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Most likely to die (2015)
Most likely to die

Regie: Anthony DiBlasi 

Darsteller: Chad AddisonTess Christiansen,
Perez Hilton, Jake Busey


A
KTUELL AUF
NETFLIX

 

Kommen wir heute einmal zu einem Film, der sicherlich nicht jedem gefallen wird.

„Most likely to die“ ist ein Slasher – und zwar genau das und nichts anderes. Aufgrund einer reichlich simplen Grundgeschichte (diesmal ist es ein Klassentreffen) wird hier Garn gesponnen, dessen Hauptbestandteile ein düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit der Hauptcharaktere, ein verkleideter Killer und eine ausreichende Menge an Filmblut und Latex sind.

"Die zehn kleinen Negerlein halt", wie üblich.
(Ups, darf man das eigentlich noch sagen? Okay, okay, ich nehms zurück.)
"Ten little Indians", so nannte Agatha Christie das damals.
(Ja, das ist besser!)

ml01Nicht mehr und – glücklicherweise - auch nicht weniger erwartet den Zuschauer, wenn er sich den Film bei NETFLIX (wo er im September 2016 WELTWEIT gleichzeitig erschienen ist) anschaut. Normalerweise wäre das schon fast Grund genug für einen absoluten Verriss, wären da nicht einige Punkte, die mir bei der Sichtung aufgefallen wären und die dieses kleine (für gerade mal 500.000 $ produzierte) Filmchen aus dem Wust der Veröffentlichungen herausheben und ihn zu einem EVIL ED Movie machen.

Zuerst einmal sollte man den Regisseur Anthony DiBlasi erwähnen, dessen Karriere ich bereits seit seinem Erstling, der genialen Clive Barker-Verfilmung „Dread“ (2009) genau verfolge und der mich mit „Missionary“ (2013, englisches Review hier) und spätestens mit „Last Shift“ (2014, englisches Review hier) davon überzeugt hat, dass es tatsächlich noch neue Genre-Regisseure mit einem eigenen Stil gibt.

Sein ganz spezielles Talent ist es selbst in den absurdesten Geschichten glaubhafte Figuren auf die Leinwand zu zaubern und so verhält es sich auch mit „Most likely to die“. Bereits vor dem Vorspann lernen wir zwei Darsteller und ihre Figuren alleine durch ein Telefonat genauer kennen, als es den vielen modernen Regisseuren in einer gesamten Spielfilmlänge gelingt. Ebenso talentiert erweist sich DiBlasi in Bezug auf das „World-Building“ - wenn sich der unheimliche Killer im Verlauf des Vorspanns sein Kostüm und seine Maske zusammenbastelt, weiß man als Zuschauer genau, in welch einem Film man sich befindet. Da geht das Herz eines alten Slasher-Fans sofort auf.

In den folgenden 30 Minuten nimmt sich der Film dann etwas Zeit um seine Figuren sauber einzuführen, was ihm auch – dank eines starken Scripts von Laura Brennan – ganz vernünftig und ohne große Langeweile gelingt.

ml04Wenn der Zuschauer diese Hürde dann überwunden hat und das Schlachtfest beginnt, hat man das Gefühl eine Zeitreise in die wilden 80er angetreten zu haben. Geschickt wird die Intensität der handgemachten Splattereffekte von Sequenz zu Sequenz gesteigert, während sich die Protagonisten durchweg dämlich verhalten und sich der Killer als der Teleportation fähig erweist. Alles wie in der guten alten Zeit halt – einzelne Opfer werden von der Gruppe separiert, blutig zu Hackfleisch verarbeitet, dann geschickt versteckt, so dass der nächste darüber stolpern muss. Am Ende gibt es dann noch einen „überraschenden“ Plottwist und ein offenes Ende und wenn der Nachspann rollt, ist man erstaunt dass man trotz aller Klischees und Dämlichkeiten gut unterhalten wurde.

Eine tiefe Geschichte, großartige schauspielerische Leistungen oder Überraschungen sollte man halt von einem Slasher nicht erwarten.

ml02Sicherlich ist „Most likely to die“ in kreativer Weise – speziell nach dem oben erwähnten „Last Shift“ - auf den ersten Blick ein Rückschritt in der Karriere von DiBlasi, objektiv betrachtet ist es aber eine Verbeugung vor einem Horror-Untergenre dass durch Folterporno-Einflüsse und CGI-Schlachtfeste verwässert wurde. Zusätzlich gibt der Film dem Zuschauer mit der Figur des Killers – im Nachspann nur „Graduate“ genannt und von „John Doe“ gespielt – und speziell dessen ganz eigenen „Waffe“ eine schöne Alternative zu Freddy, Jason, Michael und Co.

Letztlich könnte man noch den Gastauftritt von Jake Busey erwähnen, der leider sehr kurz ist und offensichtlich nichts mit dem restlichen Film zu tun hat. Als einen schönen Insidergag hat man ihm – dem Mann mit „48 Zähnen und alle oben“ - gerade diese Beisserchen schön makeup-mäßig eingegilbt, was von mir zumindest mit einem großen Lacher honoriert wurde.

Alles in allem ist „Most likely to die“ mit Sicherheit keine Offenbarung, aber für Fans von verrückten Psychokillern mit Entzugserscheinungen ist er auf alle Fälle einen Blick wert, zumal er ja auch „nichts kostet“ wenn man ein Netflix-Abo hat.

 

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DFquer 

 

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