Nightmare Sisters
Was unternimmt ein Meisterregisseur wie David DeCoteau, wenn der Dreh eines Filmes weniger Geld und Zeit verschlingt als geplant? Im Jahre 1988 jedenfalls waren nach dem Dreh des bereits besprochenen und zuerst zu lesenden „Beast You!“ noch 40.000$ und diverse ungenutzte Rollen Film übrig. DeCoteau verpflichtete schnell seine drei Hauptdarstellerinnen Linnea Quigley, Michelle Bauer und Brinke Stevens für einen weiteren Film, dessen Drehbuch innerhalb einer Woche hingerotzt wurde. Da das Geld knapp war, haben die Darstellerinnen ihre eigenen Kostüme entwickelt (die diese nicht lange tragen mussten, keine Bange). Es wurden noch ein paar männliche „Darsteller“ verpflichtet, von denen die Hälfte nur für diesen einen Film vor der Kamera standen (nach Sichtung des Streifens durchaus verständlich). Das Team drehte dann innerhalb von nur 4 Tagen diesen kruden Mix aus Horror und Komödie. Ich selbst entdeckte den Film ein Jahr später, im zarten Alter von 14 Jahren. Zu dieser Zeit konnte ich in der Stammvideothek meiner Eltern mit deren Verleihausweis Filme leihen. Das war damals keine Selbstverständlichkeit, denn im letzten Jahrtausend (jetzt fühl ich mich alt!) durften in Deutschland Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren Videotheken nicht betreten. (Zum Schutze der Jugend mussten diese draussen vor der Tür warten - Angeleint) Der Besitz des Mitgliedsausweises führte dazu, dass sich ein kleiner Kreis von Freunden jeden Freitag und Samstag zum Videoabend traf. Überlicherweise gab es jeweils 3 Filme, die zumeist aus der Horrorecke der Videothek stammten. Einer der ersten Filme war dann auch gleich „Nightmare Sisters“, dessen Cover mit den drei leichtbekleideten Grazien meinem Hormonschub sofort ins Auge fiel. Nach Einlegen des Videobandes wurden die Gesichter in unserer heiteren Runde allerdings lang und länger. Ich war wohl der Einzige im Raum, der dieser Form von trashiger Unterhaltung etwas abgewinnen konnte (vor allem freute ich mich aber auch auf die gute Linnea, die ich bereits durch „Return of the living Dead“ und „Night of the Demons“ zu schätzen gelernt hatte *lechz*). Worum geht es nun in diesem bahnbrechenden Meisterwerk? Der Film beginnt bei einem Wahrsager. Eine Frau namens Amanda (Sandy Brooke – kennt keine Sau) befragt den schlechte Sprüche klopfenden Omar (Michael „Surf Nazis must die“ Sonye) zum Verschwinden ihres Mannes. Omar kann Kontakt mit Selbigem aufnehmen und erfährt, dass dieser eine Liason mit einer Dämonin hatte, welche beim Blowjob mal kräftig haps machte und ihn somit zu Staub verwandelte (!!!). Doch dieses Wissen nützt Omar nichts, denn plötzlich greifen Dämonenhände (die von Linnea Quigley) aus der Kugel und reissen ihm den Plastikschädel vom Rumpf. Amandas Schicksal bleibt ungewiss…sie verschwindet einfach aus dem Film. Nach den Anfangscredits geht’s dann zur Haupthandlung: Diesmal geht’s zur Abwechslung mal um drei weibliche Nerds aus einer Studentenverbindung (die Vielfalt der Figurenzeichnung DeCoteaus ist unglaublich…bei „Beast You!“ waren es noch drei männliche Nerds). Im Einzelnen handelt es sich hier um Melody (Quigley), ein Mädchen mit Loriot-Gebiss („Nehmen Sie doch mal die Maske ab!“). Dann wäre da Marci (Stevens), die neben einer dicken Brille noch die Augenbrauen Theo Waigels geerbt hat. Zuletzt noch Mickey (Bauer im Fatsuit), die als Hella von Sinnen-Double durchaus durchgehen könnte. Da deren Verbindungshaus am Wochenende leer steht (welch Zufall), nutzen sie die Gunst der Stunde und verabreden sich mit drei Studenten zu einem Date. Auftritt : Drei männliche Nerds (verdammt, da sind sie wieder) aus einer anderen Studentenverbindung (die Darstellernamen schenke ich mir – kennt eh niemand!). Das Date beginnt recht unspektakulär. Doch dann kommts Marci auf die Idee, eine Seance mit einer Wahrsagerkugel durchzuführen. In dieser erscheint der Geist Omars, welcher die unansehnlichen Mädels in sexbesessene Dämoninen verwandelt (nackig und ohne Kostümierung). Diese verkrümeln sich flugs ins Badezimmer, wo sie sich dann minutenlang beim gemeinsamen Planschen abgeseifen. Vordergründig eine sexistische Szene, wenn man aber die Szene im Kontext betrachtet….nun ja….auch. Währenddessen tauchen die fiesen Mitbewohner der männlichen Nerds auf, die ich dem geneigten Leser aus Gründen der Belanglosigkeit einfach mal verschwiegen habe. Die Nackidei-Dämonentrullas freut dies gar sehr. Das Schniedel-Buffet ist somit eröffnet…. Ein kurzer Nachtrag: Michelle Bauer steht sowohl hier, als auch bei „Beast You!“ als Michelle McClellan in den Credits. Das liegt daran, dass sie sich zur Produktionszeit im Scheidungskrieg befand und auf ihren Mädchennamen zurückgreifen musste um einer Klage zu entgehen. Fazit: Wer glaubt, schon alles aus dem amerikanischen Horrorsektor der 80er gesehen zu haben, hat die Rechnung ohne DeCoteau und seine Nackideis gemacht. Aus Kritikersicht ein schreckliches Stück Zelluloid-Abfall, das keiner Erwähnung bedarf. Filmisch ist das Ganze eine Katastrophe. Die Effekte lassen die Macher der Ausburger Puppenkiste in schallendes Gelächter ausbrechen. Die Gags sind schlecht bis albern und Spannung gibt’s auch keine. Aber der Spaß, den alle Beteiligten am Set scheinbar hatten, überträgt sich schnell auf den geneigten Trashfan. Ich mag den Film. C.Jürs
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