Forbidden World Teil 1 der Reihe „Phantastische Klassiker“ von ANOLIS Regie: Allan Holzman Drehbuch: Tim Curnen, Jim Wynorski Make-Up-FX: John Carl Buechler Darsteller: Jesse Vint, Dawn Dunlap, Linden Chiles, Michael Bowen
Von allen ALIEN-Ripoffs, die in den frühen 80er Jahren die Kinoleinwände überfluteten war „Mutant“ für mich immer schon das Beeindruckenste, was zum großen Teil sicher auch daran lag, dass er – zu einer Zeit, in der es, ob der zu erwartenden geschnittenen Fassungen, begann ein Risiko zu werden in einen Horror- oder Science Fiction-Film zu gehen – tatsächlich mit einer Freigabe ab 16 Jahren ungeschnitten lief. Fortan war das für unsere Clique aus Filmbekloppten immer der Film mit dem „Krebsende“, der dann auch später auf Video einer unserer Lieblinge bleiben sollte.
Der Film gehört sozusagen zu einer Trilogie aus Weltraumfilmen der Corman Factory, die mit „Battle beyond the Stars“ (Sador-Herrscher im Weltall - 1980), einem popcornbunten Star Wars Rip-Off, dass sich an den Sieben Samurai orientierte und John Boy Walton in einer Hauptrolle aufbot und „Galaxy of Terror“ (Planet des Schreckens – 1981), einem eher splatterigen Epos, in dem unter anderem Freddy Krüger und eine notgeile Nacktschnecke auftauchten, begonnen hatte. Da aus letzterem Film noch einige Sets standen, dank der überaus pfiffigen Planung von Corman auch noch ein Drehtag übrig war und sich gerade ein junger Schauspieler mit einem eigenen Roboterkostüm bei New Line beworben hatte, verdonnerte der Schlockmeister den Cutter des letztgenannten Filmes, der Ambitionen gezeigt hatte als Regisseur zu arbeiten, dazu, eine generische Eröffnungssequenz zu einem weiteren Weltraumabenteuer zu inszenieren.
Auch wenn niemals so wirklich klar wird, gegen wen Mike da in den Weltraumkrieg zieht und auch über die Gründe dafür nur spekuliert werden kann, war dieses Opening damals im Kino ein echtes Erlebnis, dessen Wirkung man heute – selbst bei der vorliegenden HD-Fassung- nur erahnen kann, die Zuschauer waren, im wahrsten Sinn des Wortes, geflasht.
Überraschender Weise ist bei Hausers Experimenten etwas schief gegangen und nun schleicht der titelgebende Mutant durch die Station und verwandelt sich, der Vorlage gerecht, immer wieder auf absonderliche Weise bis er am Ende – der Krebs halt – von Mike in die ewigen Jagdgründe geschickt wird. Dabei entwickelt der Film aber, bei allen Anlehnungen an Alien, tatsächlich ein paar neue Ideen, die ich hier aber natürlich nicht verraten werde.
Für mich persönlich am Erstaunlichsten ist allerdings, dass ich bei der Sichtung der HD-Version tatsächlich das Gefühl hatte, den Film zum erstem Mal seit dem Kino wieder wirklich gesehen zu haben. Sicherlich hatte ich – wie eigentlich jeder in meinem Bekanntenkreis – damals eine VHS-Kopie und diese schrubbelte auch recht oft über die Köpfe meiner Recorder, aber erst im Jahr 2017 konnte ich wieder all die Details erkennen, die ich schon damals – in einer meiner frühen Filmkritiken, die im übrigen NICHT veröffentlicht wurde, da die Macher des Science Fiction Fanzines für die sie geschrieben wurde, mit dieser Art „doofer SciFi“ nichts anfangen konnten – bewundert hatte.
Somit ist „Mutant“ also in dieser Form ein Film, den man als alter Fan des Streifens tatsächlich auch in HD immer noch geniessen kann und der erstaunlich gut gealtert ist. Junge Menschen, die ihn nicht kennen werden wahrscheinlich höchst beeindruckt von diesem herrlichen B-Movie sein.
Zum Mediabook von ANOLIS
Den Film selbst gibt es in gleich drei verschiedenen Fassungen zu bewundern. Da wäre zuerst einmal die US-Version, die natürlich auch mit dem Kinotitel „Forbidden World“ daherkommt, sowie die deutsche Kinofassung, die ein ganz besonderes Unikat darstellt. Im Gegensatz zur sonst üblichen Verfahrensweise wurde hier nämlich nicht nur der Titel „eingedeutscht“ (bzw. in diesem Fall zum Produktionstitel „Mutant“ zurückgeändert), nein, der Film wurde sogar um ganze 5 Minuten verlängert, in dem man die Raumschlacht vom Anfang nochmals ans Ende schnitt und nur ein wenig anders synchronisierte. Somit handelt es sich bei dieser Version um ein echtes Sammlerstückchen, dass es weltweit in dieser Fassung sonst nirgendwo zu bewundern gibt. Darauf gehen auch Ingo Strecker und Pelle Feltsch in ihrem großartigen und zum Brüllen komischen Audiokommentar ein, der in etwa so klingt, als habe man Eddies vors Mikrophon gelassen. Bitte mehr davon ANOLIS. Trotzdem handelt es sich bei der deutschen Version aber nicht um die längste Fassung des Filmes, denn diese wird uns im Mediabook auf einer Extra-DVD präsentiert. Exklusiv für diese Veröffentlichung gibt es nämlich den Original Directors Cut von „Mutant“, der aus dem Privatbesitz von Regisseur Allan Holzman stammt. Bevor der Film nämlich als „Forbidden World“ in die US-Kinos kam hatte Corman selbst ihn um fast 8 Minuten kürzen lassen, da er mit den von Holzman bewusst eingebrachten komischen Elementen nichts anzufangen wusste und der Meinung war der Humor würde den Film genremässig verwässern.
Damit ist aber auf dieser Veröffentlichung noch lange nicht das Ende erreicht, denn zusätzlich finden sich hier auch noch ein interessantes Making Of mit diversen Interviews, eine kleines Interview mit Roger Corman zum Film und ein Report über die Spezialeffekte von John Carl Buechler, bei der man doch einige interessante Details zu den Produktionsbedingungen im Hause Corman erfährt. Der US und der deutsche Kinotrailer, diverse Werberatschläge, ein witzig von Ingo Strecker geschriebenes und hinreissend bebildertes Booklet und eine Bildergalerie runden das Paket ab. Somit ist dieses Mediabook, das mit 2 verschiedenen Covermotiven daherkommt, ein Pflichtkauf für jeden Eddie, für jeden 80er-Jahre-B-Movie-Fan und für jeden Genrefan, der heutige Hochglanzproduktionen satt hat – also eigentlich für jeden, der bis hierher mitgelesen hat. dia ![]()
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