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31 (2016)
oder
Ein offener Brief an Rob Zombie

 

 

Regie/Drehbuch: Rob Zombie

Darsteller: Sheri Moon Zombie, Meg Foster, Malcolm McDowell, Kevin Jackson, Judy Geeson

ab 2. März auf DVD/BluRay

 


Lieber Rob Zombie, 
ich mag dich wirklich.

 

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Seit ich das erste Mal, irgendwann Mitte der 80er in einer Fangoria glaube ich, einen Artikel über dich gelesen habe, warst du auf meinem Radar. Gut, mit deiner Horror-Metal-Trash-Musik konnte ich nie so recht etwas anfangen und optisch würde ich dich auch nicht gerade als ein Vorbild für mich bezeichnen, aber ich habe damals direkt gemerkt, dass wir zumindest in einer Beziehung aus einem Holz sind. Wir sind beide große Horrorfilm-Fans und unsere Lieblingsfilmlisten dürften etliche Überschneidungen aufweisen.

Ich habe damals bereits bewundert, wie überzeugt du davon warst einmal ein großer Horror-Regisseur zu werden und wie du schon im Alter gerade mal 20 Jahren wusstest, dass das Genre neues Blut brauchte. Auch deine frühen Musikvideos mit der kruden Mischung aus dem damals üblichen Videostyle und einer gewissen an Texas Chainsaw Massacre angelehnten Aesthetik fand ich echt interessant.

 

 

Weisst du Rob, auch deinen Film mag ich sehr.

Was meinst du mit „Welchen“?

Ich rede von dem Film, den du uns seit „House of 1000 Corpses“ immer wieder mit einem anderen Titel präsentierst. Du weisst schon, diese Mischung aus allen möglichen Zutaten aus anderen, älteren und besseren Filmen. Der Film mit der Hillbilly-Familie, deren Wortschatz scheinbar hauptsächlich aus 4-Letter-Words zu bestehen scheint und die in die Fänge irgendwelcher Irren geraten, deren Wortschatz zumeist aus 4-Letter-Words besteht. Du weisst schon, der Film, in dem dann alle diese Abziehbilder von Charakteren bis auf einen umgebracht werden und an dessen Ende die Bösen übrig bleiben und mittels eines Rockklassikers der Nachspann eingeleitet wird.

halooWas sagst du? Du hast auch andere Filme gedreht – echt jetzt?

Etwa „Halloween“, der zu 50 % von einer Hillbilly-Familie handelt, die....und dessen zweite Hälfte ein exaktes Remake von Carpenters Klassiker ohne die Klasse desselben ist? Oder „Halloween 2“, dessen erste Hälfte ein Remake des Rosenthal-nicht-ganz-so-Klassikers ist und dessen zweite Hälfte von einer Hillbilly-Familie erzählt, die....?

Oder „Lords of Salem“, in dem du Rosemarie (in Erwartung ihres Teufelsbabys) in ein Haus voller Hillbillys gesteckt hast?

Okay, in deinem aktuellen Chainsaw Massacre Remake namens „31“ heben sich zumindest die Bösen etwas heraus, da sie sich durchaus kultiviert ausdrücken, aber dafür sind deine Hauptcharaktere komplett im Schimpfwörter-Topf untergegangen.

„Steck dir doch deine Finger selbst in deine ausgeleierte Votze!“,

das sind Dialoge, die ich nicht hören will. Ich bedauere die armen Synchronsprecher die diesen Müll von sich geben mussten.

 

Hör mal Rob, du kleiner Horror Tarantino,

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Ich finde es toll, dass du Horrorfilme magst und dass du uns an dieser Liebe teilhaben lassen willst. Aber was zu viel ist, ist zu viel.

Schauen wir uns doch mal „31“ genauer an. Wir beginnen mit einem Kleinbus voller unsympatischer Menschen im Jahr 1976, deren Unterhaltungen sich durch einen expliziten Wortschatz auszeichnen.

Sozusagen “Texas Chainsaw Massacre” mit Leuten, gegen die Franklin aus dem Originalfilm nicht nur liebenswert, sondern vor allem von nahezu „Einsteinscher“ Genialität ist.

 

Merkst du was Rob?

An Franklin konntest du dich gerade genau erinnern, meinst Du das wird in 40 Jahren Leuten auch bei den Gestalten, die durch „31“ laufen, gelingen?

Nach einigen Pippi-Kacka-Witzen gerät die verfickte Scheißgruppe dann in die Fänge von bösen Wichten unter der Leitung von Malcolm McDowell, der in einer alten Fabrik scheinbar eine Art privaten „Running Man“ veranstaltet.

31 02Fortan verlassen wir die texanische Sonne, leider aber nicht die sonnige Sprache unserer Protagonisten, und betreten das abwechselnd blaue und orange Reich des Gegenlichts, für das wir Ridley Scott auf ewig dankbar sein werden.

Nun machst du lieber Rob endlich alles besser als je zuvor – zumindest stelle ich mir vor, dass es das ist, was du versuchst.

Die unsere Helden jagenden Killer sind eine Zitatensammlung aus der Filmgeschichte. Da gibt es einen Joker-Verschnitt im Nosferatu-Mantel, gleich 2 Irre mit Menschenhautmasken und Kettensägen, ein Harley Quinn Double und so weiter und so fort.

Das Ganze hat keinerlei Zusammenhang und dient nur dazu möglichst viele Splattereinlagen in das dürftige Handlungsgerüst einzufügen. Diese Einlagen werden dann auch noch in Anlehnung an andere Filme inszeniert, was besonders negativ bei einer im Stroboskoplicht inszenierten Sequenz auffällt, in die dann ala Captain Howdy Einzelbilder eingeschnitten sind.

Sorry Rob, das hat beim Exorzist funktioniert, da um diese Szenen ein Film herum gestrickt war.

31 04Es ist auch sehr schön, dass du die moderne Technik komplett ausnutzt. Comicpanel-mässige Überblendungen, S8-Film Style, klassische Bild-zu-Bild Überblendung, ausgelassene Bilder bei Actionszenen und die allgegenwärtige und verachtenswürdige Shakey Cam. Alles hast du drauf – echt Klasse.

Aber bitte Rob, muss das immer alles in einem einzigen Film auftauchen? Ich weiss, ja, dass es schwer ist, die Generation ADS lange genug von ihren Handys aufgucken zu lassen um einer Szene zu folgen, aber bei manchem Schnickschnack hat man echt das Gefühl als habe man zwischenzeitlich den Film gewechselt. Das passt alles irgendwie nicht zusammen, sorry.

Da kann man nur Darth Vader zitieren:
„Don`t be too proud of this technological terror you constructed.”

 

Rob, ich mag auch, dass du ein Auge für schöne Visuals hast.

31 09„31“ ist wirklich zu großen Teilen recht schick anzusehen. Einzelne Einstellungen könnte man sich direkt ausdrucken und rahmen. Das haste echt drauf Rob.

Leider passen die Bilder nicht zu der erzählten „Geschichte“ und zu den „Figuren“ und es hat genau einen Grund, warum ich die beiden Begriffe in Anführungszeichen gesetzt habe und der bist ganz alleine du, denn du hast auch diese Entschuldigung für ein Drehbuch verfasst, die du in diese schönen Bilder umgesetzt hast.

 

Auch deine Frau ist wirklich toll, Rob.

Sheri Moon ist wirklich ein toller Anblick und sie sieht wirklich bedeutend jünger aus als sie wirklich ist. Ein toller Körper, schöne Haare, ein mitreißendes Lächeln und ich schätze mal, dass sie im Privatleben auch eine witzige und liebenswerte Partnerin ist. Um es mal mit deinen Worten zu sagen – sie ist ganz sicher auch gut zu ficken.

sheri31Aber mal ganz im Vertrauen Rob, wir sind ja hier unter uns, die kann sich doch noch nicht einmal aus einer feuchten Papiertüte rausspielen. Nehmen wir doch mal eine Szene aus „31“, in der sie sich angstschlotternd in einer Toilette versteckt – oder besser gesagt sich angstschlotternd in einer Toilette verstecken soll.

Hast du da beim Schnitt auch mal auf das Gesicht deiner Angetrauten geguckt? Bist du echt der Meinung, diese Mimik passt zu dem, was sie ausdrücken soll?

Na siehste.

Mein Vorschlag – geb ihr einfach kleinere Rollen, vielleicht als taubstumme Stripperin irgendwo im Hintergrund oder als Poster im Wohnwagen eines deiner Protagonisten. Mir würde das reichen und ich glaube den meisten anderen Zuschauern auch.

 

Trotzdem kannst du beruhigt schlafen Rob,
denn du hast ja viele Freunde aus dem Buisness.

Es ist auch wirklich toll, dass die alle in deinen Filmen mitspielen wollen, selbst wenn sie nicht extra dafür am normalen Set auftauchen.

Gelle, du hast geglaubt wir merken das nicht, sei doch mal ehrlich.

31 07Denken wir doch z.B. mal an Margot Kidder, die in „Halloween 2“ ihr Büro nie verlassen hat. Oder jetzt in „31“, wo Malcolm McDowell und die großartige Judy Geeson, mit gepuderten Perücken und weiß geschminkten Gesichtern, in all ihren Szenen in einem Raum stehen, der nun aber auch gar nichts mit der restlichen Handlung zu tun hat.

Malcolm hat sich sicherlich bei der Premiere des Filmes an die von Caligula erinnert, aber vielleicht war das ja auch eine weitere deiner Hommagen.

Zu Gute halten muss man dir aber, dass zumindest TV-Altstar  Meg Foster diesmal zum Hauptcast gehört, selbst wenn man in der Reliefkarte ihres Gesichtes mittlerweile ihre gesamte Vergangenheit lesen kann.

 

 

Aber Rob, in gewisser Weise mag ich auch „31“.

Trotz aller Schwächen und Anlehnungen an bessere Werke ist der Film zumindest nicht langweilig. In der ersten Hälfte kann man sich an den auf den Unterleib gezielten Dialogen abreagieren und wenn dann das Gematsche los geht, ist der Film zumindest konsequent blutig und scheut sich auch nicht davor ab und an mal wirklich drastisch zu werden.

31 01Für deutsche Kinozuschauer dürfte das zumindest ein Grund sein, mal ein Ticket zu lösen, denn bei so manchen Szenen (Nazi Symbolik all überall, menschenverachtende Gewalt) wundert man sich doch tatsächlich, dass der Film es ungeschnitten über den großen Teich geschafft hat.

Ansonsten bleibt noch anzumerken, dass die Synchro durchaus gelungen ist, obwohl ich – wie schon oben erwähnt – die Synchronsprecher nicht beneide. Ich hätte gerne mal zugesehen, wie die das Dialogbuch gelernt haben.

Das hat vermutlich ausgesehen wie ein Schulausflug der Tourette-Gruppe der städtischen Nervenklinik.

In diesem Sinne:

„Und dafür habe ich extra meinen Schwanz aus dem Arsch einer Nutte gezogen!“

 

Übrigens Rob - der Zocki hat eine etwas andere Meinung zu deinem Werk,

vielleicht richtet dich das wieder ein wenig auf:

u

 

 

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