(USA 1985) Regie/Buch: William Malone Darsteller: Stan Ivar, Wendy Schaal, Klaus Kinski
Lange ist es her, da war ich wie die meisten kleinen Jungs im Science-Fiction-Fieber, spielte mit Star-Wars-Figürchen und träumte davon, Astronaut zu werden. Dass man dazu gut in Physik und anderen technischen Fächern sein sollte (also genau der Bereich gefragt war, in dem ich in der Schule von Jahr zu Jahr schlechter wurde), spielte keine Rolle, Raumfahrt war für mich damals eine Sache, bei der man mal eben mit Überlichtgeschwindigkeit davon düst, sich mit Lichtschwertern verkloppt und große Abenteuer erlebt.
Doch drücken wir die Fast-Forward-Taste und springen in die Gegenwart. Heute, mit 41, ist mir selbstverständlich bewusst, dass es da so einen Film von Ridley Scott gibt, der fast die gleiche Thematik hat und nur als Meisterwerk bezeichnet werden kann. Und dass der „Titan Find“ eines von zahllosen B-Movies ist, das mit deutlich weniger formalem Geschick, sparsamerer Ausstattung, dafür aber gesteigertem Splatteranteil am kommerziellen Erfolg dieses großen Vorbilds partizipieren wollte.
Irgendwann in der Zukunft ringen zwei größere Raumfahrtfirmen um die Vorherrschaft im Weltraum. Die Amerikaner sind unter dem Namen NTI vertreten, als Gegenspieler fungieren mal wieder die Deutschen, deren Konzern auf den Namen „Richter Dynamics“ hört (scheinbar ging man 1985 davon aus, dass das mit der Wiedervereinigung nie was wird, der Introtext erwähnt ausdrücklich Western Germany und erspart uns darum den „VEB Sozialistische Interstellar-Expeditionen“). Die NTI hat dabei den Saturnmond Titan ins Visier genommen, weshalb dort zwei Astronauten ungelenk in einer archäologischen Ausgrabung herumstapfen, schusseliger Weise einen der dort befindlichen Kanister beschädigen und dadurch die „Creature“ freisetzen.
Etwas später – die erste Titan-Expedition ist inzwischen verschollen und eine gar nicht mal so schlecht getrickste Raumstation von einem verdächtig nach Zombie aussehenden Kamikazepiloten abgeschossen worden – landet ein zweites Team von NTI auf dem Titan, um Licht ins Dunkel zu bringen. Stattdessen stellt man aber fest, dass bereits die Deutschen da sind, das Raumschiff geht zu Bruch und innerhalb der Crew gibt es Kompetenzgerangel, aber auch eine kleine Sexszene zwischen zwei vermeintlichen Sympathieträgern (spätestens seit „Psycho“ sollte man allerdings wissen, dass im Horrorgenre auf solche Bezugspersonen keinerlei Verlass ist).
Nur leider gelingt es Malone an keiner Stelle, aus dieser Prämisse ein spannendes Verwirrspiel à la „The Thing“ zu machen, obwohl das 1951er Original sogar direkt zitiert wird. Stattdessen fallen nach bewährtem Schema F nach und nach diverse blödsinnig agierende Weltraumkasper dem Viech oder seinen Handlangern zum Opfer, bis es schließlich mit einer Bombe in den Orkus geblasen wird.
Unfreiwillig komisch hingegen gerät die von Diane Salinger gespielte „Sicherheitsexpertin“ (hüstel!), die als streng blickende und wortkarge Weltall-Domina die angeblich einzige vorhandene und obendrein nutzlose Schusswaffe dabeihat – was gegen später aber kein Hinderungsgrund dafür ist, dass einige andere potentielle Kreaturenhappen ebenfalls mit Laserpistolen herumfuchteln (vielleicht lagen die ja aber auch dem deutschen Raumschiff herum, egal, die Creature lässt sich davon nicht beeindrucken, aber den inzwischen besessenen Kinski muss man ja auch mit irgendwas kleinkriegen, bevor er endgültig allen die Show stiehlt). Wirklich kompetent wirkt aber auch sonst niemand an Bord, was allerdings auch dem Umstand geschuldet ist, dass Malone die technischen Basteleien der Crew mit fast schon wieder putzig wirkender Naivität inszenierte. Da werden einfach mal irgendwelche Kabel sinnlos umgestöpselt, damit man die metallenen Bodengitter des Raumschiffs in einen Creature-Grill umfunktionieren kann, dazu gibt es Techno-Babbel wie auf der USS Enterprise und dass man in einer jahrtausende alten Ausgrabungsstätte mal aufs Geratewohl an den Rädchen einer Lichtorgel dreht versteht sich von selbst.
Obwohl „Titan Find“ nüchtern betrachtet kein guter Film ist sondern eher das Werk eines ambitionierten Genrefans darstellt, der hinsichtlich Dramaturgie und Schauspielerführung noch einiges zu lernen hatte, so dass „Titan Find“ in Summe einfach nicht richtig rund läuft und sichtlich gestreckt wirkt, ist er doch solide genug, um ihm vielleicht endlich einmal eine akzeptable Veröffentlichung zu spendieren. So wie dies in den USA geschehen ist, wo ihn William Malone 2013 in einer restaurierten Fassung auf DVD herausbrachte, die den Film erstmals im korrekten Breitbildformat zeigt, was ihn stellenweise fast aus den Niederungen der Schundproduktion erhebt.
Alexander
[1] Klewer, Detlef: Alptraum Splatterfilm. Der Splatterfilm, Band 2. Hille 1998, S. 91 [2] https://www.podcastone.com/episode/Bill-Malone-and-Tommy-McLouglin
Nachbemerkung: Der Film erscheint Ende Januar von Alive-Film auf DVD (siehe auch untenstehenden Link). Über Qualität oder eventuelle Extras können wir natürlich noch nichts sagen, allerdings wurde "Creature" erst kürzlich in den USA in einer neuen HD Restauration auf verschiedenen Festivals gezeigt. Man darf also Hoffnung haben.
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