fällt mir schwer aus den vielen, mir ans Herz gewachsenen Filmen einen auszupicken. Aber es geht um Inselfilme und dieser wäre für mich der vierte der ursprünglichen Reihe "Mosura tai Gojira", was übersetzt Mothra gegen Godzilla heisst. Der Film lief aber wie fast alle Godzillas unter einem anderen Namen.

MothgodartEin gigantisches Ei wird nach einem Sturm an die Küste Japans geschwemmt. Sofort bricht ein Streit aus, ob das Ei wissenschaftlich untersucht oder als Touristenattraktion genutzt werden soll. Von der Infant Island, der Heimatinsel Mothras erscheinen die Shobijin (kleine schöne Frauen). Die Zwillinge erklären, dass das Ei die Nachkommenschaft Mothras ist und zur Insel zurückgebracht werden muss. Während einer Reise zurück zur Insel erwecken die kleinen Zwillinge Mothras während Godzilla plötzlich in Japan aus der Erde emporsteigt und das Ei angreift. Die erweckte Mothra fliegt zur Hilfe, wird aber von Godzilla getötet. Den aus dem Ei geschlüpften larven gelingt es schliesslich Godzilla einzuweben und bewegungsunfähig ins Meer zu werfen.

Der Film ist im Grunde sowohl eine Godzillafortsetzung als auch die Fortführung des Solo Mothra Films "Mothra bedroht die Welt" von 1961. Der Plot ist liest sich so genrerisch wie fast alle Godzillaplots, denn die Schemata und Versatzstücke ähneln sich. Was diesen Film für mich aber aussergewöhnlich macht ist, dass sie alle so gut passen. So seltsam es klingt aber Mothra ist ein guter Gegner für die Echse und wie er am Ende von zwei Raupen besiegt wird, erscheint tatsächlich möglich. Die Handlung der menschlichen Charaktere ist gut mit der Monsteraction verwoben und anders als in den Vorgängern ist der Film an den richtigen Stellen ernst und ebenso richtig lustig an anderen.

mothgod gifDie Effekte sind wunderbar und Akira Ifukubes Musik wie üblich eine Bereicherung. Obwohl er von sich sagte, dass er keine Lieder schreiben könne, ist das erste langsame Lied der Zwillinge von berauschender Melancholie.

Song of Tragic Beauty- Akira Ifukube

Nach drei im Ton sehr unterschiedlichen Vorgängern sind die Macher der Godzillafilme mit diesem Film auf dem Höhepunkt ihrer Kunst.


Frank Rinsche

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