(Frankreich 2012) Regie: Cédric Dupuis Darsteller: Olivier Bureau, Céline Berti, Mickaël Collart Jetzt als limitiertes Mediabook von 8-Films
Ich hasse Fake-Snuff-Filme, in denen es um nichts anderes geht, als Ekel zu erzeugen. Billigst in einem Badezimmer, einer Küche oder einem sonst wie leicht zu reinigenden Raum runtergekurbelt, geht es in diesen Werken nur darum möglichst drastisch mehr oder weniger künstliche Körper zu zerstückeln, mit Filmblut und echten Gedärmen herumzumatschen und (als Gipfel des Ganzen) dem gesamten Matsch mit echten Körperflüssigkeiten zu vermengen. Ein „gutes“ Bespiel – und meine detaillierte Meinung zu diesem Genre - habe ich ja mit meinem Review zur „Snuff Tape Anthology“ bereits dargelegt.
Vorhang auf also für „Making Off“, der von der äußeren Präsentation her genau diesem Untergenre entspricht, mir aber vom Verleiher mit den Worten: „Der Film verdient einfach mehr Aufmerksamkeit!“ übersandt wurde. Nun gut, ich lasse das mal so stehen...
Uih uih uih, da macht sich bei mir etwas Angst breit. Um das Booklet, die Extras (Making Off Making of) und den beigelegten Bonusfilm inklusive Extras kümmern wir uns am Ende dieser Kritik, es wird Zeit sich mit dem Film zu beschäftigen. Die beste Zeit für einen Film dieses Genres? Sonntags abends nach einem arbeitsreichen Wochenende, Tütchen Chips, ein kühles Glas Bier und ab geht´s.. Zu Beginn des Filmes von Jungregisseur Cédric Dupuis lernen wir den, von Olivier Bureau gespielten, Jungregisseur Cédric Dupuis kennen, der sich im blutverschmierten T-Shirt in einem ebensolchen, mit Plastikfolie ausgekleideten, Raum vor die Kamera setzt. Er stellt sich vor und weist uns darauf hin, dass es sich bei „Making Off“ nicht um einen Film, sondern um ein Making Of handelt. Schwarzblende und wir werden als Kamera aus einem Karton geholt. Oh mein Gott – Wackelkamera, auch das noch... Doch bereits jetzt zeigt der Film, dass er bedeutend mehr ist als das, was ich ihm zugetraut hätte, denn wacklig ist das Ganze nur ganz zu Beginn, wenn unser Hauptdarsteller seine Kamera kurz nach Erwerb ausprobiert und beschließt Filmregisseur zu werden.
Nun handelt es sich beim Film-Cédric aber in keinster Weise um einen begnadeten Künstler, oder etwa um die Wiedergeburt von James Whale oder George A. Romero, sondern um eine wirklich herrliche Parodie auf Amateurfilmregisseure mit einem Hang zur Selbstüberschätzung, der aber zumindest nach einigen Filmminuten ein Stativ zur Verfügung hat. So kommt es wie es kommen muss, das gefilmte Material des ersten Drehtages entpuppt sich als ein großer Haufen Fäkalien, die Schuld dafür sucht Cédric natürlich alleine bei seinen Mitstreitern. Nebenher hat er auch noch Probleme mit seiner Freundin, die die Genialität seiner Idee, den Job zu kündigen und sämtliche Ersparnisse in sein Filmprojekt zu stecken, seltsamerweise nicht versteht und sich nicht als Stützpfeiler in der Not erweist.
Womit wir beim Fleisch des Filmes angelangt sind. Was nun folgt ist tatsächlich eine Metzelorgie von fast einer Stunde Länge. Nach und nach dürfen alle Mitspieler ihrem Schöpfer gegenübertreten, während uns Cédric selbst, vor der Kamera und als Of-Screen-Narrator, darüber informiert was in ihm vorgeht und was seine künstlerischen Intentionen sind.
„Es war eigentlich eher ein Zufall, aber es brachte mich auf eine Idee...“ Durch diese Art der Ironisierung (und mit Hilfe einiger verblüffend guter handgemachter Effekte) wird dem Zuschauer deutlich, was dort gerade versucht wird. Der echte Cédric Dupuis ist bemüht, jedem Zuschauer seine persönliche Grenze vorzuführen. Beginnend mit einem wirklich toll gemachten Schockeffekt, der den ersten Mord einleitet und mich zumindest, ob der der wirklich gelungenen Inszenierung erstaunt hat, endet er bereits diese erste Sequenz mit der Vergewaltigung der Leiche. Starker Schock und wirklich gut gefilmt, aber kriegt mich nicht.
„Für die Nächste habe ich mir etwas ganz besonderes ausgedacht.“
„Ich werde jetzt Scheisse fressen.“ Ja, macht er. Sieht gut aus, schön eklig und anders als erwartet. Kann er mich aber auch nicht wirklich mit rumkriegen. Diesmal gab es die Vergewaltigung zur Abwechslung mal vorher.
„Was kann ich Euch denn noch bieten?“ Eine Hommage an einen Stephen King Film zum Beispiel? Viel zu lang und viel zu schlecht getrickst, um zu funktionieren, obwohl ich die Darstellung des Opfers bewundere. Ja, es darf auch vergewaltigt werden.
„Geht Euch das zu weit? Gut, machen wir eine Tierpause...“ Okay, damit hat mich der gute Cédric dann doch erwischt und zwar weit vor dem Ende des Filmes, denn in Bezug auf Kreativität beim zerstückeln und missbrauchen menschlicher Körper und –teile, ist er in der Lage noch einiges drauf zu legen. Am Ende leitet uns Cédric – die Filmversion – dann mit einem Monolog aus dem Film, der eine ähnliche Wirkung erzeugt wie das Ende von „Funny Games“. Generell ist ein Vergleich mit dem österreichischen Runterzieher, dem belgischen Meisterwerk „Mann beisst Hund“ und auch in gewisser Hinsicht „A Serbian Film“ nicht ganz so abwegig, die letzten beiden erklärt Regisseur Cédric Dupuis ja auch in den Extras zu Vorbildern.
Netterweise macht er sich aber gleich auch noch dabei über die Hardgore-Fraktion selbst lustig, in dem er sie mit einer stringenten Handlung und versteckten ironischen Spitzen immer wieder angreift, so dass ich nicht alleine beleidigt sein muss. Der Verleiher hat recht – „Making Off“ hat mehr Aufmerksamkeit verdient, vor allem von Leuten, deren IQ höher ist als die Zimmertemperatur. Vor allem aber hat Regisseur Cédric Dupuis mehr Aufmerksamkeit verdient, denn was er teilweise an Musik- Bildkombinationen auf den Schirm zaubert ist atemberaubend. Die bereits erwähnte Beatbox-Szene ist dafür nur ein Beispiel, viele weitere äußerst kreative Ideen finden sich über den ganzen Film verteilt.
ZUM MEDIABOOK VON 8-Films Wie oben bereits erwähnt scheint das MB aus der gleichen Produktion zu kommen wie die schicken Hammer-Books von Anolis. Dahingehend gibt es nichts auszusetzen. Das Booklet allerdings ist optisch eher schwach gestaltet und stört ein wenig die Eleganz der Veröffentlichung.
Auf der zweiten CD befindet sich der Bonus-Kurzfilm „Undercover Mistress“, der mir persönlich wegen seiner SM-Thematik nicht ganz so zusagte und von Giulio Ciancamerla, dem Assistant Director des Violent Shit-Remakes (Review hier) stammt. Zugeben muss man allerdings, dass der Film toll aussieht. Allerdings sind hier die beiden zusätzlichen alten Kurzfilme des Rgisseurs interessant, die er wohl im Teenageralter gedreht hat und die durchaus originell sind. Alles in allem ist zu einem Kauf des MBs zu raten, speziell weil ich vermute, dass „Making Off“ tatsächlich das Potential hat zu einem Kultfilm zu werden... ...wenn er dann mal die nötige Aufmerksamkeit bekommt. dia
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