Freddy vs. Jason (2003) Regie: Ronny Yu
Nachdem bereits für Teil 7 der Jason Reihe ein aufeinandertreffen der Gladiatoren geplant war, aber (aus in der Kritik bereits genannten Gründen) nicht zustande kam, sollte der feuchte Traum eines Horror- und Slasherfans 15 Jahre später in Erfüllung gehen. „Freddy vs. Jason“ wurde Wirklichkeit. Als Regisseur wurde Hongkong-Regisseur Ronny Yu verpflichtet, dessen frühere Filmographie neben Bloodshed-Werken wie „China White“ und „Born Hero“ auch Fantasy-Perlen wie „The Bride with white hair“ („Das unbesiegbare Schwert“) beinhaltet. Seine US-Horrorsporen verdiente er sich mit der Reanimierung einer bereits totgesagten Reihe: „Bride of Chucky“ (Chucky und seine Braut) ging auf Yus Konto. Dieser war dann auch in meinen Augen der beste Teil des gesamten Franchise (Shitstormstart bitte JETZT!). Doch konnte er dem strauchelnden Jason und dem, ebenfalls in der Grube immer schlechter werdender Sequels begrabenen Freddy, ebenfalls bei Fans und Boxoffice neues Leben einhauchen? Nun, die Boxoffice Antwort lautet ganz klar: Ja! Ganze 82 Millionen kamen allein in den USA zusammen bei einem Budget von 30 Millionen Dollar. „Freddy vs. Jason“ war also ganz klar für New Line Cinema ein absoluter Segen und es wurden auch sofort Sequelankündigungen auf den Markt geworfen. „Freddy vs. Jason 2“ war die am wenigsten originelle Variante. Eine Andere, leider nicht zustandegekommene Version sollte „Freddy vs. Jason vs. Ash“ als Titel tragen. Doch hier gab es leider keine Einigung der Produzenten untereinander, weswegen Ash nicht zurückkehren sollte (und nu isser doch wieder da...ÄTSCH!). Doch wie sah es mit den Fans aus? Die Freddy-Fans hatten allen Grund zum Jubeln, denn ihr heissgeliebter Robert Englund trat (leider ein letztes Mal) mit Pizzagesicht und Streifenpulli seine Jagd auf Teenager an. Kane Hodder war auch bereit. Doch Ronny Yu sollte ihm eine Abfuhr erteilen. Das Geschrei der Jason-Fraktion war gross und laut und sollte teilweise bis heute nicht verstummen. Der Legende nach flehte Hodder die Produzenten an, dass sie ihm Jason nicht wegnehmen sollten. Doch es half nichts. Yu suchte nach einem großen, schlanken Jason mit traurigem Blick. Und Hodder war eher eine deutsche Eiche (nur nicht aus Deutschland). Ich kenne viele Leute (hallo Victor), die mit dieser Entscheidung partout nicht klarkommen. Und da frag ich mich, warum? „Kane Hodders Gang war so genial.“ heisst es. Stimmt. Aber in diesem Film nicht notwendig. Dieser Jason läuft eher wie die Gammelzombieversion aus Teil 6. Und seien wir mal ehrlich. Hodder war nicht der Einzige Jason. Ja, er spielte den Walter genau 4 mal, aber keiner dieser Filme war sonderlich erfolgreich. In Teil 9 war sein Auftritt lediglich ein Cameo und auch sein Gang wirkte dort nicht so imposant wie sonst. Klar, in Teil 7 und 10 war er genial, aber tatsächlich passt Ken Kirzingers Variante hier sehr gut. Und jeder sollte sich bewusst sein, dass wir in Teil 1 – 6 ganze acht verschiedene Jason Darsteller zu Gesicht bekamen (Teil 2 und 6 zeigt uns je zwei Darsteller als Jason). Ein kleiner Trost für Hodder Fans: In Teil 8 darf er Kirzinger in einem Diner an die Wand feuern. Justice for all! Wenn man aber nicht kleinlich ist und diese bittere Pille schluckt, stellt sich die Frage, was der Film abseits hiervon zu bieten hat. Und hier scheiden sich die Geister. Zum einen ist ein Aspekt mittlerweile veraltet: Damals fand man den Film recht derbe und war erstaunt über den Splattergehalt. Nun ja, wir befanden uns auch im Jahr 1 vor Saw und 2 vor Hostel u nd diese veränderten die Sehgewohnheiten schließlich in eine weit realistischere Richtung. Schocken kann einen heute also dieser harmlose Splatterreigen nicht mehr. Aber macht der Streifen Spaß? Wir werden sehen. Der Film beginnt mit rotgefärbtem New Line-Logo. Hierzu hören wir das berühmte Nightmarethema mit Ki-Ki-Ki-Ma-Ma-Ma im Finish (wer diesen Text nicht versteht, wird umgehend verdonnert die vorherigen „Freitag der 13.“-Kritiken zu lesen. Ätsch!). Dieser Moment führte damals beim Fantasy-Filmfest zu lauten Jubelstürmen im vollbesetzten Kino. Übrigens eine sehr interessante Erfahrung, die auch gleich zeigt, dass es sich hierbei um keinen reinen Horror- sondern mehr um einen Partyfilm für Freaks handelt. Überall um mich rannten Hockeymaskenträger herum (heutzutage würden sich Teile der Bevölkerung verunsichert fühlen;-) ). Aber auch junge Frauen mit Schlapphut, Streifenpulli und Klingenhandschuh waren anwesend. Aber es kam noch besser. Gleich im Anschluss sehen wir einen Teaser zu allen vorangegangenen „Nightmare on Elmstreet“-Filmen, zusammengefügt mit neuem Material. Hier sehen wir Englund sehr gut auf jung geschminkt ohne und mit Maske. Und die Maske ist ziemlich genial. Diese sieht aus wie damals, nur diesmal mit Gammelzähnen und hellen Kontaktlinsen. Ziemlich eklig. „Ich kann nicht zurückkommen, wenn sich niemand an mich erinnert. Da die Rechte der ersten acht Teile bei Paramount liegen und die restlichen Filme entweder im All spielten oder mit Körpertausch-Jason versehen waren, musste hier neues Material her u nd so erzeugt man direkt zu Filmbeginn mit Augenzwinkern ein weiteres Retrofeeling. Eine reichbeschenkte junge Dame entkleidet sich zum nächtlichen Nacktbaden. Doch Jason ist nicht weit und nach kurzer Zeit endet sie als Schaschlik. Dann jedoch verwandelt sich ihr Gesicht in das von Mrs Voorhees. Leider ist hier nicht Betsy Palmer zu sehen, da diese ihre Szenen als dämlich und keine Herausforderung empfand. Nun gut, dann wird sie halt umbesetzt. Mama war halt notwendig als „Handlungs-Erklärbär“. Diese gibt Jason nämlich Anweisung, die unartigen Kinder in der Elmstreet zu zerhacken. Und hier entpuppt sich auch gleich Freddy als Mrs Voorhees, der Jason für seine Mittel ausnutzt. Wir lernen: Freddy ist eine noch grössere Sau als sonst. Der Film macht Jason zum Opfer Freddys und reißt somit Nicht-Fans automatisch auf die Seite von Walter . Auch Hardcore-Freddy-Fans werden das zugeben müssen. Danach Auftritt der tatsächlich sympathischen Hauptfiguren (die unsympatischen Figuren sind beabsichtigt ätzend). Diese werden recht gut eingeführt, gerade passend für einen Teenie-Horrorfilm. Und dieses Mal ist der Cast durchaus sehenswert. So haben wir hier eine Katharine Isabelle, die Genrefans gewiss noch als pubertierenden Werwolf aus „Ginger Snaps“ kennen. Aber auch Chris Marquette aus „Fanboys“ und Uwe Boll Amokläufer Brendan Fletcher, den man ebenfalls aus „13 Eerie“ kennen sollte (Wer den nicht kennt, umgehend unsere Episode 13 des besten Podcast der Welt downloaden!). Popsternchen Kelly Rowland gibt sich ebenfalls die Ehre und weitere bekannte Gesichter. Hauptfiguren in der Reihe sind Lori Campbell (Monica Keener) und Will Rollins (John Ritters Sprössling Jason Ritter). Diese verkörpern ein unschuldiges, unglückliches Ehepaar. Will wurde nämlich von den Eltern dieser Stadt in eine Klinik gesperrt, da er einst von Freddy träumte. Um den Namen nicht weiter bekannt zu machen, wurden dutzende Kinder in diese Klinik gebracht und mit dem (aus Teil 3 der Elmstreet-Reihe) bekannten Hipnocil behandelt, welches ihre Träume unterdrückt. Nachdem Jason aber in der Elmstreet, in Loris Wohnung, zuschlägt, flieht Will mit seinem Kumpel Mark (Fletcher) aus der Klapse und verbreitet somit den Namen Freddy wieder in der Gegend. Hierbei erzeugt der Film in der ersten Hälfte eine von Fans so lieb gewonnene Nightmare-Atmosphäre. Auch bringt Yu uns den Sprücheklopfer-Freddy zurück (Nose Doctor!), der in Teil 7 mit Abwesenheit glänzte. Doch auch Jason darf von Anfang an Gas geben und das sogar komplett unzensiert onscreen. „Freddy vs. Jason“ hat nämlich seine Eier beim Rating behalten und bekam völlig unzensiert sein R-Rating. Vor allem der erste Elmstreet-Mord ist schön saftig. Ich sag mal, die Matratze ist hin, die kann weg. Im Mittelteil kommt es dann zu einer Rave-Party draussen an einem Maisfeld und hier nimmt der Film plötzlich richtig Fahrt auf. Während Freddy, der endlich wieder zu Kräften gekommen ist, dies mit einem coolen Auftritt in einem Heizungskeller mit dem altbekannten Kratzen der Krallen an den Rohren feiert, läuft Jason auf der Party Amok. Hierbei kommt es auch zu einem Interessenkonflikt der beiden Psychos. Kurz bevor Freddy seinem ersten Opfer die Krallen in den Wanst jagen kann, wird dieses schon von Jason gekillt. Somit sind die Messer gewetzt und der Zweikampf der Giganten entbrennt. Freddy holt sich Jason in seine Traumwelt. Dort hat Freddy natürlich leichtes Spiel mit Jason und findet eine neue Waffe gegen Jason: Wasser! Jawoll! Jason hat Angst vor Wasser!....Ähhhh....seit wann? Er killt in Teil 4 eine Schwimmerin vom Wasser aus. In Teil 6 folgt er Tommy Jarvis freiwillig in den Crystal Lake und von Teil 8, in dem er stundenlang unter einem Rettungsboot hängt, will ich gar nicht erst anfangen....sonst krieg ich schon wieder Brechdurchfall. Wenn man diese Tatsache aber ignoriert (nicht den Brechdurchfall, die Continuity), bekommt seine Angst vor Wasser natürlich Sinn. Eine Flucht durch die Klinik auf der Suche nach Hypnocil und einige Todesopfer später, landet Jason schließlich betäubt im Van der letzten Überlebenden. Lori zieht Freddy aus einem Traum in die Realiät (somit wird auch dem Original gehuldigt) und dann kommts.... Gute Zwanzig Minuten vor Schluss kommt der Moment, auf den alle gewartet haben: Freddy vs. Jason – Let´s get ready to rumble. Die Beiden schenken sich von da an nichts und hacken aufeinander ein, dass es eine Freude ist (außer für die Putzfrau). Erinnerungen an Tom und Jerry...nein, eher Itchy und Scratchy werden wach wenn die beiden Schwergewichte des 80s Horror aufeinander losgehen. Ich spar mir hier jegliche Spoiler, um denen, die „Freddy vs. Jason“ noch nicht kennen, nicht den Spaß zu verderben. Zum Ende möchte ich nur sagen, dass man im Bonusmaterial der DVD oder BluRay ein alternatives Ende zu Gesicht bekommt. Das letztendlich verwendete Ende ist jedoch um Längen besser (und auch kürzer). Ursprünglich war sogar ein Ende geplant, in dem plötzlich Ketten aus dem Boden schießen und sich in den Beiden verhaken sollten. Dann wäre Pinhead aufgetaucht und der Film wäre zuEnde gewesen. Keine schlechte Idee, die Produzenten empfanden das Hellraiser-Franchise allerdings als nicht würdig und groß genug hierfür. Und jetzt bitte nicht aufschreien. Jaaaaaa...Hellraiser ist ein Meisterwerk. Aber alles nach Teil 2 ist Dünnschiss. Und dieser riecht von Sequel zu Sequel immer mehr. Kommen wir zur Punktvergabe...
Fazit: „Freddy vs. Jason“ ist in meinen Augen der perfekte Partyfilm für gestörte Horrorfreaks aus den 80ern (ich erwähnte es bereits, bin aber alt und darf mich deshalb wiederholen). Ich habe diesen Film gefeiert bei seiner Premiere und fühle mich auch heute noch bestens unterhalten. Trotz vieler schwacher „Freitag der 13.“-Filme geht meine Sympathie hier ganz klar an Jason, der dank des wirklich fiesen Freddy schon wie ein tragischer Held herüberkommt. Aber auch Freddy gefiel mir sehr gut. Besonders wenn er beim Anblick von Kelly Rowlands meint: „How sweet, dark meat!“ oder plötzlich panisch wird, als er bemerkt, dass Jason in der realen Welt ordentlich austeilen kann. Wenn ich dem Film etwas vorwerfen muss, dann, dass er verantwortlich für die Entstehung des unsäglichen „Alien vs. Predator“ ist (Erneuter Shitstorm-Start: Jetzt!). Aber den nehm ich mir ganz sicher irgendwann auch nochmal zur Brust.
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