Am Weihnachtsbaume, die Köpfe hängen ...oder Schärfer die Äxte nie sirren ...oder Leise nieselt das Blut ...oder
Weihnachtshorrorfilme mal musikalisch betrachtet
Seit Beginn der 1970er entstanden in loser Reihenfolge immer wieder mal gute und mal grottige Vertreter des Horrorsubgenres genannt "Holiday Horror". Ob nun ein Axt schwingender Santa Claus oder verrückte Psycho Elfen..die idyllische Weihnacht in das Gegenteil zu verdrehen war und ist immer wieder eine gern genommene Spielwiese für Horrormacher. Ob dort auch musikalisch Terror oder Qualität geliefert wurde, schauen wir uns nun mal an:
Douglas Gamley schuf die Musik zu dem Film (wie auch zu späteren Amicus Produktionen) und beschränkte die Orchestrierung zu diesem Segment auf Orgel und Chorstücken, die zugleich die Weihnachtsatmosphäre unterstrichen und im rechten Moment in eine beängstigende und ungemütliche Horroruntermalung umschlagen konnten. Im selben Jahr erschien "Silent Night, bloody Night" (Theodore Gershuny) ein mit einer Menge an alternativen Titeln und Produktionsproblemen behafteter Reisser. Der nicht sonderlich gute Film wartet aber mit einem von Gershon Kingsley, einem hochtalentiertem Avantgarde Komponisten , gestaltetem Soundtrack auf, der qualitativ heraussticht. Als Titeltrack benutzt er einfach aber effektiv, eine in Moll umgewandelte Instrumentalversion der Stillen Nacht: Ansonsten kommen dissonante Streicher, perkussiv eingesetztes Klavier und auch immer wieder die Orgel zum Einsatz. Leider sind nicht mehr isolierte Hörbeispiele online. Der komplette Film zum antesten ist hier:
Kingsley ist übrigens der Komponist von "Popcorn", dem wohl ersten elektronischem Welthit von 1969.
Mit Bob Clarks "Jessy- Treppe in den Tod" (Black Christmas) kam dann 1974 der erste Klassiker des Weihnachtshorror Subgenres heraus. Eine Standard Slasher Geschichte, nur nicht an Halloween sondern an Weihnachten spielend. Carl Zittrer ist für die Musik verantwortlich und wiederum ist kein klassischer Soundtrack sondern ein an Minimalismus erinnerndes Werk, dass durch Weihnachtslieder unterbrochen wird und dieselben immer wieder durchbricht. was im Film optisch präsentiert wird, spiegelt sich auditiv in der Musik.
Eine kurze Erwähnung verdient der 1980 erschienene "Christmas Evil"( Lewis Jackson), der als obskur geltend doch inzwischen einen kleinen Kultstatus erworben hat. Zudem er auch in den Grundzügen die Geschichte des später folgenden und sehr erfolgreich gewordenen "Silent Night, deadly Night" vorweg nimmt.
Joel Harris, Julia Heyward und Don Christensen sind die Komponisten des Soundtracks, der sich im Hauptthema betont zuckersüss und harmlos gibt.
1984 kamen dann direkt zwei grosse Würfe des Weihnachtshorrors heraus. Der bereits erwähnte "Stille Nacht-Horror Nacht"( Silent Night, deadly Night/Charles E. Sellier) und "Gremlins-kleine Monster" (Gremlins/Joe Dante). Der erste ist wiederum ein Santa Slasher mit Variationen, der aber bis heute wohl der bekannteste unter ihnen ist. Perry Botkins elektronischer Soundtrack ist ein zeittypisches Gemisch aus Rhythmus und kurzen Motiven und sticht teilweise wie das Messer des Slashers ins Ohr. Zwischendurch kommen aber auch immer mal wieder Christmas Popsongs, ebenfalls aus Botkins Feder, zu Ohr.
Nicht jeder verbindet "Gremlins" mit Weihnachten, obwohl das Setting ganz klar weihnachtlich ist. Und dieser Film war wohl für viele Kinder der Einstieg in das Horrorgenre. Gruselig und lustig, gespickt mit Selbstironie und Filmzitaten kam dieser Monsterfilm daher. Erstklassig auch die Musik, Jerry Goldsmith schrieb mit Augenzwinkern und Spass einen abwechslungsreichen Soundtrack:
Einen Killer Schneemann hatten wir noch nicht, also sollten wir auch kurz "Jack Frost" (Michael Cooney) von 1997 erwähnen. Die Gene eines toten Serienkillers werden mit Schnee vermischt und der Killer wird als Schneemann wiedergeboren. Der Film ist so albern wie es klingt und Chris Anderson und Carl Schurtz Musik springt zwischen Country, Tschaikowsky Zitaten und Synthie Brei hin und her. Der komplette Film ist hier:
Nicht weniger albern kommt der "Gingerdead Man" (Charles Band) von 2005 daher. Aus der Asche eines verbrannten Killers entsteht mit Hilfe einer Backmischung ein Killer Lebkuchenmann. Und trotz dieses grottigen Plots und der miesen Ausführung bekam diese Film noch 2 Sequels geschenkt...
Mit dem Remake "Black Christmas" (Glen Morgan) kam 2006 dann wieder etwas Seriösität in das Weihnachtshorror Geschehen. und obwohl der Film auch alberne Momente hatte konnte Shirley Walker Score zeigen, was sie zu bieten hat. Die lange Zusammenarbeit mit Danny Elfman hat zwar abgefärbt aber ein echter Horrorscore ist am Ende doch herausgekommen:
2015 war wiederum ein Jahr mit gleich zwei erwähnenswerten Weihnachtsgruslern: "A Christmas Horror Story"(Steve Hoban, Grant Harvey, Brett Sullivan) ist wiederum ein Episodenfilm von unterschiedlicher Qualität aber wegen guter Darsteller und gelungener Atmosphäre definitiv sehenswert. der Soundtrack bietet allerdings keine Überraschungen. Weihnachtsgesang und Krach im Wechsel. Alex Khaskin zeichnet sich dafür verantwortlich:
"Krampus" (Michael Dougherty) erzählt einen alten Mythos neu und kommt dabei charmant, gruselig und trotzdem fast kindgerecht daher. Mein Tipp um Kinder ans Genre heranzuführen.
Douglas Pipes ist der Komponist des Soundtracks und einfallsreich und spielt clever mit bekannten Genrezitaten.
Weihnachten kommt jedes Jahr und damit auch neue Weihnachtsfilme..Und auch gruseliges wird wohl wieder dabei sein. und solange der musikalische Grusel dabei abwechslungsreich bleibt, soll es mir, ihrem Evil-Ed Soundtrackologen Recht sein. Frohe Weihnachten allerseits!!! Frank Rinsche
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- Frank Rinsche
- Filmmusik